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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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andere Besucher, die wir unmöglich abweisen konnten. Clarence Fisher, der im Begriff stand, mit der Arbeit auf dem westlichen Grabfeld zu beginnen, schaute auf einen Sprung vorbei. Der Hochkommissar, Sir Henry MacMahon, tauchte mit mehreren hochrangigen Besuchern auf, die unbedingt sehen wollten, »wie etwas ausgegraben wurde«. Das langwierige Vorgehen langweilte sie schon bald, doch Woolley, Lawrence und mehrere Offiziere mit archäologischen Ambitionen nahmen ihren Platz ein. Emerson schickte Ramses nach oben, um sie zu unterhalten (soll heißen, um sie von ihm fern zu halten), während er seiner Arbeit nachging. Den Gesetzen der Höflichkeit folgend, bot ich Erfrischungen an, die sie dankend annahmen.
    Das Muttergestein befand sich mehrere Meter unter dem nicht freigelegten Teil des Grabfeldes, deshalb war mein kleiner Rastplatz auf zwei Seiten von Sandwällen umgeben. Wir alle (ausgenommen Emerson) zogen uns dorthin zurück und ich servierte den Tee.
    »Ich hoffe doch, dass unsere Entdeckung Sie nicht von Ihrer Pflichterfüllung abhält«, bemerkte ich. »Wir zählen auf Sie, meine Herren, dass Sie uns und den Suezkanal von den Türken befreien, wissen Sie.«
    Mein freundlicher Anflug von Sarkasmus fand Anklang bei Woolley, der gutmütig lachte. »Glücklicherweise, Mrs Emerson, hängt Ihre Sicherheit nicht ausschließlich von solchen Leuten wie uns ab. Wir brüten lediglich über unseren Karten und Plänen. Es ist erholsam, dem Büro für eine Weile den Rücken zu kehren. Ich vermisse es, nicht am Ort des Geschehens zu sein.«
    Lawrence diskutierte arabische Dialekte mit Ramses, der seinem Gegenüber – o Wunder – in weiten Teilen das Reden überließ. Man musste den Arbeitseifer des jungen Mannes bewundern, wenn auch nicht sein Äußeres; er trug keinen Gürtel, und seine Uniform machte den Eindruck, als hätte er darin geschlafen. Ich fand, dass Ramses gelangweilt wirkte.
    Nefret war die Erste, die die Neuankömmlinge bemerkte. Sie zupfte Ramses am Ärmel. »Mach dich auf etwas gefasst«, murmelte sie.
    »Wieso?« Er blickte in die Richtung, in die sie zeigte, und sprang gerade noch rechtzeitig auf, um das Bündel aus wehendem Haar und Rock aufzufangen, das über den Sandwall neben ihm gestolpert war. Spitzbübisch grinsend klopfte Miss Molly sich den Sand ab.
    »Hallo!«
    »Guten Morgen«, sagte Ramses. »Wo ist Miss Nordstrom?«
    »Sie ist krank«, erwiderte die junge Person mit einer gewissen Genugtuung, wie ich feststellte. »Magenbeschwerden.«
    »Sicherlich bist du nicht allein gekommen«, entfuhr es mir.
    »Nein, mit ihnen.« Sie gestikulierte. Zwei Gesichter spähten auf uns herab, eines von einem Tropenhelm gekrönt, das andere von einem riesigen Hut mit Schleier. »Das sind Mr und Miss Poynter. Ich hörte, wie sie Nordie erzählten, dass sie sich die Statue ansehen wollten. Daraufhin erklärte ich, wir würden sie begleiten, doch dann wurde Nordie krank – im Magen –, also bin ich ohne sie mitgekommen.«
    Zähneknirschend zeigte ich den Poynters einen einfacheren Zugang und begrüßte sie freundlicher, als ich es getan hätte, wenn sie die junge Person nicht begleitet hätten. Als Miss Poynter ihren Schleier abnahm und ein Antlitz enthüllte, das vornehmlich aus Kinn und Zähnen bestand, wirkte sie überaus selbstzufrieden, woraus ich schloss, dass sie das Kind dazu benutzt hatte, unsere Bekanntschaft zu machen.
    Als sie sich niederließen, gewann ich den Eindruck, dass sie auf unbestimmte Zeit zu verweilen gedachten, und Miss Poynter erzählte mir alles über ihre familiären Beziehungen und über das Aufsehen, das sie in der Kairoer Gesellschaft erregte. Auf der Suche nach einer Ablenkung hörte ich, wie Miss Molly Ramses bat, ihr die Statue zu zeigen, und seine recht schroffe Reaktion.
    »Wie du siehst, haben wir noch andere Gäste. Du wirst dich gedulden müssen.«
    Wie sie sich unbemerkt davonstehlen konnte, ist mir ein Rätsel; allerdings wandte ich einige Minuten später meinen faszinierten Blick von Miss Poynters Gebiss ab, um mich von Woolley zu verabschieden. »Wir haben lange genug herumgebummelt«, erklärte er. »Vielen Dank, Mrs Emerson, für –«
    »Wo ist sie?« Ich erhob mich. »Wohin ist sie gegangen?« Mit Ausnahme der Poynters gingen alle anderen umgehend auf die Suche nach dem Mädchen. Da mir die unüberlegten Handlungen junger Menschen gewisser Alterskategorien vertraut waren, erfüllte mich tiefe Besorgnis. Überall in der Gegend gab es Gruben und Grabschächte. Wir

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