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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zum Tee eingeladen. Am Nachmittag darauf erhielt ich seine knapp gehaltene Antwort. Nefret war mit ihrer eigenen Post beschäftigt; was sie gerade las, schien sie brennend zu interessieren.
    Wir saßen auf der Dachterrasse und warteten darauf, dass die anderen von der Exkavation heimkehrten. Schon mehrere Tage lang hatte ich die Mitteilungen und Briefe durchgesehen, die während unserer Abwesenheit eintrafen. Natürlich hätte ich niemals einen an Nefret adressierten Umschlag geöffnet; ich wollte lediglich wissen, ob Percy die Dreistigkeit besaß, mit ihr zu korrespondieren. Bislang hatte sie nichts Verdächtiges erhalten, aber heute hatte sie den Postkorb auf dem Tisch in der Eingangshalle noch vor mir inspiziert.
    »Doch hoffentlich keine schlechten Nachrichten?«, erkundigte ich mich, als ich eine winzige Falte auf ihrer Stirn bemerkte.
    »Was?« Abrupt sah sie auf. »Oh. Nein, nichts dergleichen. Nur eine Einladung, die ich nicht annehmen werde. Hast du irgendetwas Interessantes bekommen?«
    »Ich habe Nachricht von Major Hamilton – du weißt, der Onkel der jungen Dame, die neulich hier war. Eine recht merkwürdige Mitteilung. Was meinst du?«
    Ich reichte ihr den Brief in der Hoffnung, dass sie diesen Vertrauensbeweis erwidern würde. Nichts dergleichen. Sie faltete ihren eigenen Brief und ließ ihn in ihre Rocktasche gleiten, bevor sie das Blatt aus meiner Hand nahm. Während sie las, entwich ihren Lippen ein leiser Pfiff.
    »Merkwürdig? Eher unhöflich. Aus den Formulierungen, mit denen er deine Einladung ablehnt, wird klar ersichtlich, dass er kein Interesse an unserer Bekanntschaft hat, geschweige denn die Absicht, seiner Nichte einen erneuten Besuch zu gestatten. Warum, sagt er nicht.«
    »Ich glaube, ich kann es mir denken.«
    Nefret musterte mich verblüfft. »Ich war mir nicht im Klaren, dass du es weißt.«
    »Was weiß?«
    Sie schien ihre spontane Äußerung zu bereuen, doch mein durchdringender Blick verlangte unmissverständlich eine Antwort. »Dass Ramses dem Major Mrs Fortescue ausgespannt hat.«
    »Welch unfeine Ausdrucksweise! Soll das heißen, dass Ramses und diese Frau – äh – liiert sind? Sie ist alt genug, um seine Mutter zu sein. Was ist mit ihrem anderen Verehrer – diesem französischen Grafen?«
    Nefret spitzte ihre wohlgeformten Lippen. »Ich verabscheue diese Art von Klatsch, dennoch wünschte ich, du würdest mit Ramses reden. Vermutlich wird der Major ihn lediglich brüskieren, der Graf hingegen hat angedroht, ihn herauszufordern.«
    »Zum Duell meinst du? Wie absurd.«
    »Nicht für den Grafen. Er ist ein richtiger Galan, im europäischen Sinne. Mit Handkuss und Hacken zusammenschlagen.«
    »Du kennst ihn?«
    »Beiläufig. Na ja, ich wage zu behaupten, dass nichts passieren wird. Es gibt noch einen weiteren Grund, warum der Major möglicherweise nicht daran interessiert ist, die Bekanntschaft mit uns zu vertiefen. Welcher verantwortungsvolle Vormund würde einem jungen Mädchen erlauben, sich mit einem Mann anzufreunden, der nicht nur ein Pazifist und ein Feigling, sondern auch ein notorischer Schürzenjäger ist!«
    »Nefret!«
    »Verzeih, Tante Amelia! Aber genau das sagt man ihm nach, weißt du. Alle wissen, dass die Geschichten nicht zutreffen, und doch werden sie verbreitet, und wir können verflucht nichts dagegen unternehmen!«
    »Irgendwann sind sie vergessen«, sagte ich und wünschte, ich könnte es glauben.
    Die Zornesröte wich aus ihren Wangen und sie schüttelte lächelnd den Kopf. »In gewisser Weise provoziert er sie. Man kann es der Kleinen kaum verübeln, dass es ihr den Boden unter den Füßen wegzog.«
    »Im sprichwörtlichen wie im übertragenen Sinn, glaube ich. Meine liebe Nefret, er hat es nicht provoziert; einmal darum gebeten, musste er das Kind retten.«
    »Es geht nicht darum, was er tut, sondern wie er es tut!«
    Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. »Ich weiß, was du meinst. Nun, meine Liebe, er wird es nicht wieder tun – wenigstens nicht bei Miss Hamilton. Der zwar unhöfliche Brief des Majors enthebt mich einer Verantwortung, die ich nur zu gern umgehe. Emerson wird allerdings enttäuscht sein.«
    Als Emerson auftauchte, begleiteten ihn Cyrus und Katherine Vandergelt, die mit uns zu Abend essen und die Oper besuchen wollten. Ich nahm an, dass sie mit ihrem Wagen gekommen waren, da beide entsprechende Kleidung trugen. Cyrus hatte etwas von einem Dandy; sein Staubmantel war aus feinstem weißem Leinen und seine Kappe mit einer

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