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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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einem schönen, warmen, von mir selbst gestrickten Wollschal aufgedrängt. Meine Freundin Helen McIntosh hatte mir Stricken beigebracht, und ich musste ihr Recht geben, dass es in der Tat das logische Denken unterstützte, da die Tätigkeit bald mechanisch von der Hand ging und keine besondere Aufmerksamkeit erforderte. Ich hatte den Schal für Ramses gefertigt, doch er versicherte mir, dass es ihm absolut nichts ausmache, ihn für seinen Freund herzugeben.
    Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren, ich das elegante Nachmittagskleid, ein Geschenk von Nefret, angezogen und Ramses Begeisterung geheuchelt hatte, weil ich ihm ein Dutzend weiße Taschentücher überreichte, erhob sich Emerson.
    »Und jetzt«, hob er strahlend an, »schließ die Augen, Peabody, und streck deine Hände aus.«
    Er hatte gar nicht erst versucht, das Objekt einzupacken; es wäre ein unhandliches Paket geworden. Sobald es in meinen ausgestreckten Armen lag, wusste ich, was es war.
    »Aber, Emerson, wie schön!«, rief ich. »Ein weiterer Sonnenschirm. Die kann ich immer gebrauchen, und dieser hier –«
    »Kann mehr, als es scheint«, meinte mein Gatte. »Pass gut auf.«
    Er umklammerte den Griff, drehte ihn und zog daran. Diesmal war mein freudiger Aufschrei noch lauter und begeisterter.
    »Ein Degen-Schirm! Oh, Emerson, so etwas habe ich mir schon immer gewünscht! Wie funktioniert er?«
    Er demonstrierte es erneut, und ich sprang auf, trat die eleganten Seidenrüschen meines Kleides beiseite. »En garde!«, rief ich und zückte die Waffe.
    Nefret lachte. »Professor, das war süß von dir.«
    »Hmmm«, murmelte Ramses. »Mutter, gib Acht auf die Kerzen.«
    »Ich könnte einige Unterrichtsstunden gebrauchen«, gestand ich. »Ramses, würdest du mir zeigen –«
    »Was denn, jetzt?« Seine Brauen zogen sich zu einem vollkommenen stumpfen Winkel zusammen.
    »Ich kann es gar nicht abwarten!«, rief ich, beugte meine Knie und gestikulierte mit der Waffe.
    Hastig trat Emerson beiseite – eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, da die Klinge ungefähr dreißig Zentimeter von ihm entfernt war. »Ich bin froh, dass er dir gefällt, Peabody, dennoch solltest du zuerst lernen, wie man damit umgeht, ehe du irgendwelche Leute bedrohst.«
    Ramses versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. »Verzeih mir, Mutter«, japste er. »Es ist nur, ich habe noch nie mit einem Kontrahenten gefochten, der mit einem Schirm bewaffnet war und mir kaum bis zum Kinn reichte.«
    »Ich sehe keinen Grund, warum das ein Problem sein sollte. Du, Nefret?«
    Sie beobachtete Ramses, der in einen Sessel gesunken war und hemmungslos lachte. Als ich sie ansprach, zuckte sie zusammen.
    »Wie bitte? Nun, Tante Amelia, ich bin sicher, du kannst ihn überzeugen. Allerdings nicht mit dem Schirm; er sieht entsetzlich scharf aus.«
    »Korrekt«, bekräftigte Emerson nachdenklich. »Du brauchst ein entsprechendes Florett mit stumpfer Spitze. Und Maske und Brustpolster und –«
    Erneut prustete Ramses los. Ich vermochte mir nicht zu erklären, weshalb ihn das so belustigte, dennoch war ich erfreut, ihn aufgeheitert zu haben. Wie David es formuliert hatte, war es notwendig, jede nur erdenkliche Zerstreuung in einer ansonsten dramatischen Situation zu genießen.
    Nachdem Ramses sich beruhigt hatte, zeigte er mir großzügigerweise, wie ich meinen Gegner begrüßen und meine Füße und Arme ausrichten musste. Er stand genau hinter mir, obwohl ich die Klinge selbstverständlich in die Scheide gesteckt hatte, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund hielt er es wohl für notwendig, mir einen kleinen Vortrag zu halten.
    »Mutter, versprich mir, dass du dieses Ding nicht rausziehst und dich auf deinen Gegner stürzt, sofern dieser mit einem Säbel oder einem Schwert bewaffnet ist.«
    »Korrekt«, bekräftigte Emerson. »Er würde dich wie einen Schmetterling aufspießen, ehe du reagieren könntest. Das ist das Problem mit tödlichen Waffen; sie vermitteln den Leuten – einigen Leuten! – zu viel Selbstsicherheit.«
    »Und was sollte ich in einem solchen Fall tun?«, erkundigte ich mich etwas außer Atem.
    »Rennen«, erwiderte Ramses, während er mir vom Boden aufhalf.
    Nachdem wir uns zur Ruhe begeben hatten und Emerson und ich allein in unserem Zimmer waren, dankte ich ihm erneut, mit Worten und mit Taten. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein anderer Mann seiner Frau ein so schönes Geschenk gemacht hätte, Emerson.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine andere Frau so

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