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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auf.«
    Sie ließ Miss Molly keine Wahl, zog sie hoch und umklammerte energisch ihren Arm.
    »Bist du wirklich Ärztin?«, erkundigte sich das Mädchen.
    »Ja.«
    »Ist das nicht ein anstrengender Beruf?«
    »Doch, sehr anstrengend«, erwiderte Nefret ziemlich ungehalten.
    Da Miss Nordstrom nervös im Zimmer auf und ab schritt, beeilten wir uns, sie zu ihrer wartenden Kutsche zu bringen, und trennten uns überschwänglich freundlich.
    »Warum hast du mich mit dieser grässlichen Frau allein gelassen?«, knurrte Emerson.
    »Pst! Warte, bis sie weit genug weg sind, bevor du anfängst, über sie herzuziehen«, riet ich.
    »Interessiert mich nicht, ob sie es hört. Weißt du, sie ist entsetzlich streng zu dem Kind. Sie hat selber zugegeben, dass sie ihr so gut wie nichts zeigt. Kannst du dir vorstellen, Peabody – das war ihr erster Ausflug nach Gizeh, und in Sakkara oder Abu Roasch sind sie auch noch nicht gewesen!«
    »Eine grässliche Unterlassungssünde, in der Tat«, lachte ich. »Nicht jeder interessiert sich für antike Stätten, Emerson.«
    »Sie würde sich dafür interessieren, wenn man ihr die Gelegenheit gäbe«, beharrte Emerson. »Als ich sie herbrachte, hat sie mich mit Fragen überschüttet. Peabody, warum schreibst du nicht an ihren Onkel und fragst ihn, ob sie uns gelegentlich besuchen darf?«
    »Dann ist Miss Nordstrom mit von der Partie.«
    »Hölle und Verdammnis. Das ist vermutlich der Fall.« Emerson überlegte. »Ich hab’s. Wir könnten sie und ihren Onkel doch zum Weihnachtsessen einladen, was? Sie ist ein aufgewecktes, fröhliches Geschöpf und scheint sich bei uns wohl zu fühlen, meinst du nicht?«
    »Oh, doch«, warf Nefret ein. »Zweifellos.«
Aus Briefsammlung B
    Liebste Lia,
    du hast absolut Recht, wenn du mir vorwirfst, eine schlechte Briefpartnerin zu sein. Das Leben hier ist so ruhig und langweilig, dass ich nur wenig mitzuteilen weiß. Nicht, dass ich nicht stundenlang plaudern könnte, wenn du hier wärst! Wir haben immer Gesprächsstoff, nicht wahr? Was soll’s, der Krieg kann nicht mehr lange dauern, und dann sind wir wieder zusammen, mit einem kleinen Erdenbürger, dem wir die Archäologie nahe bringen! Der Professor ist ein wenig schwermütig; er würde das nie zugeben, da er es verabscheut, wenn man ihn für sentimental hält, trotzdem glaube ich, dass er sich nach Sennia sehnt. Du weißt, wie sehr er Kinder mag. Gestern ist etwas recht Amüsantes vorgefallen; er kam von der Exkavation nach Hause, begleitet von einem neuen Liebling – einem jungen englischen Mädchen, das auf halber Höhe der Großen Pyramide herumlungerte. Sie war wie viele andere in Panik geraten und wollte sich von ihren Führern nicht helfen lassen, also holte man Ramses. Er brachte sie sicher wieder nach unten, doch sie behauptete, sich den Fuß verstaucht zu haben, und der Professor bestand darauf, dass sie mit zu uns kam, um ihn untersuchen zu lassen. Sie wurde von einer ausgesprochen energischen Gouvernante begleitet, die sie schleunigst wieder mitnahm, sobald es die Regeln der Höflichkeit zuließen. Dennoch befürchte ich, dass wir sie nicht zum letzten Mal gesehen haben.
    Warum sage ich »befürchten«? Nun, meine Liebe, du weißt, welche Wirkung Ramses auf weibliche Wesen jedes Alters hat, vor allem, wenn er seine Reserviertheit ablegt, wie er es bei Kindern macht, und ihnen sein aufrichtiges Lächeln schenkt, statt dieses Zuckens seiner Mundwinkel, was für gewöhnlich seine leichte Belustigung oder Freude andeutet. Er hat ein umwerfendes Lä cheln – etwas Derartiges haben mir zumindest einige von ihm faszinierte Frauen zu verstehen gegeben. Diesmal ist es keine Frau, sie ist erst zwölf, aber welches weibliche Geschöpf könnte einem attraktiven, sonnengebräunten, athletischen jungen Retter widerstehen? Ihrem Knöchel fehlte nichts. Ich hoffe, sie macht uns keine Schwierigkeiten.
3. Kapitel
    »Die Musik«, bemerkte Ramses, »ist eines der effizientesten Instrumentarien der Kriegsmaschinerie.« Diese prägnante Stellungnahme entging niemandem, der an der Terrassenbrüstung des Shepheard’s lehnte, wo wir die Militärkapelle beobachteten, die in Richtung der Ezbekieh-Gärten marschierte. Heute waren die Musiker vor dem Hotel stehen geblieben, traten auf der Stelle und legten (so könnte man annehmen) eine Verschnaufpause ein, bevor die Parade weiterzog. Die leuchtend rotweißen Uniformen waren an Protzigkeit kaum zu überbieten und das Sonnenlicht spiegelte sich in dem auf Hochglanz polierten

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