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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dazu.
    Mein weiteres Motiv gestand ich mir selbst nur ungern ein. Was hatten wir schließlich mit Spionen zu schaffen? Diese Burschen dingfest zu machen lag in der Verantwortung der Polizei und des Militärs. Doch der Keim des Misstrauens, das Nefret gesät hatte, fand seinen Nährboden in meinen Überlegungen; wann immer ich ihn mit meiner Ratio auszumerzen versuchte, spross ein neuer grüner Schössling. Falls Sethos sich in Kairo aufhielt, waren wir die Einzigen, die eine Chance hatten, ihn zu stellen – die Einzigen, die mit seinen Methoden vertraut waren, die ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen hatten … nun ja, einige seiner vielen Gesichter.
    Mittlerweile fragte ich mich, ob Emerson derselbe Gedanke gekommen war. Ungewollte und doch tiefe Eifersucht sowie berufsbedingte Ressentiments brodelten in ihm; nichts hätte ihm größere Genugtuung verschafft, als den Meisterverbrecher vor Gericht zu stellen. War er in diesem Augenblick auf Sethos’ Spur? Warum sollte er sich ansonsten zu einem anregenden Gespräch mit einem Mann wie Philippides herablassen?
    Ich war fest entschlossen, ihn zur Rede zu stellen, nahm aber nicht an, dass er die Wahrheit eingestehen würde. Gütiger Himmel, schoss es mir durch den Kopf, wenn ich Emerson und Nefret bespitzeln muss, dann bin ich vollauf beschäftigt.
    Als er nach wenigen Minuten zu uns stieß, waren seine aristokratische Denkerstirn gerunzelt und seine weißen Zähne entblößt – vermutlich nicht zu einem Lächeln. Statt uns höflich zu begrüßen, warf er sich auf einen Stuhl und polterte los: »Was hast du jetzt wieder angestellt, Ramses?«
    »Angestellt?« Ramses hob die Brauen. »Ich?«
    »Ich wurde soeben informiert«, führte Emerson aus, während er dem Kellner winkte, »noch dazu von diesem Vollidioten Pettigrew, dass du abfällige Kommentare abgegeben hast, während die Kapelle patriotische Rhythmen spielte.«
    »Ich sprach über Plato«, erwiderte Ramses.
    »Großer Gott«, entfuhr es seinem Vater gewissermaßen verblüfft. »Weshalb?«
    Ramses erklärte es ihm – ausführlicher als meiner Ansicht nach erforderlich. Schließlich steigerte er sich in das Thema hinein und war nicht mehr zu bremsen. »Bald werden die sentimentalen Balladen zu neuem Leben erweckt, die Tod und Kampf romantisch verklären. Der Landserjunge, der von seinem geliebten alten Mütterlein träumt, das Schätzchen, das tapfer lächelt, als sein Liebster in den Krieg zieht –«
    »Hör auf damit«, zischte Nefret.
    »Tut mir wirklich Leid«, entgegnete Ramses, »wenn du meine Äußerungen anstößig findest.«
    »Eher eindeutig provokant. Was sollen die anderen Gäste denken?«
    »Wenn sie ein philosophischer Exkurs verärgert –«
    »Hört auf, ihr beiden«, entfuhr es mir.
    Rosige Flecken zeichneten sich auf Nefrets glatten Wangen ab, Ramses biss die Zähne zusammen. Zwangsläufig musste ich Nefret zustimmen. Ramses hatte seine frühere Angewohnheit zwar fast abgelegt, in epischer Breite über Themen zu dozieren, die nur darauf abzielten, den Zuhörer (für gewöhnlich seine Mutter) zu verärgern; dieser Rückfall war meiner Meinung nach beabsichtigt.
    Die Hotelterrasse des Shepheard’s war schon seit Jahrzehnten ein beliebter Treffpunkt. An jenem Nachmittag war es dort noch voller als gewöhnlich. Alle FirstclassHotels waren zum Bersten gefüllt. Das Kriegsministerium logierte in einem Teil des Savoy; kaiserliche und britische Truppen strömten in die Stadt. Trotz der vielen Uniformen hatte sich das Shepheard’s jedoch kaum verändert – weißer Damast und feinstes Porzellan auf den Tischen, Kellner, die geschäftig hin und her eilten und Speisen und Getränke servierten, elegant gekleidete Damen und untersetzte Herren in blütenweißem Leinen. Bislang hatte der Krieg die Usancen der anglo-ägyptischen Gesellschaft nur wenig beeinflusst; ihre Mitglieder amüsierten sich kaum anders als in England: Die Damen machten Höflichkeitsbesuche und tauschten Gesellschaftsklatsch aus, die Herren frequentierten ihre Clubs – und fachsimpelten. Eine weitere Form des Amüsements – zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts – resultierte aus Langeweile und eingeschränkten sozialen Kontakten. Ich glaube, ich brauche das nicht zu vertiefen.
    Ich blickte auf die an meinem Revers befestigte Uhr. »Sie kommt spät.«
    Auf Grund dieser harmlosen Bemerkung brach Emerson mitten im Satz ab und musterte mich stirnrunzelnd.
    »Sie? Wer? Verflucht, Peabody, hast du irgendeine dieser albernen

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