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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seines Fundes nicht informieren würde, obwohl das bei bedeutenden Artefakten obligatorisch war. Da der neue Direktor noch immer in Frankreich weilte, war Quibell derzeit der hochrangigste Ägyptologe in Kairo, und natürlich war er auch ein alter Freund.
    Das erklärte ich Emerson zwischen zwei Bissen. »Wen hast du noch alles eingeladen?«, brummte er. »Lediglich General Maxwell.«
    Nefret verschluckte sich an ihrem Kaffee und Emerson schien kurz vor einem Wutausbruch zu stehen. »Er wird nicht kommen«, sagte ich rasch. »Er hat zu viele andere Dinge im Kopf. Es war nur ein Akt der Höflichkeit.«
    »Gütiger Himmel.« Emerson sprang auf.
    »Und Mr Woolley –«
    »Hör auf. Ich will nichts mehr davon hören. Verflucht, ganz Kairo wird an meinem Grab aufkreuzen.« Mir war klar, dass er mich unterbrechen würde, ehe ich meine Aufzählung beendete. Als ich Ramses’ Blick bemerkte, zwinkerte ich ihm lächelnd zu.
    »Sollen wir jetzt aufbrechen?«, schlug ich vor. Die Sonne erhob sich über den Anhöhen der östlichen Wüste, als wir unsere Pferde bestiegen. Wie üblich schlug Emerson vor, das Automobil zu nehmen. Wie immer überstimmte ich ihn. Diese frühmorgendlichen Ritte waren ein so angenehmer Tagesbeginn, wenn die frische Brise das Gesicht streifte und das Sonnenlicht sanft über die Felder glitt. Mein intelligentes Ross, eines von Rishas Nachkommen, kannte den Weg genauso gut wie ich, deshalb ließ ich die Zügel los und genoss die Aussicht – was mir mit ziemlicher Gewissheit nicht gelungen wäre, wenn ich neben Emerson im Automobil gesessen hätte. Obwohl wir sehr früh an unserer Ausgrabungsstätte eintrafen, ließ der erste Besucher nicht lange auf sich warten. Die ersten Besucher, besser gesagt, denn Quibell hatte seine Frau Annie mitgebracht. Sie war eine begabte Künstlerin und hatte in Sakkara für Petrie gearbeitet. Dort lernte sie ihren zukünftigen Gatten kennen, und ich erinnerte mich noch sehr gut an den Tag, als der arme James in unser Lager taumelte und um Medizin für sich und »die jungen Damen« bat. Mr Petries Leute litten auf Grund seiner merkwürdigen Essgewohnheiten ständig unter Magenproblemen; die halb verdorbenen Speisen, die er ihnen zumutete, machten ihm selbst nicht das Geringste aus.
    Mit einem mürrischen Brummen begrüßte Emerson seinen Kollegen. James, der ihn recht gut kannte, reagierte mit einem Grinsen und herzlichen Glückwünschen. Selim und Daoud ließen ihn in den Stollen hinunter, während Emerson wie ein Ungeheuer davor kauerte.
    »Chephren, vermuten Sie?«, rief James nach oben. »Ich kann keinerlei Inschrift erkennen.«
    »Vielleicht steht eine auf dem Sockel«, entgegnete Emerson. »Wie Sie sehen, haben wir ihn noch nicht freigelegt. Wenn Sie jetzt bitte verschwinden würden, Quibell, könnten wir weitermachen.«
    Annie lehnte es ab, dem Beispiel ihres Gatten zu folgen; ihr hübscher kurzer Rock und die kräftigen Stiefel waren zwar für Wüstenwanderungen geeignet, aber nicht für Kletterpartien in sandigen Grabschächten. Deshalb brachten wir sie zu dem kleinen Rastplatz in dem freigelegten Bereich vor dem Grab, den ich mit Schemeln, Tischen und einigen Kisten ausgestattet hatte, und überließen die Männer sich selbst. Sie war beeindruckt von der Qualität der Reliefs und erklärte, dass die Türnachbildung sich hervorragend als Aquarell-Motiv eignen würde.
    »Leider haben wir keinen, der das übernehmen kann«, bemerkte Ramses.
    »Ja; Sie müssen David vermissen. Wie bedauerlich …« Sie brach ab.
    »Eher tragisch«, erwiderte ich. »Ein Teil der weltumspannenden Tragik. Ach ja, man muss tun, was man kann, nicht? Aber ich glaube, eine dieser verdammten Touristengruppen ist im Anmarsch. Bitte entschuldigen Sie mich, Annie, ich habe heute Wachdienst und darf meine Pflichten nicht vernachlässigen.«
    Als wir uns am späten Vormittag zu einer Tasse Tee einfanden, hatte ich gut zwei Dutzend Leute in die Flucht geschlagen, von denen ich allerdings niemanden kannte. Annie und James waren aufgebrochen, nachdem sie den Abtransport der Statue mit Emerson diskutiert hatten. James’ Anregung, sie umgehend ins Museum zu schaffen, hatte Emerson mit berechtigtem Zorn widersprochen. »Zweifellos werden Sie sie letztlich für sich beanspruchen, doch solange noch nichts endgültig entschieden ist, ist die Statue sicherer in meiner Obhut. Die Sicherheitsvorkehrungen im Museum sind hoffnungslos überaltert.« Kurz nachdem wir die Arbeit wieder aufgenommen hatten, kamen

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