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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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niemandem so anvertrauen wie dir und Briefe sind für gewisse Mitteilungen ungeeignet.
    Schließlich wollen wir den Zensor nicht schockieren! Es ist wunderbar, dass du endlich von David gehört hast, auch wenn sein Brief kurz und steif war. Mit Sicherheit werden seine Briefe vom Militär gelesen, deshalb darfst du nicht erwarten, dass er dir sein Herz ausschüttet. Wenigstens ist er in Sicherheit; das ist das Allerwichtigste. Der Professor hat die Hoffnung nicht aufgegeben, seine Freilassung zu erwirken – wenn nicht umgehend, so doch noch vor der Geburt des Babys. Der gute Mann ist an die bedeutendsten Persönlichkeiten von Kairo herangetreten, sogar an General Maxwell. Dass er seine geliebten Ausgrabungen vernachlässigt und sich die Zeit nimmt, dieser Sache nachzugehen, sollte beweisen – falls ein Beweis überhaupt erforderlich ist –, wie sehr er an David hängt.
    Bislang waren wir noch nicht in der Grabstätte. Du kennst den Professor; jeder Quadratzentimeter Sand muss zunächst durchgesiebt werden. Der Eingang …
    (Die Herausgeberin hat auf die nun folgende Beschreibung verzichtet, da sie von Mrs Emerson wiederholt wird.)

    Im Grunde genommen ist die Exkavation ein Akt der Zerstörung. Ein Ausgrabungsgebiet, eine Grabstätte, einen Tempel oder Ruinen bis auf die untersten Schichten freizulegen bedeutet zwangsläufig, dass alle oberen Schichten für immer verloren sind. Von daher ist es absolut notwendig, ausführliche Berichte darüber anzufertigen, was entfernt wurde. Mein werter Gatte gehörte zu den Ersten, die die Prinzipien moderner Exkavation begründeten: präzise Messungen, exakte Kopien aller Inschriften und Reliefs, begleitende Fotos und die sorgfältige Überprüfung des Gesteins. Ich konnte Emersons hohe Standards nicht kritisieren, dennoch muss ich zugeben, dass ich mir gelegentlich wünschte, er würde nicht so viele Umstände machen und an die eigentliche Arbeit gehen. Ich beging den Fehler, etwas Derartiges zu äußern, als wir die diesjährige Exkavation aufnahmen. Emerson wirbelte mit gebleckten Zähnen und beeindruckend finsterem Gesichtsausdruck zu mir herum.
    »Von allen Menschen solltest du es doch besser wissen! Sobald ein Monument freigelegt ist, ist es der Verwitterung preisgegeben. Erinnere dich, was mit den Mastaben passierte, die Lepsius vor 60 Jahren entdeckte. Viele der von ihm übertragenen Reliefs sind mittlerweile verschwunden, vom Treibsand oder von Grabräubern zerstört, und die Kopien sind beileibe nicht so exakt, wie es wünschenswert wäre. Ich werde die Wände dieser Grabstätte nicht freilegen, ehe ich nicht alle erforderlichen Maßnahmen zu deren Schutz ergriffen habe, oder mich der nächsten Mastaba zuwenden, bevor Ramses nicht jeden verdammten Strich auf jeder verfluchten Wand kopiert hat! Und außerdem –«
    Ich teilte ihm mit, dass er seinen Standpunkt eindeutig zu verstehen gegeben hatte.
    Eines Morgens, wenige Tage nach unserem Gespräch auf der Dachterrasse, hatte ich den anderen zugestanden, schon vor mir aufzubrechen, da ich mit Fatima noch einige häusliche Angelegenheiten besprechen musste. Ich hatte diese kleine Pflicht hinter mich gebracht und war in meinem Zimmer, überprüfte meine Taschen und meinen Gürtel, um sicherzustellen, dass ich alle unverzichtbaren Gegenstände bei mir trug, als es an der Tür klopfte. »Herein«, rief ich, während ich meine Bestandsaufnahme fortsetzte. Pistole und Messer, Feldbecher, Brandyflasche, Kerze und Streichhölzer in einer wasserdichten Schachtel … »Oh, du bist es, Kadija.«
    »Kann ich mit dir sprechen, Sitt Hakim?«
    »Gewiss. Warte einen Augenblick, bis ich mich vergewissert habe, dass nichts fehlt. Notizbuch und Bleistift, Nadel und Faden, Kompass, Schere, Erste-HilfeAusstattung …«
    Über ihr rundes dunkles Gesicht huschte ein Lächeln, während sie mich beobachtete. Aus irgendeinem Grund lösten meine Utensilien, wie ich sie nannte, bei meiner Umwelt außerordentliche Erheiterung aus – bei Emerson eher ausgesprochene Verärgerung, trotz (oder vielleicht auch wegen) der Tatsache, dass das eine oder andere in vielen Situationen zu unserer Rettung beigetragen hatte.
    »Das war’s«, murmelte ich, während ich eine Rolle dickes Seil (hervorragend zum Fesseln überwältigter Widersacher) an meinem Gürtel befestigte. »Was kann ich für dich tun, Kadija?«
    Die Angehörigen der weit verzweigten Familie unseres geschätzten Abdullah waren sowohl Freunde als auch loyale Arbeitskräfte, einige von ihnen

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