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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hat mich einfach mitgenommen und hergebracht. Er ist so freundlich.« Sie warf Emerson einen bewundernden Blick zu.
    »Ja«, sagte ich. »Und gedankenlos. Emerson, was hast du mit der Gouvernante gemacht?«
    »Ramses wird sie herbringen. Ist der Tee fertig? Ich bin sicher, unser Gast ist erschöpft und durstig.«
    Er wies mich auf meine Manieren hin – etwas, wozu er nur selten Gelegenheit hat –, also läutete ich nach Fatima und bat sie, den Tee zu servieren. Dann kniete ich mich vor das Mädchen und zog ihr Schuh und Strumpf aus. Sie protestierte, doch dem schenkte ich natürlich keine Beachtung.
    »Ich kann keine Schwellung feststellen«, verkündete ich, während ich den schlanken, staubigen, entblößten Knöchel inspizierte. »Oh – Verzeihung, Miss Melinda! Habe ich dir wehgetan?«
    Ihre unwillkürliche Bewegung beruhte nicht etwa auf Schmerzen. Sie hatte sich zur Tür gedreht. »Meine Freunde nennen mich Molly«, murmelte sie.
    »Ah, da bist du ja«, sagte Emerson zu Ramses, der soeben eingetreten war. »Was hast du mit der Gouvernante gemacht?«
    »Und was hast du mit deinem Tropenhelm gemacht?«, bohrte ich. Genau wie sein Vater verliert Ramses ständig seine Kopfbedeckungen. Er fuhr sich mit der Hand über seine zerzausten Locken und versuchte, sie zu glätten. Er überhörte meine Frage, vermutlich, weil er es selbst nicht wusste, und antwortete seinem Vater.
    »Sie wird in Kürze hier sein. Vor ein paar Minuten habe ich die Kutsche überholt.«
    »Beeil dich und wasch dich«, wies ich ihn an. »Du siehst noch unordentlicher aus als sonst. Was hast du nur wieder angestellt?«
    »Mich gerettet«, warf Miss Molly ein. »Bitte, schelten Sie ihn nicht. Er war großartig!«
    Ramses verschwand, geräuschlos wie immer, und ich entgegnete: »Ich dachte, der Professor hätte dich gerettet.«
    »Nein, nein«, räumte Emerson ein. »Ramses hat sie von der Pyramide heruntergeholt. Sie hat sich den Fuß verletzt, verstehst du, und –«
    »Und den Kopf verloren.« Das Mädchen lächelte schüchtern. »Ich hatte solche Angst, wollte keinen Schritt weitergehen. Ich habe mich wie eine Vollidiotin verhalten. Mrs Emerson, Sie waren so nett – darf ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten? Wäre es möglich, dass ich mir Gesicht und Hände wasche und mich ein bisschen frisch mache?«
    Das war ein verständliches Anliegen, auf das ich selbst hätte kommen müssen. Bevor ich jedoch reagieren konnte, fand eine weitere Unterbrechung in Form einer großen, schwarz gekleideten Frau statt, die zu dem Mädchen eilte und es mit Vorwürfen und Ermahnungen überschüttete. Ihre Identität steht völlig außer Zweifel, dachte ich bei mir. Ich beruhigte die Frau und führte die beiden in eines der Gästezimmer. Emersons Angebot, Miss Molly zu tragen, lehnte Miss Nordstrom unmissverständlich ab und funkelte ihn an, als verdächtigte sie ihn übelster Machenschaften mit ihrem Zögling. Sie stützte das Mädchen und führte es weg.
    Bei ihrer Rückkehr saßen wir um den Teetisch versammelt, auch Nefret, die den Nachmittag im Hospital verbracht hatte.
    »Da sind sie«, bemerkte ich. »Ich habe Miss Forth gerade von deinem Abenteuer berichtet. Nefret, ich möchte dir Miss Nordstrom und Miss Melinda Hamilton vorstellen.«
    Als Emerson ihr behilflich sein wollte, winkte die Gouvernante ab und schob ihren Schützling in einen Sessel. Das äußere Erscheinungsbild des Kindes hatte sich ausgesprochen vorteilhaft verändert. Ihr Haar war mit einem weißen Band zusammengebunden und ihr Gesicht rosig von einer intensiven Reinigungsaktion. Sie trug wieder Schuh und Strumpf. Natürlich, dachte ich, eine Frau wie Miss Nordstrom würde es für unschicklich halten, in Gegenwart eines Mannes irgendeinen Teil der unteren Körperregionen zu enthüllen.
    »Ist das nicht unklug?« Ich deutete auf den beschuhten Fuß. »Ein enger Stiefel führt zu Schmerzen, falls ihr Fuß anschwillt. Vielleicht sollte Miss Nefret einen Blick darauf werfen. Sie ist Ärztin.«
    »Nicht nötig«, meinte Miss Nordstrom, Nefret mit skeptischem Erstaunen musternd.
    Nefret lächelte. Sie war es gewohnt, dass man auf diese Enthüllung ungläubig oder missbilligend reagierte. »Ich würde es gern tun.«
    Als das Angebot erneut abgelehnt wurde, beharrte sie nicht weiter darauf. Eine Tasse Tee vertrieb die üble Stimmung der Gouvernante. Sie entschuldigte sich, dass sie uns zur Last fielen.
    »Aber keineswegs«, erwiderte ich. »Sie sind neu in Kairo, glaube ich? Wie gefällt es

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