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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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(Fortsetzung)
    Der Krieg hatte die Exkavationen drastisch eingeschränkt, doch Legrain war noch in Karnak, und Ramses beschloss, ihn als Ersten zu besuchen, da ihm bereits Statuen aus seinen Magazinen entwendet worden waren. Einer der Männer brachte sie in ihrem kleinen Boot über den Fluss und legte nahe dem Tempel an. Aus der Ferne betrachtet, wirkte er beeindruckend, auch wenn er zu einem Großteil zerstört und die ältesten Baustrukturen verschwunden waren, weggekarrt von späteren Herrschern für ihre eigenen Grabmonumente. Der Vandalismus hatte seinen Tribut gefordert, genau wie die Zeit und die Naturgewalten. Ramses erinnerte sich noch gut an das Jahr, in dem mehrere der gewaltigen Säulen im Hypostylon eingestürzt waren, mit einem Krachen, das man in ganz Luxor hören konnte.
    Sie fanden den Franzosen im Hypostylon, der Säulenhalle, wo er einige Mitarbeiter anleitete, die gerade einen Steinsockel von einer der umgestürzten Säulen bargen. Nachdem er Ramses’ Hand geschüttelt und Nefrets geküsst hatte, schlenderten sie durch die vielen herumliegenden Sandsteinblöcke, die früher einmal Doppelsäulen gewesen waren, in den von Sonnenlicht durchfluteten Vorhof. Ramses beglückwünschte ihn zu den Erfolgen, die er seit ihrem letzten Zusammentreffen verzeichnet hatte.
    »Es ist ein Lebenswerk«, meinte Legrain. Er deutete auf die eingestürzten Pylone, den unebenen, von Flechten überwucherten Boden des Großen Hofs, die Ruinen der Säulen, die diesen im Norden und Süden flankierten. »Und das ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Wo werden Sie arbeiten? Ich hatte gedacht, Sie seien in Gizeh.«
    Ramses schilderte ihre vorrangige Mission, worauf Legrain die Schultern zuckte.
    »Ich fürchte, das ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Alles zu bewachen ist unmöglich und die Räuber werden zunehmend dreister. Sie haben von dem Diebstahl in meinen Magazinen gehört?«
    »Ja. Hat die Polizei irgendwelche Anhaltspunkte gefunden?«
    »Ach, die Polizei!« Legrains zynisches Lächeln dokumentierte seine Meinung von der örtlichen Gendarmerie – eine Meinung, die Ramses teilte. »Nein, es fanden sich keinerlei Hinweise – gleichwohl, wäre Madame Emerson hier gewesen, hätte sie bestimmt etwas gefunden, n’est-ce pas? Wer immer die Diebe waren, sie kannten sich mit Kunstobjekten aus. Sie raubten vier meiner besten Stücke – eine reizende kleine Alabasterstatue von Thutmosis III., die hervorragend erhalten war, und drei größere Statuen aus der späten Achtzehnten Dynastie.«
    »Keine Spur von ihnen auf dem Antiquitätenmarkt?«, erkundigte sich Ramses.
    Legrain zuckte erneut mit den Achseln und zwirbelte seinen beeindruckenden Schnauzbart. »Selbstverständlich habe ich die Behörden in Kairo verständigt, aber ich rechne nicht mit Resultaten. Unverständlich ist mir nach wie vor, wie die Halunken dermaßen schwere Objekte fortschaffen konnten. Mais, c’est la vie!« Er grinste. »Vermutlich darf ich nicht darauf hoffen, in nächster Zeit noch mehr aufzuspüren. Meine Arbeit umfasst in erster Linie die Erhaltung und den Wiederaufbau. Die Entdeckung des Statuenverstecks geschah, wie Sie wissen, rein zufällig.«
    »Keine große Hilfe«, murmelte Nefret, als sie in Richtung Fluss schlenderten. »Fahren wir jetzt zurück zum Westufer?«
    »Ich dachte mir, wir könnten in einem der Hotels zu Mittag essen.«
    »Es ist noch recht früh. Ich habe noch keinen Hunger.«
    »Wie du willst.«
    »Es erscheint mir sinnvoll, mit den anderen Ägyptologen zu reden, die in Luxor tätig sind, findest du nicht? Es sind nicht viele und mit Ausnahme von Monsieur Legrain arbeiten alle am Westufer. Vielleicht können sie uns einen Anhaltspunkt geben.«
    »In Ordnung.«
    »Du bist so verdammt einlenkend, dass ich dich treten könnte.« Nefret stapfte mit gesenktem Kopf neben ihm her, ihr Gesicht unter dem breiten Rand ihres Huts verborgen. »Und entschuldige dich nicht ständig bei mir!«
    »In Ordnung.«
    Nefret blieb abrupt stehen. Verwundert spähte er zu ihr. Ihr Gesicht war leicht gerötet und sie wich seinem fragenden Blick aus. »Was ist denn mit dir, mein Schatz?«, wollte er wissen.
    »Nichts.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich war gemein. Aber … aber wenn du mich wenigstens anschreien würdest, wenn ich mich so verhalte, oder mich schütteln, oder …«
    »Dich schlagen? Dein Wunsch ist mir Befehl. Ich hoffe nur, du hast nichts dagegen, wenn ich das unter vier Augen erledige. Ich habe keine Lust, für die Zerstreuung der

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