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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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fasziniert von einem Degen wäre«, konterte Emerson.
    Danach schlummerte Emerson sofort ein, was mir nicht gelang. Ich dachte an das Gesicht meines Sohnes, strahlend vor Heiterkeit, und wünschte, es wäre häufiger so. Wieder fiel mir David ein und die Gefahr, die er auf Grund seiner Liebe und Loyalität zu Ägypten auf sich nahm. Ich verdammte Thomas Russell in die tiefsten Niederungen des Hades, weil er meine Söhne solchen Risiken aussetzte – und dann vergab ich diesem Halunken, weil Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens ist. Schließlich erledigte er nur seine Pflicht.
    Abdullah ging mir ebenfalls durch den Kopf. Von Zeit zu Zeit träumte ich von ihm; es waren sonderbare Träume, völlig anders als die üblichen nebelhaften Reflexionen des Unterbewusstseins, denn sie schienen konkret und logisch. In ihnen begegnete mir mein alter Freund als Mann in den besten Jahren, sein Gesicht faltenlos, sein schwarzer Schopf und Bart ohne graue Fäden. Die Szenerie der Träume war stets die gleiche: das Felsplateau hinter Deir el-Bahari bei Luxor, wo wir nach dem beschwerlichen Aufstieg so häufig eine kurze Rast eingelegt hatten. In einer dieser Traumvisionen hatte er mich vor bedrohlichen Unwettern gewarnt – hatte mir erklärt, dass es meines ganzen Mutes bedürfe, sie zu überstehen, doch letztlich … »Die Wolken werden weiterziehen«, hatte er gesagt. »Und der Falke des Lichts wird die Pforten der Morgendämmerung durchdringen.« Er bediente sich ständig solcher verwirrenden Parabeln und verweigerte jede Erläuterung, wenn ich ihn bedrängte. Es bestand kein Zweifel an den Gewitterwolken; auch jetzt hingen sie bedrohlich düster über uns und der Welt. Der Rest klang viel versprechend, doch wenn ich niedergeschlagen war, bedurfte es mehr als eloquenter Metaphern, um mich aufzuheitern. Gerade jetzt hätte ich seinen Beistand gut gebrauchen können, aber in jener Nacht träumte ich nicht von Abdullah.
    Als ich aufwachte, erfüllte das strahlende Licht des Sonnenaufgangs den Himmel. Ich hatte noch eine ganze Menge zu tun, da wir die Vandergelts zum Abendessen erwarteten und im Anschluss daran noch einige weitere Gäste. Allerdings konnte ich nicht widerstehen, meinen neuen Sonnenschirm auszuprobieren, und ich agierte und parierte mit zunehmendem Geschick (schließlich hatte ich Mr James O’Neill in dem Film Der Graf von Monte Christo beobachtet), als ein Kommentar Emersons mich stolpern ließ und ich fast das Gleichgewicht verloren hätte. Nach einer kurzen Diskussion und einer längeren Abschweifung anderer Art erklärte er sich einverstanden, mich zu unterweisen, falls Ramses ablehnte. Vor einigen Jahren hatte er Fechtunterricht genommen, dann aber festgestellt, dass seine bloßen Hände einen Angreifer beinahe genauso wirkungsvoll abzuwehren vermochten.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Ramses sich dazu überwinden kann«, bemerkte er. »Einem Gentleman fällt es schwer, eine Dame anzugreifen, vor allem, wenn die Dame seine Mutter ist. Er hat großen Respekt vor dir, mein Schatz.«
    »Gestern Abend hatte ich nicht den Eindruck«, entgegnete ich, während ich meine Garderobe zuknöpfte.
    Weiterhin liegend, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, betrachtete Emerson mich mit schläfriger Bewunderung. »Es war gut, ihn so herzlich lachen zu sehen.«
    »Ja. Emerson –«
    »Ich weiß, was du denkst, mein Schatz, aber vergiss wenigstens für heute deine Sorgen.« Er stand auf und schlenderte zur Waschschüssel. »Fatima hat schon wieder Rosenblätter ins Wasser gelegt«, grummelte er, während er sie herauszufischen versuchte. »Wie ich bereits erwähnte, ist die Situation vorübergehend unter Kontrolle. Russell ist über die Ereignisse informiert und wird das Lagerhaus überwachen lassen.«
    »Ich überlege immer noch, ob wir ihn nicht zu unserer Abendgesellschaft einladen sollten. Vielleicht finden wir dann Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch.«
    Emerson warf eine Hand voll tropfnasser Blütenblätter auf den Tisch und griff nach seinem Rasierzeug. »Nein, mein Schatz. Je weniger Kontakt zwischen ihm und Ramses, umso besser.«
    In diesem Jahr fand das Weihnachtsessen im engsten Kreis statt, einschließlich Cyrus und Katherine Vandergelt, die uns so nahe standen wie Familienmitglieder. Sie hatten uns Geschenke mitgebracht, so dass wir erneut Päckchen auspacken mussten. Es gestaltete sich schwierig, passende Geschenke für Cyrus und Katherine zu finden, da sie wohlhabender waren als wir und es ihnen an

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