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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dem größten Vergnügen kritisierte. Schlimmstenfalls ist sie harmlos, bestenfalls informativ. In der prachtvollen Loge des Vizekönigs saß an diesem Abend niemand anders als General Maxwell. Seit der Kriegserklärung und der Verhängung des Kriegsrechts war er der oberste Machthaber in Ägypten, und seine Loge war voller Offiziere und Würdenträger, die ihm ihre Ehre erwiesen (soll heißen, dem wichtigen Mann schmeichelten, in der Hoffnung auf Begünstigung). Es überraschte mich nicht, Percy unter ihnen zu bemerken.
    Während wir inspizierten, wurden wir inspiziert. Der General war nicht unempfänglich für diese Art höflichen, gesellschaftlichen Umgangs; als er meinen auf seine Loge fixierten Blick wahrnahm, salutierte er huldvoll. Ich nickte und lächelte – direkt in Percys Gesicht, der sich erdreistete, die Begrüßung auf sich zu beziehen. Besagtes Gesicht verzog sich zu einem selbstgefälligen Lächeln und er verbeugte sich. Ich ignorierte ihn demonstrativ, musste jedoch empört feststellen, dass Anna ihm zuwinkte. Sie hatte ihn bei früherer Gelegenheit kennen gelernt, fiel mir ein, als unsere Beziehung zu Percy noch relativ intakt war.
    Ich stellte mich zwischen sie und Percy und überblickte das unter uns sitzende Publikum. Mrs Fortescue war anwesend, ihr Begleiter an jenem Abend ein Stabsoffizier, den ich nicht kannte. Ich bat Katherine, nach Major Hamilton Ausschau zu halten.
    »Ich sehe ihn nicht«, lautete ihre Antwort. »Warum interessiert Sie dieser Gentleman?«
    »Ich habe Ihnen doch von seiner Nichte und ihrem kleinen Abenteuer auf der Pyramide erzählt«, erwiderte ich.
    »Ach ja. Er hat Sie nicht aufgesucht, um Ihnen zu danken?«
    »Ganz im Gegenteil. Er schrieb mir, dass er dem Kind nicht erlauben wird, sich mit uns zu treffen.«
    »Gütiger Himmel! Warum sollte er etwas Derartiges tun?«
    »Versuchen Sie nicht, taktvoll zu sein, Katherine, nicht bei mir. Ich kann lediglich vermuten, dass er von dem üblen Gerede über Ramses erfahren hat.«
    Anna hatte aufmerksam zugehört. Mit ihrer kratzigen Jungenstimme bemerkte sie: »Meinen Sie damit seine pazifistische Einstellung oder seinen Ruf im Umgang mit Frauen, Mrs Emerson?«
    »Ich sehe keine Veranlassung, warum wir über Verleumdungen diskutieren sollten«, sagte Katherine in scharfem Ton.
    Annas blasse Wangen erröteten. »Er ist ein Pazifist. Es ist keine Verleumdung, ihn so zu bezeichnen.«
    Diese Äußerung machte Nefret auf uns aufmerksam. »Ich würde Ramses nicht als Pazifisten bezeichnen«, wandte sie wohl überlegt ein. »Er ist absolut bereit zu kämpfen, wenn er es für notwendig erachtet. Noch dazu ist er darin verdammt gut.«
    »Nefret«, murmelte ich.
    »Verzeih mir«, erwiderte Nefret. »Ich versuche nur, die Dinge richtig zu stellen. Bist du einem dieser Verbandsrollen-Komitees beigetreten, Anna?«
    Auf Grund ihres gönnerhaften Tons erstarrte Anna vor Zorn. »Ich möchte mehr tun … Verantwortung tragen, mich sinnvoll beschäftigen.«
    »Wirklich?« Nefret stützte ihr Kinn auf ihre Hand und lächelte die andere junge Frau honigsüß an. »Dann komm morgen ins Krankenhaus. Wir können helfende Hände gebrauchen.«
    »Aber dort würde ich keine Soldaten betreuen.«
    »Nein. Nur Frauen, die in einer anderen Form des Krieges missbraucht wurden – dem längsten Krieg in der Menschheitsgeschichte. Ein Krieg, der weder schnell noch leicht zu gewinnen ist.«
    »Sie tun mir natürlich Leid«, murmelte Anna. »Aber – «
    »Aber du würdest lieber attraktiven jungen Offizieren den Schweiß von der Stirn wischen, die sich noble Wunden am Arm oder an der Schulter zugezogen haben. Vermutlich«, fuhr Nefret fort, »wäre es gut für dich, wenn du einige der von uns behandelten Frauen kennen lernen, ihre Geschichten erfahren und ihre Verletzungen sehen würdest. Das wird dir einen Einblick geben, was Krieg wirklich bedeutet. Bist du dabei?«
    Anna nagte an ihrer Unterlippe, dennoch hätte keine intelligente junge Frau diesen Vorschlag ablehnen können. »Ja«, lenkte sie ein. »Ich werde dir beweisen, dass ich nicht so oberflächlich bin, wie du denkst. Ich werde morgen kommen und jede Arbeit verrichten, die du mir überträgst, und ich werde durchhalten, bis du mich wieder wegschickst.«
    »Einverstanden.«
    Ich erhaschte Katherines Blick. Ich rechnete damit, dass sie protestierte, doch sie lächelte nur leicht und griff zu ihrem Opernglas. »Ah – da ist Major Hamilton, Amelia. In der Mitte der dritten Reihe, rotgraues Haar, grünes

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