Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
zählte durch. »Selim, hat Yusuf dir und Daoud erklärt …«
    »Ich habe es erklärt«, sagte Jamil, seinen Schnurrbart zwirbelnd.
    »Wo ist Jumana?«, erkundigte sich Nefret.
    »In ihrem Zimmer, sie liest ein Buch. Wir wollen nicht, dass sich Frauen in Männersachen einmischen.«
    »Grässlich, dass er mit von der Partie sein muss«, zischte Nefret aufgebracht, als wir durch den Gang stoben. »Ich traue ihm nicht zu, dass er den Mund hält.«
    »Wir werden dafür sorgen, dass er morgen plaudert«, erwiderte ich. »Bis dahin … Ah, Kadija. Wie geht es unserem … äh … Gast?«
    »Ich wollte ihm gerade sein Essen bringen, Sitt Hakim. Ihr bleibt hier und esst mit uns? Wir haben genug für alle.«
    »Ja, danke. Wenn wir mit ihm geredet haben.«
    Der Raum – früher einmal war es Davids gewesen – wurde von dem sanften Licht mehrerer Öllampen erhellt. Es gab nur ein Fenster, und die Läden zur Hofseite waren geschlossen und verriegelt. Sethos musste gelegen haben (die Laken waren zerknittert), war bei unserem Eintreten aber auf den Beinen, die Schultern gestrafft, seine Miene angespannt. Kadija hatte ihn gesäubert, vermutlich gewaltsam; eine dermaßen schmutzige Person hätte sie niemals im Haus geduldet. Sein schwarzer Schopf war unbedeckt.
    Emerson versuchte als Erster einzutreten, aber ich kam ihm zuvor. Geballte Fäuste und eine finstere Miene sind kein Beweis für brüderliche Besorgnis. Ich fasste Sethos bei den Schultern und drückte ihn wieder auf das Bett. Er vermochte kaum Widerstand zu leisten.
    »Leg dich hin!«, befahl ich. »Du hattest einen weiteren Anfall, nicht wahr?«
    Sethos spähte zu Emerson. »Kannst du sie nicht bremsen?«
    »Nein«, antwortete Emerson. »Das kann keiner. Äh … bist du … hm …«
    »Ich hatte einen weiteren Anfall«, gestand Sethos. »Aber er war nicht so schlimm.«
    »Wann war das?«, erkundigte sich Nefret. Ich rief mir ins Gedächtnis zurück, dass sie die Ärztin war, und machte ihr Platz, damit sie an das Bett treten konnte. Sie untersuchte ihn rasch, stellte einige weitere Fragen und sagte dann: »Es geht ihm schon besser. Der erste Schub hielt weniger als eine Stunde an und das Fieber ist nicht mehr so hoch. Ich werde heute Nacht bei ihm bleiben.«
    »Nein, das wirst du nicht«, protestierte Sethos lautstark. »Ich weigere mich, eine weitere Sitzung mit dir und deinem hippokratischen Eid durchzustehen. Was zum Teufel soll das sein – eine Krankenvisite, ein Kriegsrat oder womöglich gar ein Kaffeekränzchen? Setzt euch, alle, und macht es euch gemütlich. Ich bin sicher, Kadija wird euch Kaffee bringen.«
    So viel zum Thema brüderliche Begrüßung, überlegte ich im Stillen. Die Atmosphäre hatte sich allerdings minimal entspannt. Emerson hatte seine Fäuste geöffnet und Ramses grinste.
    »Ich werde dir Nefret vom Hals halten«, erbot er sich. »Wenn du uns berichtest, was wir wissen wollen.«
    »Ja, lass uns zum Dienstlichen übergehen«, stimmte Emerson mit Grabesstimme zu, »und nicht mehr länger um den heißen Brei herumreden. Wir glauben, dass Kuentz der gesuchte Mann ist. Wir beabsichtigen, ihn zu beschatten, bis er uns zu dem Grab führt.«
    »Das könnt ihr einfacher haben«, meinte Sethos. »Streut das Gerücht, dass ich hier bin. Er denkt, ich kenne die Lage der Grabstätte. Deshalb ist er so erpicht darauf, mich umzubringen.«
    »Ha«, entfuhr es mir. »Das habe ich mir gedacht.«
    Emerson maß mich mit finsterem Blick. »Wo zum Teufel ist denn nun das verfluchte Grab?«
    »Ich weiß es nicht. Das«, fuhr Sethos mit einem umwerfenden Lächeln fort, »kommt davon, wenn man den Ruf genießt, allwissend zu sein. ›Der Meister weiß alles.‹ Aber ich frage mich seit kurzem, ob er berechtigte Gründe für seinen Verdacht hat. Wenn der ursprüngliche Entdecker ein Dorfbewohner war – ein Mann, der früher einmal für mich gearbeitet hat –, könnten alte Freundschaft oder ein höheres Bakschisch ihn veranlassen, mich aufzusuchen.«
    »Aber ein so ehrerbietiger, früherer Anhänger ist nicht an dich herangetreten. Sehe ich das richtig?«, wollte Emerson wissen.
    »Davon gibt es nicht mehr viele, und die Burschen in Luxor sind so verflucht verängstigt, dass sie allein bei der Erwähnung des Meisters Deckung suchen.«
    »Dann hat Kuentz – wenn es tatsächlich Kuentz ist – nur drei Männer, auf die er vertrauen kann«, sagte Ramses.
    »Ja, aber selbst wenn das stimmt, dann ist das keine positive Neuigkeit. Ihr seid einem von ihnen begegnet. Die

Weitere Kostenlose Bücher