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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…« Ramses wollte sich erheben.
    »Warte. Willst du denn nichts über deinen Cousin erfahren?«
    »Was führt dich zu dieser Annahme?«
    »Zwei Überlegungen. Entweder willst du ihm die … bedauerliche Sache heimzahlen, die er dir vor einigen Jahren anzuhängen versuchte, oder du hast ihm verziehen und hoffst, ihn meinem schlechten Einfluss zu entziehen.« Selbstgefällig grinsend hielt er ihm eine Zigarettendose hin. »In der Stadt wird gemunkelt, dass er versucht, sich erneut bei dir und deiner Familie einzuschmeicheln.«
    Ramses nahm eine Zigarette und zündete sie langsam an, während er diese beeindruckende Argumentation auf sich wirken ließ. Er hatte das Gefühl, in ein strategisches Wortspiel verwickelt zu sein, und sein Gegner taktierte weitaus geschickter als er. Wie viel wusste el-Gharbi von dieser »bedauerlichen Sache«? Das Mädchen, das Percy geschwängert hatte, stammte nicht aus seinem Stall, dennoch wusste vermutlich jede Prostituierte und jeder Zuhälter im Rotlichtmilieu um die Identität von Sennias Vater. Der Rest der Geschichte und Percys diesbezügliche Beteiligung waren nicht allgemein bekannt. Und doch hatte el-Gharbi von Vergeltung gesprochen …
    Als Ramses aufblickte, begegnete er einem Paar stechender brauner Augen, die Wimpern getuscht, die Lider mit Kajal umrahmt. »Lass dich nicht täuschen«, meinte der Zuhälter, kaum die Lippen bewegend. »Wenn er betrunken ist, brüstet er sich mit seiner Tat. Wusstest du, dass dein erstes Zusammentreffen mit dem Kind kein Zufall war? Dass er es arrangierte – dass er sie lehrte, dich Vater zu nennen – dass er Kalaan dafür bezahlte, dass dieser sie und ihre Mutter in euer Haus brachte, um dich vor deinen Eltern und der von dir geliebten Frau zu beschämen? Ah. Wie ich sehe, erzähle ich dir nichts Neues. Aber wusstest du auch, dass er seinen Plan einem gewissen ehrbaren Gentleman schilderte, der die Dame ebenfalls liebte? Dein Cousin hat es so eingefädelt, dass besagter Gentleman sie erwartete, als sie an jenem Tag überstürzt das Haus verließ; er tröstete sie, bestätigte die über dich verbreiteten Lügen und überredete sie, ihn zu heiraten. Im Gegenzug versprach er ihr, keine Forderungen an sie zu stellen und sie freizugeben, falls und wann immer sie es wünschte. Er ließ sie in dem Glauben, er wäre krank und hätte nur noch wenige Monate zu leben. Eine wenig überzeugende Geschichte, ehrlich gesagt, aber wie ich hörte, ist sie von Natur aus impulsiv.«
    »Wir wollen nicht über sie reden.«
    El-Gharbi schlug seine beringten Hände vor seine angemalten Lippen, wie ein Kind, das sich verplappert hat. Seine Augen strahlten vor boshaftem Vergnügen. »Also habe ich dir letztlich doch etwas berichtet, was du noch nicht wusstest. Warum hasst er dich so sehr?«
    Ramses schüttelte den Kopf, völlig verblüfft über elGharbis letzte Enthüllung. Er fürchtete, aus seiner Bestürzung heraus vielleicht mehr preiszugeben, als ihm lieb war.
    »Nun gut«, meinte der Zuhälter. »Du wandelst unter gezückten Dolchen, Bruder der Dämonen. Sei auf der Hut. Dein Cousin hat noch weniger Skrupel als ich.«
    Er klatschte in die Hände. Daraufhin wurden die Türvorhänge von einem Diener beiseite geschoben. Das Gespräch war beendet. Ramses sprang auf. »Danke für die Warnung. Ich frage mich nur …«
    »Warum ich mich der Mühe unterziehe, dich zu warnen? Weil ich hoffe, dass du mir Zeit und Mühen ersparst. Und weil du aufrichtig und jung und sehr attraktiv bist.«
    Ramses hob seine buschigen grauen Augenbrauen und die groteske Gestalt schüttelte sich vor verhaltenem Lachen. »Meine Augen sehen dein wahres Gesicht, Bruder der Dämonen. Geh jetzt mit Musa; er wird dir einen weniger frequentierten Ausgang zeigen als den, den du vorhin benutzt hast. Ich zähle auf deine Diskretion, wie du der meinigen vertrauen musst. Allah sei mit dir. Diesen Schutz wirst du brauchen, denke ich.«
    Ramses folgte dem schweigenden Diener durch die schwach beleuchteten Flure. Sein Verstand war wie betäubt, während er die Informationen zu verarbeiten versuchte, die el-Gharbi ihm wie eine Feuersalve entgegengeschmettert hatte. Jahrelang hatte er sich das Hirn wegen Nefrets überstürzter Heirat zermartert, jeden Verdacht einer Beteiligung Percys als Wunschdenken und verletzten Stolz abgetan; schlimmer noch als das war jedoch die Furcht gewesen, dass sie sich ihm in jener Nacht aus Mitleid hingegeben hatte, nachdem er ihr schließlich seine Liebe eingestanden hatte.

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