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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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quoll über vor Mitgefühl, für sie und für den Mann, der schlafend auf dem Bett lag, sein Gesicht bleich und ausgezehrt vor Erschöpfung. Erst als er sie verloren hatte, wusste er, wie sehr er sie liebte, und jetzt machte er sich Vorwürfe. Wie schön es doch wäre, wenn ich Vater und Kind wieder zusammenbringen könnte!
    Es war ein erhebender Gedanke, aber kein zweckmäßiger – für den Augenblick jedenfalls. Zunächst einmal mussten wir unsere aktuellen Probleme lösen. Seufzend ließ ich seine Hand los und schlich mich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
    »Und?«, bohrte Emerson. »Du warst verdammt lange weg. Wie viel hast du aus ihm herausbekommen?«
    »Unsere Einschätzung stimmt natürlich«, erwiderte ich. Seiner einladenden Geste folgend, setzte ich mich neben ihn. »Er ist kein Verräter. Seine Mission bestand darin, Sahin Bey – pardon, Pascha – zu entfernen.«
    »Ihn töten, meinst du?«, wollte Ramses wissen. »Das hat er nicht gesagt. Bestimmt würde Sethos nicht –«
    »Sahin ist ein gefährlicher Gegner, und wir befinden uns im Krieg. Allerdings«, überlegte Ramses, »reichte es allein schon, wenn man Sahin Pascha denunzieren und degradieren würde. In der letzten Woche hat er mich und seine Tochter eingebüßt, und jetzt auch noch Ismail Pascha, dessen Flucht beweist, dass er ein britischer Spion war. Unachtsam, gelinde gesagt!«
    »Mehr als das!«, wieherte Emerson. »Im höchsten Maße verdächtig, gelinde gesagt! Bei dieser Bande ist man schuldig, solange die Unschuld nicht bewiesen ist. Donnerwetter, mein Junge, ich glaube, du hast Recht. Es passt zu Sethos, einen so ausgetüftelten Plan zu ersinnen. Wenn die Türken glauben – was gut möglich ist –, dass Sahin Pascha die ganze Zeit als Doppelagent agiert hat, werden sie ihren gesamten Geheimdienst neu strukturieren müssen. Das kann Monate dauern.«
    »Und in der Zwischenzeit sind sie ohne ihren besten und fähigsten Mann«, versetzte ich. »Sethos hat gesagt, dass, wenn Sahin aus dem Weg geräumt ist, sie … irgendwas fortsetzen können.«
    »Und was?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Und wer sind ›sie‹?«, drängte Nefret. »Für wen arbeitet er? Doch nicht für Cartright und ›diese Bande‹?«
    »Das hat er- äh – auch nicht gesagt.«
    Emerson schlug mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr schepperte. »Was hat er denn gesagt? Himmel, du warst fast eine Dreiviertelstunde mit ihm zusammen.«
    »Woher weißt du das?«, erkundigte ich mich. »Du hast keine Uhr.«
    Diesmal funktionierte mein Ablenkungsmanöver nicht.
    »Beantworte meine Frage, Peabody. Worüber habt ihr so lange geredet?«
    »Über persönliche Dinge. Oh, Emerson, knirsch um Himmels willen nicht mit den Zähnen. Ich wollte sicherstellen, dass er eingeschlafen ist, bevor ich gehe. Der Mann steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Er lebt seit Monaten in unsäglicher Anspannung. Er darf nicht nach Gaza zurückkehren.«
    »So blöd würde er nicht sein«, knurrte Emerson. »Er würde, wenn er annehmen müsste, dass Sir Edward ihn dort sucht.«
    » Er ist schließlich kein Idiot«, schnaubte mein Gatte. »Doch, wenn er seinen Mitstreiter in Gefahr wähnt.
    Sie sind seit langem Freunde. Ich werde mit Mustafa reden; vielleicht hat Sir Edward ihm irgendwas enthüllt.
    Und ich habe versprochen, mich um seine Verletzung zu kümmern … Ah, da sind Sie ja, Esin. Haben Sie gut geschlafen?«
    »Ja.« Sie rieb sich ihre verschlafenen Augen und setzte sich neben Ramses. »Was ist passiert? Hat mein Vater –«
    »Nichts ist passiert. Hier sind Sie absolut sicher. Haben Sie Hunger? Es muss noch etwas übrig sein. Bitte, entschuldigen Sie mich. Es dauert nicht lange.«
    Ramses begleitete mich. Ich war davon ausgegangen, dass er oder sein Vater mitkommen würden, aber grundsätzlich zog ich Ramses vor. Seine Fragen waren bei weitem nicht so provokant.
    »Ich dachte, ich komme besser mit, für den Fall, dass Mustafas Verletzung an einer Stelle ist, die eine Dame besser nicht inspizieren sollte«, erklärte er.
    »Höchst unwahrscheinlich.«
    »War nur ein Scherz, Mutter.«
    »Ich weiß, mein Schatz.«
    Der Himmel war immer noch verhangen, aber es hatte aufgehört zu regnen. Es tröpfelte monoton von den Arkadenbögen rings um den Innenhof. Ich billigte, dass Ramses meinen Arm fasste.
    »Nach meiner Ansicht hast du hinsichtlich Sethos’
    Vorhaben Recht«, sagte ich. »Ganz schön gewieft von dir.«
    »Zu gewieft vielleicht? Ich verabscheue den Gedanken, dass mein Hirn

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