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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dazu.
    Emersons grinste verzerrt, doch in seinem verzweifelten Blick lag ein letzter Hoffnungsschimmer. »Bitte. Sag jetzt nicht …«
    Ich fasste den Griff, drehte und zog. »Mein Degenschirm, ganz recht. Der, den du mir liebenswürdigerweise geschenkt hast.«
    Emerson griff nach der Flasche.

    An diesem Abend sahen wir die Kinder nicht mehr. Als sie zum Frühstück auftauchten, gewahrte ich mit Erleichterung, dass Ramses etwas erholter aussah. Er trug Uniformhose und -hemd, dieses jedoch weit offen, und er war barfuß, von daher fiel der verhasste Militärcharakter kaum noch auf. Er stimmte mir voll und ganz zu, dass wir unsere Tarnung aufgeben sollten.
    »Ich habe ohnehin nicht angenommen, dass Mutter es lange in einem Harem aushalten würde«, merkte er an und nahm sich ein Stück Obst vom Tablett.
    »Es ist auch unerquicklich«, wandte ich ein. »Uns fallen keine Ausreden mehr ein, warum wir fremde Männer in unsere Gemächer lassen. Ich habe seit Tagen nicht mehr mit Selim gesprochen, und ich finde, ein kleiner Kriegsrat ist unerlässlich. Wir müssen unser weiteres Vorgehen planen.«
    »Unser weiteres Vorgehen?« Ramses hob fragend die Brauen. »Das liegt doch klar auf der Hand. Es hat keinen Sinn, dass ihr noch länger hier bleibt.«
    Das Pronomen entging mir nicht, doch ich sagte nur: »Auch das müssen wir diskutieren. Wir sollten Selim hinzubitten. Vielleicht hat er noch ein paar andere Sachen für dich, Ramses. Für uns habe ich Wechselgarderobe mitgebracht, aber leider nicht für dich.«
    »Ach, ich weiß nicht«, meinte Nefret gedehnt. »Mir gefallen diese kurzen Hosen. Du solltest sie immer tragen. Vater auch.«
    Emerson hat wohlgeformte Waden, war indes ziemlich unsicher. Er hüstelte und sah weg. Ramses, weniger gehemmt als sein Vater, sagte lachend: »Ich sollte sie ihrem Besitzer zurückbringen, genau wie seine anderen Habseligkeiten. Aber lassen wir das jetzt; ich hole Selim.«
    Selim nahm die Einladung hocherfreut an. Nachdem er sich gemütlich auf einem Sitzkissen niedergelassen hatte, sah er erwartungsvoll in die Runde. »Das ist gut. Wir hatten noch keine Gelegenheit, miteinander zu reden. Und jetzt erzähl mir alles. Was ist in Gaza passiert, Ramses?«
    Er wusste, dass Ramses heil zurückgekehrt war – in der Tat erfuhr er es als Erster, da er ihn auf Anhieb erkannt hatte. Ramses hatte sich nicht mit ihm ausgetauscht, sondern umgehend uns aufgesucht, deshalb musste er für Selim das Ganze noch einmal aufrollen.
    »Ah«, meinte der junge Mann interessiert. »Ist sie hübsch?«
    Alle lachten, und Ramses wiederholte, was Sahin über die Vielehe gesagt hatte.
    »Das habe ich nie so empfunden«, sagte Selim ein wenig selbstgefällig. »Das Mädchen hat Mut, dass sie das Risiko auf sich genommen hat, dich zu befreien. Ich hoffe, sie muss nicht dafür büßen.«
    »Ich auch«, sagte Ramses knapp.
    Da wusste ich, was ich zuvor nur vermutet hatte. Er beabsichtigte, sich erneut nach Gaza vorzuwagen. Seine Mission war nicht abgeschlossen, und das Schicksal des Mädchens würde ihn verfolgen, bis er sich vergewissert hätte, dass sie in Sicherheit war.
    Selim vermochte unseren logischen Schlussfolgerungen nichts hinzuzufügen, war aber der festen Überzeugung, dass Ismail Pascha Sethos sei. »Und was sollen wir jetzt machen?«, erkundigte er sich.
    »Wir warten noch ein oder zwei Tage, bis sich die Nachricht von unserer Anwesenheit herumgesprochen hat«, erwiderte Emerson. »Wenn Sethos bis dahin nicht mit uns Kontakt aufgenommen hat, werden wir uns auf die Suche nach ihm machen.«
    »Vater!«, entfuhr es Ramses.
    »Aber, aber, mein Junge, spar dir den Atem. Du willst es doch auch, streite es nicht ab. Falls mein – äh – falls er gegen seinen Willen festgehalten wird, muss er befreit werden. Falls er ein Verräter ist – was«, sagte Emerson grimmig, »zunehmend plausibler scheint –, müssen wir ihn gefangen nehmen.«
    »Wieso hältst du dies für zunehmend plausibler?«, entrüstete ich mich. »Du hast gesagt –«
    »Er könnte Ramses’ Flucht nicht initiiert haben, wenn er ein streng bewachter Gefangener wäre«, erwiderte Emerson ebenso aufgebracht. »Versuch nicht, ihn zu verteidigen, Peabody, oder ich muss annehmen, dass du –«
    »Bitte, Emerson!«
    »Vater hat Recht!« Nefrets ruhige Stimme suggerierte uns, dass wir beide im Begriff standen, vom Thema abzuschweifen. »Ob Verräter oder Gefangener, wir müssen ihn aus Gaza hinausschleusen.«
    Ramses sah sie scharf an. »Was meinst du mit

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