Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden
deiner Umarmung zerquetschst und mich tagtäglich überwältigst! Aber dann und wann ist es eine interessante Abwechslung.«
»Oh.« Immer noch etwas verwirrt, gleichzeitig aber unendlich erleichtert, fragte er: »Ich nehme an, wenn es nicht spontan wäre, wäre es nicht dasselbe, oder? Ich meine, du könntest mir nicht einen kleinen Hinweis geben, wenn du …«
»Bestimmt nicht.« Sie kicherte. »Du könntest meine Hand loslassen; ich brauche sie zum Umrühren. Trink deinen Kaffee und ich werde dir die ganze Geschichte erzählen.«
Es war eine entsetzliche Geschichte; gewisse Details mussten direkt aus der Feder seiner Mutter stammen; sie entsprachen ihrem Erzählstil. Die Polizei hatte nichts gefunden, was sie zu dem Mörder führen würde, aber an der Identität des Toten bestand kein Zweifel.
»In den Zeitungen wurde der Name nicht erwähnt«, setzte Nefret hinzu. »Dank Mr Russell.«
»Es erstaunt mich, dass die Zeitungen überhaupt davon berichtet haben. Ein unbekannter Ägypter …«
»Entdeckt in einem frühzeitlichen Grab von einer Dame, die einen gewissen Ruf genießt«, beendete Nefret seinen Satz. »Russell konnte der Presse diese Information nicht vorenthalten, da sich zahllose Ungläubige rechtzeitig genug am Schauplatz des Geschehens eingefunden hatten. Darüber hinaus hält sich momentan eine Journalistin in Kairo auf, die sich irgendwann einmal auf die außergewöhnlichen Abenteuer der Familie Emerson spezialisiert hat.«
»Verflucht, das stimmt. Miss Minton.«
»Mutter und Vater liefern hervorragenden Stoff.« Nefret grinste. »Aufgrund der strengen Pressezensur gibt es so gut wie keine ungefilterten Nachrichten. Man kann es der Frau kaum verübeln, dass sie die Sache ausschlachtet.«
»Vermutlich nicht. Gab es irgendwelche Hinweise auf Flüche?«
»Mehrere.« Nefret zögerte kurz. »In Mutters Brief stand noch etwas, was ich dir vorenthalten habe. Miss Minton ist vielleicht schon auf dem Weg hierher.«
»Ich bin begriffsstutzig, oder etwa nicht? Deshalb wolltest du nicht mit mir im Hotel dinieren, du hattest Angst, wir könnten geradewegs in sie hineinlaufen. Gibt es noch etwas, was du zufällig vergessen hast zu erwähnen? Ein Attentat, eine versuchte Entführung?«
»Nun …«
»Gütiger Himmel!« Er sprang auf. »Wer? Wann? Warum zum Teufel hast du mir nicht …«
»Es tut mir Leid«, jammerte Nefret. »Sie hat mich zur Geheimhaltung verdonnert.«
Ramses fasste sich wieder. »Du jammerst nicht sonderlich überzeugend, Nefret. Du genießt es, nicht wahr?«
»Nein.« Ihre Mundwinkel verzogen sich verdrießlich. »Ich verabscheue es, dir etwas zu verschweigen. Ich hätte es dir an jenem Tag beinahe erzählt, als du so nett und verständnisvoll warst, stattdessen habe ich dich angebrüllt, weil ich Gewissensbisse hatte. Setz dich und ich erzähle dir davon. Sie ist glimpflich davongekommen.«
»Mutter? Natürlich, es war Mutter.«
Während sie ihm berichtete, wurde seine Verärgerung von Neugier überlagert. Leise fluchend bemerkte er: »Wenn man Vater glauben darf, war Asad bereits tot, als der Angriff auf ihn und Mutter stattfand. Es ergibt keinen Sinn. Bist du sicher, dass das alles war?«
»Nun …«
»Lange halte ich das nicht mehr aus«, warf Ramses ungehalten ein.
»Es ist nichts Ernstes, Ehrenwort. Zumindest hoffe ich das nicht. Unser Mr Smith ist in Kairo, vorgeblich im Auftrag der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Natürlich ist das nicht sein richtiger Name; der ist wesentlich überkandidelter und unaussprechbar. Mutter hat ihn mit ihrer gewohnten Taktik zur Strecke gebracht – Tee im Shepheard’s und wilde Klatschgeschichten.«
»Sie ist ein umtriebiges, kleines Geschöpf, was?« Abwesend fuhr er sich mit seinen Fingern durchs Haar. »Ich hätte wissen müssen, dass sie und Vater nur darauf warteten, mich loszuwerden, um dann in die Offensive zu gehen. Was hat sie mit Smith angestellt, ihm eine Tracht Prügel mit ihrem Schirm angedroht, falls er mich nicht in Ruhe lässt?«
»Nun …«
Ramses funkelte sie an.
»Tut mir Leid.« Nefret kicherte. »Vermutlich ist es überhaupt nicht lustig, aber wenn du dein Gesicht sehen könntest … So ähnlich wird sie reagiert haben, schätze ich. Ramses, sie hat den Turf Club aufgesucht – ganz allein – und Lord Edward befohlen, seinen Freund mitzubringen, um sie dort zu treffen. Nur der Himmel weiß, womit sie ihm gedroht hat, aber es hat gereicht, um Smith umgehend Beine zu machen. Er gestand, dass er von Asads Flucht
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