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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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man eingezogen hatte. Bertie war bei Mons leicht verwundet worden, inzwischen jedoch wieder militärisch aktiv.
    Also verschickte ich meine Einladungen und nahm andere an. Wie stets monierte Emerson, dass ihm diese Zeit bei seiner Arbeit fehlen würde, und auf meine Frage, ob er etwas dagegen habe, an einem Kostümball im Shepheard’s teilzunehmen, entrüstete er sich dermaßen, dass ich mich gezwungen sah, die Tür meines Arbeitszimmers zu schließen, wo unser Gespräch stattfand.
    »Gütiger Himmel, Peabody, hast du vergessen, was auf unserem letzten Maskenball passierte? Wäre ich nicht in sprichwörtlich letzter Sekunde eingeschritten, hätte dich ein ausgesprochen unangenehmer Schurke entführt, den du für mich gehalten hast! In diesen Kostümen erkennt doch keiner den anderen nicht«, fügte Emerson auf Grund seiner übersteigerten Erregung etwas wirr hinzu.
    Er wirkte so anziehend mit seinen funkelnden saphirblauen Augen, den strahlend weißen Zähnen, dem Grübchen in seinem zornbebenden Kinn, dass ich ihn einfach ein bisschen aufziehen musste. »Also, Emerson, du weißt doch genau, wie sehr du es genießt, dich zu maskieren. Vor allem mit Bärten! Es ist höchst unwahrscheinlich, dass etwas Derartiges erneut passiert. Ich hatte ohnehin an ein spärlicheres Kostüm für dich gedacht. Du hast so wohlgeformte Waden, wie wäre es da mit einem römischen Zenturio oder einem Schotten im Kilt oder vielleicht einem Pharao –«
    »Lediglich mit einem Lendenschurz und einem Perlenkragen bekleidet?« Emerson blickte mich finster an. »Und du in einem dieser durchsichtigen, plissierten Gewänder, als Nofretete? Also, Peabody … Oh. Du scherzt, oder?«
    »Ja, mein Schatz.« Ich lachte. »Wir brauchen nicht teilzunehmen, wenn du nicht willst, der Ball ist erst in einigen Wochen. Jetzt machst du dich besser auf den Weg. Ich werde noch diese Mitteilungen fertig stellen, ehe ich nachkomme.«
    Überzeugt, dass die Diskussion beendet war, wandte ich mich wieder meinem Schreibtisch zu und griff zum Federhalter.
    »Ehrlich gesagt, ich würde dich gern als Nofretete sehen.« Emerson trat hinter mich und legte seine Hand auf meine Schulter.
    »Also, Emerson, du weißt, dass ich dieser eleganten Dame nicht im Entferntesten ähnlich bin. Ich bin zu – mein Lieber, was machst du da?«
    In der Tat wusste ich sehr genau, was er da machte. Er zog mich hoch und umarmte mich stürmisch. »Ich ziehe dich Nofretete, Kleopatra oder der schönen Helena vor«, murmelte er an meiner Wange.
    »Jetzt?«, entfuhr es mir.
    »Warum nicht?«
    »Nun, erstens ist es acht Uhr morgens und zweitens erwartet man dich in Gizeh und … und …«
    »Sollen sie doch warten.«
    Es war wie in alten Zeiten, als Emerson seine stürmische Zuneigung an Orten und unter Bedingungen demonstrierte, die manch einer für unschicklich halten könnte. Ich war nie in der Lage, ihn abzuweisen – genau wie jetzt. Als er mich verließ, erfreute ich mich weitaus besserer Stimmung. Leise summend kehrte ich zurück in mein Arbeitszimmer und erledigte meine Korrespondenz.
    Erst als die Euphorie dieses kleinen Zwischenspiels nachließ, keimte in mir ein Verdacht auf. Emersons Beweise seiner Zuneigung sind häufig spontan und stets überwältigend. Er weiß sehr wohl, wie sie mich berühren, und er würde sie auch als Ablenkungsmanöver einsetzen.
    Ich legte meinen Federhalter aus der Hand und überdachte unser Gespräch. War seine plötzliche Bereitschaft, seinen Aufbruch zu verzögern, nicht etwas ungewöhnlich gewesen? Normalerweise konnte er es kaum erwarten, zu seiner Ausgrabungsstätte zu kommen, und drängte alle anderen zur Eile. Wir hatten über Kostüme und Verkleidungen geredet, und wenn ich es mir recht überlegte, war dieser verschlagene Blick in seine Augen getreten, als ich Bärte erwähnte … Zur Hölle mit diesem Mann, fluchte ich im Stillen, er führt irgendetwas im Schilde! Trotz seiner anders lautenden Beteuerungen wusste ich, dass er darauf brannte, sich in irgendeiner Form am Kriegsgeschehen zu beteiligen. Er sympathisierte mit Ramses’ pazifistischer Einstellung, teilte sie aber nicht völlig, und ich vermutete, dass er im Grunde genommen eine Gelegenheit suchte, um getarnt die Straßen Kairos unsicher zu machen und Spione und ausländische Agenten aufzuspüren. Dagegen hatte ich wenig einzuwenden, solange er nicht versuchte, mich daran zu hindern, das Gleiche zu tun.

    Auf Emersons Bitte hin hatte ich Major Hamilton geschrieben und ihn und seine Nichte

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