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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wie ein Bühnenschurke, mit wirbelndem schwarzem Umhang, und beäugt die Frauen durch sein Monokel.
    Ja, Schätzchen, auch mich. Vor einigen Tagen bin ich ihm ganz zufällig auf einer Abendgesellschaft begegnet, woraufhin er mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Er erzählte mir alles über sein Schloss in der Provence, seinen Weinkeller und seine geliebte zurückgelassene Familie. Er war dreimal verheiratet und ist jetzt, wie er mir durch sein Monokel spähend versicherte, ein einsamer, wohlhabender Witwer.
    Ich fragte ihn nach seinen Ehefrauen, weil ich hoffte, ihn damit abzulenken, doch diese Frage führte lediglich dazu, dass er mich mit Komplimenten überschüttete. »Sie waren alle schön und naturellement von bester Herkunft. Aber keine, Mademoiselle, war so reizend wie Sie.« Er war so tief bewegt, dass ihm das Monokel aus dem Auge fiel. Er fing es recht geschickt auf und fuhr nachdenklich fort: »Keine meiner Gattinnen hatte Ihre Haarfarbe. Celeste war brünett, Alice hatte schwarzes Haar – ihre Mutter, vous comprenez, war eine spanische Adlige – und Marie war blond – silberblond, mit blauen Augen, aber ah!, ma chère mademoiselle, Ihre Augen sind größer und schöner und blauer und …«
    Da ihm die Adjektive ausgingen, unterbrach ich ihn.
    »Und alle drei sind gestorben? Wie tragisch für Sie, Monsieur.«
    »Le bon Dieu hat sie mir genommen.« Er senkte den Kopf und bot mir einen hervorragenden Blick auf seinen glänzenden, verdächtig schwarzen Schopf. »Celeste wurde von ihrem Pferd abgeworfen, Alice erlag der Schwindsucht und die arme Marie … ich kann nicht darüber reden, es war zu qualvoll.«
    Das verschafft dir einen Eindruck von dem Grafen, hoffe ich. Ich nehme ihm weder seine Ehefrauen noch sein chateau oder seine überzogenen Komplimente ab, dennoch ist er ausgesprochen unterhaltsam, und er hat Ahnung von der Ägyptologie.
    Der Major ist nicht unterhaltsam, aber ein netter alter Knabe. Alt, meine Liebe – mindestens fünfzig! Ich denke, er mag mich, aber sein Interesse ist rein väterlich. Er ist der Onkel des Kindes, von dem ich dir geschrieben habe, und ich war neugierig, ihn kennen zu lernen.
    Sylvias weitere »Andeutung« ist wirklich der Gipfel.
    Ich habe Percy NICHT »gesehen«, wie sie es umschreibt.
    Oh, natürlich habe ich ihn gesehen; das lässt sich kaum umgehen, da er inzwischen im Generalstab ist und recht beliebt bei seinen Offizierskollegen und den Damen. Ich habe sogar ein- oder zweimal mit ihm gesprochen. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dieses Gerücht nicht an die Familie weitergeben würdest. Das würde lediglich zu Problemen führen. Und versuche bitte nicht, mich zu belehren. Ich weiß, was ich tue.

    Unser Weihnachtsfest war fröhlicher als erwartet, vermutlich, weil ich mir nicht sonderlich viel erhofft hatte. Aber es bestand Anlass zur Freude, denn unser Täuschungsmanöver war unentdeckt geblieben und Ramses erholte sich rasch. Ich darf, so glaube ich, behaupten, dass meine medizinischen Fähigkeiten zumindest teilweise dafür verantwortlich waren, obschon seine eigene hervorragende Körperkonstitution ein Übriges dazu beitrug.
    Auf Emersons Wunsch hin hatte er einen Großteil des Vorweihnachtstages damit verbracht, seinen Bericht über Zawiet niederzuschreiben. Er basierte auf den von David und mir gemachten Notizen und bis zu einem gewissen Grad auf dem, was ich als logische Folgerungen bezeichnen würde. Der Rest von uns arbeitete für einen halben Tag an unserer Mastaba; alles andere wäre eine verdächtige Abweichung von der Norm gewesen. Als wir uns am Weihnachtsabend um den Baum versammelten, hätte nur der besorgte Blick der Eltern Veränderungen an Ramses’ Aussehen festgestellt; sein schmales Gesicht war ein wenig eingefallen und die Bewegungen seines linken Arms extrem vorsichtig, dennoch hatte er eine gesunde Gesichtsfarbe und einen hervorragenden Appetit bei Tisch.
    Die Unzulänglichkeiten der kleinen Akazie wurden von Nefrets Weihnachtsdekoration kaschiert; Kerzen spendeten ihr sanftes Licht und reizender Schmuck aus gebranntem Ton und Zinn füllte die kahlen Stellen aus. David hatte diese Baumbehänge gefertigt; seit Jahren waren sie nun schon Teil unserer Weihnachtstradition. Ihr Anblick dämpfte meine gute Stimmung für Augenblicke; ich verabscheute den Gedanken, dass er das Weihnachtsfest allein in diesem grässlichen Loch in Maadi verbrachte, nur wenige Meilen entfernt von uns. Wenigstens hatte ich ihm ein Paket mit Essen und

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