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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schichten wollener Unterwäsche, falls er die Gouvernante richtig einschätzte. Mausbraunes Haar hing ihr feucht und zerzaust über den Rücken und ihre rundlichen Wangen war verschwitzt. Am anziehendsten wirkten ihre haselnussbraunen Augen. Da er deren penetrantes Starren auf Entsetzen zurückführte, entschied er, dass sie Hilfe und keine Strafpredigt brauchte.
    Er setzte sich neben sie. »Was ist mit deinem Hut geschehen?«, fragte er beiläufig.
    Da sie ihn weiterhin anstarrte, änderte er seine Gesprächstaktik. »Mein Name ist Emerson.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Seltsam«, meinte er kopfschüttelnd. »Wenn ich mir vorstelle, dass ich mich mehr als 20 Jahre lang in meinem eigenen Namen geirrt habe. Ich muss ein ernstes Wort mit meiner Mutter reden.«
    Entweder besaß sie keinen Sinn für Humor oder sie war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Es ist der Name deines Vaters. So nennen ihn die Leute. Ich habe schon von ihm gehört. Von dir auch. Dich nennen sie Ramses.«
    »Unter anderem.« Daraufhin lächelte sie unmerklich. Ihr Lächeln erwidernd fuhr er fort: »Du darfst nicht alles glauben, was du hörst. Ich bin gar nicht so übel, wenn man mich näher kennen lernt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so aussiehst«, murmelte sie.
    Ihr Starren ging ihm allmählich auf die Nerven. »Ist meine Nase blau geworden?«, fragte er. »Oder – wachsen mir etwa Hörner?«
    »Oh.« Sie errötete. »Ich war unhöflich. Entschuldigung.«
    »Keine Ursache. Aber vielleicht sollten wir dieses Gespräch in angenehmerer Umgebung fortsetzen. Bist du jetzt bereit für den Abstieg?« Er stand auf und reichte ihr die Hand.
    Sie presste sich fester gegen den Stein. »Mein Hut«, stam-melte sie.
    »Was ist damit?«
    »Er ist heruntergefallen.« Sie schluckte. »Das Band muss; gerissen sein. Er fiel … er polterte …«
    Er sah hinunter. Man konnte es ihr nicht verübeln, wenn sie die Nerven verlor. Die Pyramidenseite fiel in einem steilen Winkel von ungefähr 50 Grad ab und sie befand sich in einer Höhe von 70 Metern. Zu beobachten, wie der Tropenhelm von Stufe zu Stufe gepoltert war, und sich vorzustellen, es wäre der eigene Körper, musste ein junges Mädchen erschüttern.
    »Der Trick dabei ist, dass man nicht hinunterschauen darf«, sagte er leichthin. »Ich schlage vor, du bleibst mit dem Rücken dicht an der Wand. Ich werde vorgehen und dich von einer Stufe zur nächsten heben. Meinst du, du traust mir das zu?«
    Sie inspizierte ihn von Kopf bis Fuß und vice versa, dann nickte sie. »Du bist sehr stark, nicht wahr?«
    »Stark genug, um ein zartes Geschöpf wie dich hinunterbringen zu können. Und jetzt komm. Nein, nicht die Augen schließen; dann wird dir nur schwindlig. Sieh einfach geradeaus.«
    Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen.
    Zunächst ging er langsam, bis ihre verkrampfte Muskulatur sich entspannte und sie sich vertrauensvoll an ihn klammerte. Sie war leicht wie eine Feder. Er konnte ihre Taille mit seinen Händen umfassen. Sie waren noch ein Stück vom Boden entfernt, als sie lachte und über ihre Schulter zu ihm aufblickte. »Es ist wie Fliegen«, kicherte sie. »Ich habe jetzt keine Angst mehr.«
    »Gut. Halt dich fest, wir sind fast da.«
    »Ich wünschte, wir wären es nicht. Miss Nordstrom wird böse auf mich sein.«
    »Geschieht dir recht. Du hast dich sehr töricht verhalten.«
    »Trotzdem bin ich froh, dass ich es gemacht habe.«
    Eine Menschentraube hatte sich am Fuß des Monuments versammelt. Die nach oben gerichteten Gesichter waren kaffeebraun, olivenfarben und sonnengerötet. Eines hatte einen besonders anziehenden Mahagoniton. Seine Mutter musste seinen Vater geschickt haben, um ihn nach Hause zu holen; er hatte mal wieder jedes Zeitgefühl verloren.
    Von der letzten Stufe sprang er zu Boden und hob die Kleine hinunter. Als er sie auf ihre Füße stellen wollte, taumelte sie gegen ihn und umklammerte seinen Arm.
    »Mein Knöchel. Er tut so weh!«
    Da sie zu stürzen drohte, hob Ramses sie hoch und drehte sich unter dem Beifall des Publikums um. Die Engländer und Amerikaner lachten, die Ägypter brüllten und sein Vater schob sich durch die Reihen der Zuschauer.
    Emersons Züge spiegelten wohlwollende Anerkennung; als er das Mädchen bemerkte, grinste er. »Alles in Ordnung mit dir, mein Kind?«, erkundigte er sich. »Gut gemacht, Ramses. Würde es dir etwas ausmachen, mich der jungen Dame vorzustellen?«
    »Leider habe ich vergessen, sie nach ihrem Namen zu fragen«, erwiderte

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