Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden
sollst. Zum Teufel mit diesem Pack, man darf es nicht eine Sekunde lang aus den Augen lassen.«
»Wir halten Sie von der Arbeit ab«, warf Emerson ein. »Es wird ohnehin Zeit, dass wir zurückreiten.«
»Zeit für den Tee?« Ein weiteres prustendes Lachen. »Ihr Engländer müsst euren Tee haben. Ich hoffe, ich sehe Sie bald wieder.«
»Ganz sicher«, meinte Cyrus. »Wir werden eine kleine Abendgesellschaft geben. Für Sie und Barton und Lansing und einige andere.«
»Es wird mir eine Ehre sein.« Kuentz schüttelte abermals jedem die Hand und rannte zurück zu seiner Mannschaft. Als sie aufsaßen und losritten, hörten sie, wie er arabische Flüche brüllte.
»Hat er gestanden?«, fragte Daoud erwartungsvoll.
»Nein«, entgegnete Emerson. »Aber es gab einige interessante Punkte, was, Ramses?«
»Ja, Sir.«
»Römische Mumien. Ein ekelhafter Anblick. Nur Knochen.«
»Ja, Sir.«
»Nicht der richtige Ort. Sag nicht immer ›Ja, Sir‹«, setzte er hinzu.
»Nein, Sir.«
»Verzeihung …«, hub Cyrus an.
»Später, Vandergelt, später. Ich will so rasch wie möglich nach Hause. Wenn Amelia nicht da ist, sehe ich mich gezwungen, Schritte einzuleiten. Sie führte nichts Gutes im Schilde.«
»Sie ist losgezogen, um Sethos zu suchen«, meinte Ramses. Sein Vater nickte. »Glaubst du, dass sie ihn gefunden hat?«
»Es würde mich nicht überraschen«, sagte Emerson düster.
17. Kapitel
Als Emerson in den Salon stürmte und mich friedlich beim Tee vorfand, strahlte er vor Erleichterung übers ganze Gesicht.
»Na, was zum Teufel hast du denn gemacht?« »Erst einmal guten Tag«, erwiderte ich. »Schließ die Tür, Emerson, und vergewissere dich, dass niemand im Korridor herumlungert.«
Cyrus küsste seine Frau und gesellte sich zu ihr auf das Sofa. Ramses küsste seine Frau nicht. Allerdings fasste er ihre ausgestreckte Hand und hielt sie fest, solange er neben ihr stand.
»Und wie war euer Tag?«, erkundigte ich mich. »Nun sag schon, Emerson, Bertie ruht sich aus, wird aber bald herunterkommen, und Sennia auch, und William hat sich womöglich in den Kopf gesetzt, noch mehr zu lesen.«
»Ich bitte darum«, sagte Emerson und schlug die Tür zu, »dass du mich nicht provozierst, Peabody. Du zuerst. Ich nehme an, du hast die – du hast ihn gefunden, du wirkst ausgesprochen selbstzufrieden. Wo ist er?«
»Es war unglaublich geschickt von ihr«, mischte sich Margaret ein. »Die Art, wie sie gefolgert hat, wo er sich aufhielt …«
»Es interessiert mich einen feuchten Kehricht, wo er war, ich will wissen, wo er jetzt ist«, erwiderte Emerson.
»In unserem Haus. Eingesperrt und bewacht.«
»Von Jamil und Yusuf. Herrgott, Peabody!«
»Und Kadija.«
»Oh. Dann ist es in Ordnung. Selim und Daoud werden jetzt dort sein. Was hat er dir erzählt?«
»Er bleibt dabei, dass er weder die Identität seines Rivalen kennt noch die Lage des Grabes.«
»Er hat gelogen.« Emerson strebte zur Tür.
»Um Himmels willen, Emerson, setz dich hin! Ich habe Kadija gesagt, wir würden heute Abend vorbeischauen. Es ist alles geklärt. Und jetzt berichte, was ihr heute Nachmittag gemacht habt. Habt ihr das Grab gefunden und den Schurken gestellt?«
»Wir kommen der Lösung näher, denke ich«, übertönte Ramses Emersons Murren. »Vater und ich stimmen überein, dass Kuentz höchstwahrscheinlich unser Mann ist. Mehrere Verdachtsmomente deuten …«
»Du brauchst mir nichts zu erklären«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich bin zu dem gleichen Schluss gekommen. Er muss einen Komplizen in Kairo haben. William Amherst?«
Emerson verdrehte in der ihm eigenen Art die Augen, und Ramses versetzte: »Nicht unbedingt. Wir haben noch keinen zeitlichen Ablaufplan erstellt – du vielleicht, Mutter?«
»Ich bin noch nicht dazu gekommen.«
»Anhand eines solchen Schemas wirst du, so glaube ich, feststellen, dass Kuentz an den entsprechenden Tagen in Kairo gewesen sein könnte. Er hat zwei Wohnsitze, sofern man sie so nennen kann; das ist ein guter Trick, da die Leute annehmen, dass, wenn er nicht an der einen Stelle ist, er an der anderen sein muss, dabei könnte er in Wirklichkeit ganz woanders sein – im Zug nach Kairo, beispielsweise.«
»William hat sich verdächtig verhalten«, gab ich zu bedenken.
»Ob er nun beteiligt ist oder nicht«, sagte Ramses etwas unwirsch, »Kuentz ist der Mann, den wir beobachten müssen.«
»Beabsichtigst du, ihn zu beschatten?«, fragte Nefret.
»Das ist die einzige Möglichkeit, Nefret«, erklärte
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