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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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waren Nefret, Daoud und ich als Gruppe unverkennbar.
    »Ich empfinde es als höchst bedauerlich, von seiner Erkrankung zu erfahren«, sagte ich höflich. »Was hat er denn?«
    Der junge Mann legte seine Hände – schlanke, feingliedrige, mit Ringen geschmückte Hände – auf seinen flachen Bauch. »Dort schmerzt es ihn sehr, wenn er isst. Sie sind die Sitt Hakim – jetzt erkenne ich Sie. Sie können mir zweifellos raten, welche Medikamente ihm Erleichterung verschaffen.«
    »Nicht, ohne ihn zu untersuchen«, erwiderte ich trocken. »Nefret?«
    Sie hatte sich umgedreht, einen der Krüge in der Hand. »Wie ich Aslimi kenne, könnte es ein Magengeschwür sein. Er war schon immer übernervös.«
    »Ah.« Der junge Mann richtete sich auf, straffte die Schultern und bedachte sie mit einem hinreißenden Lächeln. Nefret übt diese Wirkung auf Männer aus und dieser hier hatte offensichtlich keine geringe Meinung von sich selbst. »Was können wir dann für ihn tun?«
    »Strikte Diät einhalten«, erklärte Nefret. »Keine scharf gewürzten Speisen oder alkoholische Getränke. Es würde ihm ohnehin nicht schaden«, fügte sie mit einem Blick auf mich hinzu. »Er sollte einen guten Arzt aufsuchen, Mr – wie war Ihr Name?«
    »Said al-Beitum, zu Ihren Diensten. Sie sind sehr liebenswürdig. Also, was darf ich Ihnen zeigen? Dieser Krug ist eine Fälschung – wie Sie wissen.«
    »Und keine besonders gute.« Nefret stellte den Gegenstand auf das Regal zurück. »Haben Sie etwas, was den hohen Ansprüchen des Vaters der Flüche gerecht werden könnte?«
    »Oder dem Bruder der Dämonen?« Said grinste. »Einfach kurios, diese Namen – und doch so passend. Wie Ihrer, Nur Misur.«
    »Sie kannten uns«, warf ich ein.
    »Wer kennt Sie nicht? Es ist bald Weihnachten, nicht wahr? Sie suchen Geschenke für Ihre Lieben. Setzen Sie sich. Ich werde Ihnen Tee bringen und Ihnen meine schönsten Stücke zeigen.«
    Zweifellos ein weiteres Possessivpronomen, überlegte ich, während ich auf den von ihm bedeuteten Stuhl sank. War dieser Bursche Aslimis designierter Erbe? Ich hatte ihn nie zuvor gesehen.
    Er verstand etwas von Kunstgegenständen, denn die Artefakte, die er aus dem Hinterzimmer holte, waren von guter Qualität – und vermutlich illegal erworben. Letztlich kaufte Nefret mehrere Stücke: eine Kette aus Karneolperlen, ein in Gold eingefasstes, herzförmiges Amulett mit einem Schlangensymbol und ein behauenes und bemaltes Relieffragment, das eine springende Gazelle darstellte. Während ich Saids ungeschicktem und ziemlich desinteressiertem Feilschen lauschte, kam mir der Gedanke, dass Aslimi nicht mehr lange im Geschäft sein würde, wenn sein Cousin den Laden weiterführte. Bevor wir aufbrachen, schüttelte er uns in europäischer Manier die Hand und beobachtete vom Türrahmen aus, wie wir weiterschlenderten.
    »Geschafft!«, meinte ich.
    »Genau«, erwiderte Nefret.
    »Hast du noch weitere Einkäufe zu erledigen?«
    »Nein. Lass uns nach Hause fahren.«
    Ich wartete, bis wir in der Kutsche saßen, bevor ich das Gespräch wieder aufnahm. »Was hältst du von Aslimis Geschäftsführer?«
    »Er ist ein hübscher Junge, nicht wahr?«
    Als Daoud leise protestierte, lachte Nefret. »Ich versichere dir, Daoud, dass ich nicht das geringste Interesse an ihm habe.«
    »Interesse?«, wiederholte Daoud verständnislos. »Vergiss es. Was denkst du? Hast du ihn vorher schon einmal gesehen?«
    »Nein. Aber«, meinte Daoud, »ich kenne Aslimis Familie nicht. Zweifellos hat er viele Cousins.«
    »Dieser junge Mann ist überaus gebildet«, räumte ich ein.
    Nefret nickte. »Und vielleicht zu optimistisch. Aslimi ist noch nicht tot. Also, Tante Amelia, und auch du, Daoud, jetzt schwört mir, dass ihr keinem verraten werdet, was ich gekauft habe. Ich möchte sie überraschen.«

    An jenem Abend fand unser Kriegsrat nicht so spät statt, wie ich befürchtet hatte. Nefret zog sich zeitig auf ihr Zimmer zurück, mit der Begründung, sie müsse Briefe schreiben und Geschenke einpacken. Als wir uns zu David gesellten, stand er vor dem Spiegel und legte seine Maske auf. Seine Tarnung war eine andere als die mir bereits bekannte. In die Lumpen eines Bettlers gehüllt und mit einem verfilzten grauen Bart sah er noch scheußlicher aus, allerdings weniger Furcht erregend. Ramses musterte ihn kritisch.
    »Deine Hände sind zu sauber.«
    »Ich werde sie mit Lehm beschmieren, sobald ich draußen bin. Wie du weißt, werden sie ohnehin nicht sichtbar, außer

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