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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Touristen zu sorgen.«
    Mehrere Reisegruppen strebten in Richtung Tempel und einige Leute waren stehen geblieben und starrten zu ihnen – vermutlich, überlegte Ramses, weil sie ihn für einen ägyptischen Emporkömmling in westlicher Kleidung hielten, der mit einem englischen Mädchen poussierte. Nefret musterte eine ziemlich große Frau mit einem breitkrempigen Hut und Unmengen von Schleiern und deutete eine unverschämte Geste an. Die Frau errötete und ging leise schimpfend ihrer Wege. Nach dieser Unhöflichkeit mental befreit, kicherte Nefret ausgelassen. »Du bist unsäglich beherrscht«, murmelte sie. »Küsst du mich?«
    »Hier, vor all diesen Leuten? Im Leben nicht. Außerdem hast du keinen Kuss verdient. Wo hast du diese Geste gelernt? Bestimmt nicht von mir!«
    »Von Vater.« Nefret hakte sich bei ihm unter und sie schlenderten weiter. »Also, wo fangen wir an?« »Im Tal, schlage ich vor. MacKay ist einer der wenigen, die noch tätig sind, und er müsste heute dort sein.«

    Ernest MacKay, der Weigall als Leiter des Thebanischen Graberhaltungsprojekts ersetzt hatte, war ein Engländer in den Mittdreißigern. Sie fanden ihn im Grabmal von Thutmosis III., wo er die Gemälde inspizierte. Er begrüßte sie höflich, aber auffallend kühl.
    »Ich hörte davon, dass Sie in Luxor sind.«
    »Die Kunde verbreitet sich wie ein Lauffeuer, nicht wahr?« Nefret schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln.
    »Ja.« Das Lächeln zeigte keinerlei Wirkung; MacKays Miene blieb abweisend. »Soweit ich weiß, ist Tetisheri nicht angerührt worden. Ich hätte Professor Emerson sofort benachrichtigt, wenn ich diesbezüglich Handlungsbedarf gesehen hätte.«
    »Ja, sicher.« Ramses glaubte, MacKays veränderte Haltung zu verstehen. Bei ihrer letzten Begegnung war er überaus freundlich gewesen. »Keiner kann von Ihnen erwarten, dass Sie über alle Gräber am Westufer wachen und gleichzeitig Ihre anderen Aufgaben erledigen. Das muss entsetzlich frustrierend sein.«
    »Zwischen Kairo und Assuan gibt es keine weiteren Inspektoren mehr«, räumte MacKay ein. »Ich fühle mich verpflichtet zu tun, was ich vermag. Allerdings denke ich, dass ich nicht mehr viel länger bleiben kann. Man kommt sich beinahe wie ein Duckmäuser vor, nicht wahr, wenn die eigenen Freunde an den Gefechtslinien stehen.«
    Es war nicht als Frage gemeint, von daher gab Ramses keine Antwort. MacKays Entgegnungen auf seine vorsichtigen Vorstöße hinsichtlich Diebstahl und Vandalismus waren knapp und wenig aufschlussreich. Er mochte allergisch auf jeden Beigeschmack von Kritik reagieren, gleichwohl legte seine Bemerkung über Duckmäuser eine andere Vermutung für sein feindseliges Verhalten nahe.
    Nefret hatte nur sehr wenig gesagt. Als sie das Tal verließen, bemerkte Ramses, dass sie vor Wut schäumte.
    »Du kannst ihm keine Vorwürfe machen, weißt du«, hub er an.
    »Und ob ich das kann! Welches Recht hat er, über dich zu urteilen? Ich wünschte, du könntest meine Gedanken nicht so mühelos lesen wie eine … eine Hieroglypheninschrift.«
    »Dein Gesicht ist wesentlich aussagekräftiger.« Augenblicklich war es so finster, dass es Emerson alle Ehre gemacht hätte. Er nahm ihre Hand.
    »Nefret, alles, was er über mich weiß, ist diese Geschichte, die wir im letzten Jahr mühsam kultiviert haben. Wir können uns schwerlich aufregen, wenn sie Leute davon überzeugt hat, dass ich … nun, das war, was ich zu sein vorgegeben habe.«
    »Feigling, Duckmäuser, Pazifist.« Sie spie die Worte förmlich aus. »Das ist ungerecht!«
    »Wenn mich meine Weigerung, Menschen abzuschlachten, die mir nie etwas getan haben, zum Pazifisten macht, dann ist es nur gut so.« Ihre Finger ballten sich zur Faust, und er setzte rasch hinzu: »Schätzchen, es ist nicht wichtig. Vergiss es. Ich denke, wir können das Osttal von unseren Nachforschungen ausschließen. MacKay sagte, dass es dort keinerlei Anzeichen auf illegale Ausgrabungen oder Vandalismus gebe.«
    »An seiner Stelle hätte ich das auch gesagt«, erwiderte Nefret.
    Wenn sie erst einmal jemandem grollte, ließ sie sich nicht so leicht davon abbringen. Er versuchte es erneut. »Sollen wir morgen das Asasif besuchen? Winlock ist in den Staaten, aber Lansing hält die Stellung für die Leute vom Metropolitan Museum.«
    »Wie du willst.«
    »Ich werde Yusuf benachrichtigen. Und wir könnten deine kleine Schutzbefohlene mitnehmen.«
    Selbst dieses Zugeständnis vermochte ihr kein Lächeln zu entlocken. Das Tal war fast

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