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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Frage habe ich mir noch gar nicht gestellt.« Ramses straffte sich. »Und genau das könnte von Bedeutung sein. Ob es damit zusammenhängt, dass Sahin mich nicht umgehend in diese kleine Zelle geworfen hat? Verflucht noch mal, ja! Er hat mich zur Schau gestellt – bartlos und barhäuptig, leicht erkennbar – und als sie mich nach unten führten, haben sie mich durch nahezu das ganze Haus geschleift. Wenn Sethos sich irgendwo in diesen Räumlichkeiten aufhielt …« Sein spontaner Elan währte nur kurz. »Das beantwortet aber immer noch nicht die entscheidenden Fragen.«
    »Ja, ja«, sagte Emerson unwirsch. »Darüber reden wir später. Bring ihn fort, Nefret.«
    Ramses erhob sich träge. »Fortbringen, wohin?«
    »In meine kleine Privatzelle«, giggelte Nefret, seinen Arm über ihre Schultern legend.
    »Irgendwelche Gucklöcher in den Wänden?«
    »Vermutlich. Spielt das eine Rolle?«
    »Kommt drauf an.« Er lächelte in ihr hoch gerecktes Gesicht und streichelte mit seinen Fingerspitzen ihre Wange.
    »Vermutlich spielt es keine Rolle«, räumte ich ein. »Mittlerweile weiß jeder in der Stadt, dass wir mit britischen Offizieren in Kontakt stehen und vielleicht anders sind, als wir scheinen. Trotzdem empfehle ich dir wärmstens, dich auszuruhen statt – äh–«
    »Selbstverständlich, Mutter.« Nefret drehte den Kopf und schenkte mir ein bezauberndes Lächeln.
    »Das war ein äußerst unverfrorener und aufdringlicher Rat«, krittelte Emerson, nachdem sie gegangen waren. »Sie wird sich um ihn kümmern. Und ihn – äh – aufheitern. Der Junge ist zu hart gegen sich selbst.«
    »Das ist er immer schon gewesen«, gab ich zurück, seine Kritik übergehend. »Es war nicht sein Fehler – dieses vermaledeite Kriegsministerium hat versagt. Soll ich anfangen zu packen?«
    »Nein, mein Schatz. Warum diese Eile?«
    »Ich bin davon ausgegangen«, erklärte ich nicht ohne einen gewissen Sarkasmus, »dass du dem gewissenlosen Halunken zu Leibe rücken willst, der deinen Sohn dem Risiko von Folter und Tod ausgesetzt hat.«
    »Alles zu seiner Zeit, Peabody. Wir haben nicht unerhebliche Probleme auf uns genommen, um so dicht an Gaza heranzukommen. Teufel noch, ich reise nicht eher ab, bis ich weiß, was ich wissen muss!«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Wir könnten warten, bis er zu uns kommt. Das ist doch deine bevorzugte Recherchemethode, glaube ich.«
    »Damit meinst du vermutlich Sethos.«
    »Sethos oder irgendwer, der davon ausgeht, dass wir eine Bedrohung für seine Pläne sind.« Er sank auf den Diwan und winkte mir. »Komm und setz dich zu mir, mein Schatz. Wir hatten in den letzten Tagen so wenig voneinander.«
    Ich ließ mich nicht zweimal bitten, doch als sein starker Arm mich umschlang und fest an sich schmiegte, sah ich mich genötigt, ihn an die Gucklöcher zu erinnern. Emerson kicherte nur. »Es wird Zeit, dass ich meiner älteren Gattin ein wenig Aufmerksamkeit schenke. Gib mir einen Kuss.«
    »Auf Englisch?«, ereiferte ich mich.
    »Küsse sind international«, schmunzelte Emerson.
    Ich war so gerührt von seiner spröden Poesie, dass ich den kratzigen Bart widerspruchslos hinnahm. Als ich wieder zu Atem kam, argwöhnte ich: »Ich muss doch sagen, du bist überaus guter Stimmung. Also, was verbirgst du vor mir?«
    »Aber gar nichts, mein Schatz. Ich wollte Ramses nicht länger sein Bett – äh – seine Nachtruhe verwehren; aber er hat einen interessanten Punkt ins Spiel gebracht. Wenn Sethos sich im selben Haus aufgehalten hat … So muss es gewesen sein, stimmt’s? Er wusste nicht nur um Ramses’ Identität, er hatte auch Zugang zu dem Mädchen. Jetzt hör mir genau zu, Peabody …«
    »Ja, mein Schatz.« Ich rieb mir meine schmerzende Wange.
    »Er wäre bestimmt nicht als Ismail Pascha an sie herangetreten. Damit hätte er nur unnötig Risiken auf sich genommen. Er hat sich getarnt … und ich weiß auch, welche Identität er angenommen hat.«
    »Ich auch.«
    »Zum Teufel«, brüllte Emerson; er löste sich aus unserer Umarmung und funkelte mich bitterböse an. »Du machst es schon wieder! Du behauptest jedes Mal, du –«
    »Aber, mein Schatz, es ist eindeutig.«
    »So? Dann sag’s mir. Oder sollen wir unser altes Spiel spielen, jeder von uns schreibt die Antwort auf, steckt sie in einen Umschlag und klebt ihn zu?«
    Wir hatten uns des Öfteren dieses Spielchens bedient, und auf den Seiten meines privaten Tagebuchs werde ich einräumen, dass ich Emerson bei mehreren Gelegenheiten dazu

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