Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
nichts fehlte, dennoch hatte ich einige neue Amulette aufgespürt, die ihnen zu gefallen schienen. Als Nefret ihm das kleine Relief mit der Gazelle überreichte, brach Cyrus in Begeisterungsstürme aus.
    »Scheint aus der 18. Dynastie zu stammen«, erklärte er. »Darf ich fragen, wo ihr es gefunden habt?«
    »Zweifellos bei einem dieser verfluchten Antiquitätenhändler«, knurrte Emerson. »Genau wie diesen verdammten Skarabäus, den sie mir geschenkt hat. Nicht, dass er mir nicht gefällt«, fügte er hastig hinzu.
    Nefret lachte nur. »Er stammt in der Tat von Aslimi. Er hatte einige schöne Stücke.«
    »Ich nehme nicht an, dass du den Burschen gefragt hast, wo er sie erworben hat?«, brummte Emerson.
    »Selbstverständlich – wenn er da gewesen wäre, obwohl ich bezweifle, dass er es zugegeben hätte.«
    Ramses, der das bemalte Relief bewundert hatte, sah auf. »Er war nicht da?«
    »Er ist krank. Der Professor würde vermutlich sagen, dass ihm das nur recht geschieht.« Nefret kicherte. »Der neue Geschäftsinhaber ist wesentlich attraktiver als Aslimi, aber nicht halb so gewieft im Verhandeln.«
    In kurzen Zügen schilderte sie unseren Besuch. Cyrus erklärte seine Absicht, den unfähigen Manager baldmöglichst zu besuchen, und Katherine verlangte eine Beschreibung des attraktiven jungen Mannes. Der Einzige, der nichts zu unserer Unterhaltung beisteuerte, war Ramses.
    Die Tafel bot einen festlichen Anblick mit ihrem funkelnden Kristall und dem schimmernden Kerzenlicht, doch als ich die kläglich zusammengeschrumpfte Gruppe betrachtete, schien ich die Geister derjenigen vor mir zu sehen, die früher bei uns gewesen waren: die ernsten Züge Junkers, dessen formelles Auftreten das wärmste Herz der Welt kaschierte; Karl von Borks grinsendes Gesicht mit dem zuckenden Schnauzbart; Rex Engelbach und Guy Brunton, die ihre Schaufeln gegen Gewehre eingetauscht hatten; und die liebsten von allen – Evelyn und Walter, David und Lia. Glücklicherweise hatte Cyrus mehrere Flaschen seines Lieblingschampagners mitgebracht, und nachdem wir auf unsere abwesenden Freunde, ein rasches Ende der Kampfhandlungen und auf alles Erdenkliche angestoßen hatten, was Cyrus in den Sinn kam, besserte sich unsere Stimmung. Selbst Anna schien vergnügt. Sie wirkte recht anziehend an jenem Abend, das rosafarbene Batistkleid mit den zarten Rüschen schmeichelte ihrer knabenhaften Statur, und ich stellte überrascht fest, dass sie Lippenstift und Rouge aufgetragen hatte.
    Nachdem Nefret ihr an jenem Opernabend zugeredet hatte, war sie jeden Tag im Hospital und nach Nefrets Aussage wesentlich belastbarer als vermutet.
    »Ich habe es ihr nicht leicht gemacht«, gestand Nefret. »Da sie keine ausgebildete Krankenschwester ist, muss sie natürlich alle unangenehmen Aufgaben erledigen – Bettpfannen leeren, Laken wechseln und Wunden reinigen. Am ersten Tag hat sie sich dreimal übergeben, und ich rechnete nicht damit, sie je wieder zu sehen, doch am nächsten Morgen fand sie sich in aller Frühe strahlend wieder ein. Allmählich bewundere ich das Mädchen, Tante Amelia. Ich habe ihr einige Tipps hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes gegeben und sie schien dankbar.«
    Nach Beendigung des Festmahls blieb uns nur wenig Zeit bis zum Eintreffen der anderen Gäste. Einer der ersten war der junge Leutnant Pinckney, der sich auf Nefret stürzte und sie beiseite zog. Mrs Fortescue schien das Gleiche mit Emerson vorzuhaben, doch das vermochte ich zu vereiteln, indem ich Emerson in Schach hielt, während ich die anderen Gäste begrüßte. Ihre sämtlichen Kavaliere mussten sie verlassen haben, denn sie kam allein. Ich zweifelte keine Sekunde lang daran, dass die strahlende Farbe ihrer Wangen und Lippen den Fortschritten der modernen Kosmetikindustrie zu verdanken war und nicht den Vorzügen der Natur, dennoch wirkte sie ausgesprochen apart in schwarzer Spitze, ein zartes Schleiertuch bedeckte ihr Haar.
    Viele der Männer – leider zu viele – trugen Khaki. Unter anderem auch Mr Lawrence und Leonard Woolley. Als mir einfiel, was David mir von seinem »betrunkenen« Zusammentreffen mit ihnen berichtet hatte, beobachtete ich ihre Unterhaltung mit Ramses mit einiger Skepsis, doch die wenigen Satzfetzen, die ich aufschnappte, deuteten darauf hin, dass sie sich angeregt über die Archäologie austauschten. Leicht belustigt bemerkte ich, dass Mr Lawrence sich unbewusst auf die Zehenspitzen gestellt hatte, während er mit Ramses redete; seine

Weitere Kostenlose Bücher