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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gerissener, prinzipienloser Mann. In der Vergangenheit hatte er mehrmals um Nefrets Hand angehalten. Vielleicht gab er die Hoffnung nicht auf, sie für sich zu gewinnen – besser gesagt, ihr Vermögen, da er meiner Ansicht nach nicht fähig zu tiefer Zuneigung war. Sie würde ihn heimlich treffen müssen, da er nicht wagte, freimütig in unser Haus zu kommen …
    O nein, sinnierte ich, meine Phantasie geht wieder einmal mit mir durch. Es ist unmöglich. Nefret war gefühlvoll, impulsiv und in mancher Hinsicht ausgesprochen naiv; es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich in den Falschen verliebte, dennoch kannte sie Percys Charakter sicherlich gut genug, um seinen Avancen zu widerstehen. Dass er sein eigenes Kind hartherzig verstoßen hatte, war nur eine seiner vielen verabscheuungswürdigen Verfehlungen. Nefret wusste davon. Sie wusste, dass Percy alles darangesetzt hatte, Ramses die Vaterschaft unterzuschieben. Kadija musste sich irren. Vielleicht hatte es sich bei dem Mann um einen Touristen gehandelt, der nach dem Weg fragte.
    Ich konnte Nefret nicht direkt konfrontieren, andererseits wusste ich, dass mein Seelenfrieden erst wiederhergestellt war, wenn ich mir Gewissheit verschafft hatte. Ich würde sie beobachten und es selbst herausfinden müssen.
    Du meinst wohl, ihr nachspionieren, korrigierte mich mein Unterbewusstsein. Bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um, dennoch schreckte ich nicht zurück vor der Aufgabe. Falls ich sie bespitzeln müsste, würde ich es tun. Das Schlimme daran war, dass ich niemanden um Unterstützung bitten durfte, nicht einmal meinen geliebten Emerson. Emerson vertritt seine konsequenten Methoden im Umgang mit Plagegeistern und Percy verärgerte ihn über die Maßen. Percy einen Kinnhaken zu verpassen und ihn in den Nil zu katapultieren, das würde die Sachlage keineswegs optimieren. Was Ramses anbelangte … Ich schauderte bei der Vorstellung, dass er es herausfand. Keiner von ihnen durfte etwas erfahren. Es lastete, wie üblich, auf meinen schmalen Schultern.
    Als ich mein liebenswertes Ross schließlich entlang der Straße zu den Pyramiden lenkte, überkam mich eine merkwürdige Vorahnung. Eigentlich kaum merkwürdig, da ich diese häufiger habe. Ich wusste, was diese heraufbeschworen hatte. Seit jener Nacht, in der wir Wardani begegnet waren, kreisten meine Gedanken um eine Frage.
    War Sethos in Kairo und ging wieder seinen früheren, schändlichen Geschäften nach? Ich wollte – konnte – nicht glauben, dass er ein Verräter war, doch die Situation begünstigte diese seine Art der Gaunerei. Exkavationen waren rückgängig gemacht worden, viele archäologische Stätten wurden nur unzureichend oder gar nicht bewacht, die Antikenverwaltung war ein einziges Chaos nach Masperos Weggang und sein Nachfolger weilte nach wie vor in Frankreich und leistete Kriegsdienst. Und die Polizei beschäftigte sich mit zivilen Unruhen. Die Gelegenheit für einen Meisterverbrecher! Und auf Grund von Sethos’ Geschick in der Kunst der Tarnung würde er jede von ihm gewählte Identität annehmen können. Eine Reihe wilder Vermutungen schoss mir durch den Kopf: Wardani? General Maxwell?
    Percy?
    Emerson hätte jetzt eingewandt, dass diese Vorstellung selbst für meine herausragende Phantasie zu bizarr sei. Ich prustete los und konzentrierte mich auf Positiveres. Jedes Mal, wenn ich mich den Pyramiden nähere, durchzuckt mich prickelnde Erwartung.
    Die Exkavation der Pyramidenfelder von Gizeh war die Erfüllung eines Lebenstraums, dennoch wurde meine Freude von der Tatsache getrübt, dass wir niemals eine Ausgrabungsgenehmigung erhalten hätten, hätte nicht ein Federstrich Freunde und frühere Kollegen zu Feinden in diesem Land erklärt, in dem sie so lange und effizient gearbeitet hatten. Mr Reisner, der die Konzession für weite Teile der Nekropolis von Gizeh besaß, war Amerikaner und würde bald seine Wintersaison beginnen, die deutsche Gruppe unter Herrn Professor Junker könnte jedoch erst nach Kriegsende zurückkehren.
    Junker selbst hatte Emerson gebeten, ihn zu vertreten.
    Es heißt, dass der Krieg um Weihnachten vorbei sein wird (hatte Junker geschrieben) . Aber das ist ein Trugschluss. Gott allein weiß, wann und wie dieses Grauen ein Ende finden wird. Man mag mich verurteilen, wenn ich um Kunstschätze besorgt bin, obwohl so viele Menschenleben auf dem Spiel stehen, aber Sie, werter Freund, werden mich verstehen; und Sie sind einer der wenigen Männer, in die ich das Vertrauen

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