Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
ihm weggenommen, bevor er den Stift herausziehen konnte.«
    Nefret weigerte sich, ihren Patienten zu verlassen, bis ein Krankenwagen eintraf. Er war immer noch bewusstlos, als man ihn fortschaffte. Zu diesem Zeitpunkt war die Polizei am Ort des Geschehens und die Soldaten hatten sich zerstreut. Percy war als einer der Ersten verschwunden, ohne ein weiteres Wort mit uns zu wechseln.
    Emerson half Nefret beim Aufstehen. Ihr hübsches Kleid war ruiniert; die Straßen Kairos sind mit den übelsten Substanzen bedeckt, von denen Staub noch die harmloseste ist. Ramses inspizierte sie kritisch und schlug vor, sie umgehend nach Hause zu bringen.
    »Soll ich fahren, Vater?«
    Da Emerson natürlich ablehnte, kletterten die jungen Leute in den Fond, und ich nahm den Platz neben meinem Gatten ein. Auf meine Bitte hin fuhr er etwas langsamer als sonst, so dass wir uns unterhalten konnten.
    »Ob Percy tatsächlich einem Terroristen eine funktionsfähige Granate abgenommen hat?«, hub ich an.
    »Keine Ahnung«, brummte Emerson, während er die Hupe betätigte. Ein Radfahrer schlingerte uns hektisch aus dem Weg, und Emerson fuhr fort: »Als ich eintraf, war ein nettes kleines Handgemenge im Gange. Ramses – der einen geringen Vorsprung hatte – und Percy versuchten, den vermeintlichen Anarchisten und seine mit Stöcken und Steinen bewaffneten Anhänger abzuwehren. Die meisten ließen ihre Waffen fallen und machten sich davon, als unsere Verstärkung eintraf, allerdings …« Emerson hüstelte.
    »Der Exodus begann, sobald sie dich erkannten«, warf ich ein. »Nun, mein Lieber, das erstaunt mich nicht. Was mich erstaunt, ist die Tatsache, dass der Anführer Granaten hatte, die anderen aber lediglich Stöcke und Steine.«
    »Ich glaube nicht, dass die anderen daran beteiligt waren«, räumte Emerson ein. »Sie reagierten aus reiner Solidarität, als sie sahen, dass ein Ägypter von Soldaten angegriffen wurde. Es war ein schlichtweg dilettantischer Versuch. Die erste Granate hinterließ lediglich ein Loch im Straßenpflaster und verletzte einen Esel.« Er drehte den Kopf und brüllte: »Hast du den Burschen erkannt, Ramses?«
    »Nein, Sir. Sir – diese Droschke –«
    Emerson malträtierte die Bremse. »Ich auch nicht. Er wirkte wie ein harmloser Straßenverkäufer. Wesentlich aufschlussreicher ist die Überlegung, woher er moderne Waffen hatte.«
    »Die Antwort auf diese Frage wird die Polizei ihm zweifellos abpressen«, sagte ich grimmig.
    »Sei nicht melodramatisch, Peabody. Das ist nicht mehr das Ägypten, wie wir es noch kennen; selbst in den Provinzen sind Karbatsche und Folter verboten.«
    Hektisch wich Emerson einem Kamel aus. Kamele lassen niemandem das Vorrecht, auch nicht Emerson. Ich umklammerte meinen Hut und wies ihn milde zurecht.
    »Es war die Schuld dieses Kamels«, meinte Emerson. »Alles in Ordnung dahinten, Nefret?«
    »Ja, Sir.«
    Das war das Einzige, was beide Kinder während der Fahrt äußerten. Emerson erwähnte nur noch eine Sache. »Wie auch immer, Peabody, irgendjemand findet besser schleunigst heraus, wie dieser Bursche in den Besitz von Granaten gelangt ist. Wo zwei sind, da können auch mehr sein.«
Aus Manuskript H
    Ich glaube, ich werde alt, sinnierte Ramses. Es fällt mir von Mal zu Mal schwerer, meine Tarnung genauestens zu reflektieren.
    Ein Blick in den hohen Spiegel neben dem Diwan, auf dem er saß, vergegenwärtigte es ihm erneut: graues Haar, faltiges Gesicht, Fes, eine glitzernde Anstecknadel, mit Ringen überhäufte Finger. In dem Raum befanden sich unzählige Spiegel, ganz zu schweigen von den Perlenvorhängen, den weichen Kissen und den so übertrieben vergoldeten Möbeln, dass sie selbst im diffusen Licht schimmerten. In einiger Entfernung, gedämpft durch die schweren Samtportieren vor den Fenstern und Türen, vernahm er lachende Frauenstimmen und leise Musik. Die Luft war heiß und stickig und erfüllt von einem schweren Duft.
    Unsichtbare Hände zogen den Vorhang beiseite und eine Gestalt trat ein. Sie war in weite weiße Gewänder gehüllt, die bei ihrem Näherkommen flatterten. Ramses blieb sitzen. Es wäre schwierig gewesen, die Etikette exakt zu bestimmen, doch wer auch immer el-Gharbi sein mochte, jedenfalls war er keine Frau. Allerdings besaß er die völlige Kontrolle über die Bordelle in el Was’a.
    Die hünenhafte Gestalt setzte sich neben Ramses auf den Diwan, der unwillkürlich die Nase rümpfte, als ihn eine Patschuliwolke umhüllte. El-Gharbi ließ wenig aus. Sein rundes,

Weitere Kostenlose Bücher