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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Behördensiegel sah, war es, als wäre die Sonne hinter einer Wolke verschwunden.
    »Von wem ist er?«, erkundigte ich mich.
    Emerson überflog stirnrunzelnd die Epistel, die er so hielt, dass ich ihm nicht über die Schulter sehen konnte. »Von Wingate. Er möchte, dass ich ihn so bald wie möglich in seinem Büro aufsuche.«
    »Sir Reginald Wingate? Was will der Sirdar vom Sudan von dir?«
    »Er hat im letzten Monat MacMahon als Hochkommissar ersetzt«, entgegnete Emerson. »Er führt nicht näher aus, was er von mir will.«
    Wir schwiegen alle, bis auf Sennia, die keine Ahnung hatte, wer der Hochkommissar war, und die das auch nicht kümmerte. Emerson blickte zu seinem Sohn. »Äh – Ramses …«
    »Ja, Sir. Wann?«
    »Später. Er schreibt so bald wie möglich. Es ist mir im Moment nicht möglich.«
    Sennia begriff schnell. »Dann hat Ramses Zeit, mir Unterricht zu geben«, erklärte sie. Sennia hatte die Angewohnheit, uns mit Entscheidungen zu konfrontieren, statt Fragen zu formulieren; für gewöhnlich funktionierte das.
    Ramses erhob sich grinsend. »Dann aber fix. Lass uns auf dein Zimmer gehen, wo uns niemand stört.«
    Die Tür schloss sich hinter ihnen – und Horus, der Sennia auf Schritt und Tritt folgte, sofern man ihn nicht gewaltsam daran hinderte. Sobald Sennia verschwunden war, ruhten Emersons gestrenge blaue Augen auf Gargery, der breitbeinig und mit verschränkten Armen hartnäckig verharrte. »Gehen Sie, Gargery«, sagte Emerson.
    »Sir –«
    »Ich sagte, Sie sollen gehen.«
    »Aber Sir –«
    »Wenn es etwas gibt, das Sie wissen müssen, Gargery, werde ich Sie zu gegebener Zeit informieren«, fiel ich ihm ins Wort. »Das wäre dann alles.«
    Gargery stapfte hinaus, knallte die Tür zu, und Nefret sagte kleinlaut: »Muss ich auch gehen?«
    »Nein, natürlich nicht.« Emerson lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Diesmal ist es nicht das Militär oder der Geheimdienst, Nefret. Wingate will uns vermutlich für irgendeinen stinklangweiligen Bürojob.«
    »Werdet ihr annehmen?«
    »Das kommt drauf an.« Emerson sprang auf und ging nervös auf und ab. »Ob es mir gefällt oder nicht – und mir gefällt es weiß Gott nicht –, aber wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass es diesen verfluchten Krieg gibt. Sie werden mir kein Gewehr in die Hand drücken und Ramses bestimmt auch nicht, aber es gibt genug andere Dinge, die wir tun können, und dem dürfen wir uns nicht entziehen.«
    »Du und Ramses«, wiederholte Nefret, ihre Lippen leicht gekräuselt. »Männer. Nie Frauen.«
    »Du hast deine Dienste als Ärztin angeboten, oder etwa nicht?«
    »Doch.« Nefrets Augen blitzten. »Aber das Militär akzeptiert keine Ärztinnen. Auch wenn es Leben gerettet hätte und nicht …«
    »Es gibt andere Möglichkeiten, Leben zu retten oder wenigstens Schmerzen zu lindern. Du kannst ihn nicht ständig aus allem heraushalten, Nefret; ich habe die Zeichen gesehen, und du auch. Er fühlt sich schuldig, weil er meint, dass er seinen Teil nicht erfüllt.«
    »Er hat seinen Teil erfüllt, sogar mehr als das«, ereiferte sich Nefret. »Da war nicht nur diese grässliche Mission vor zwei Jahren, sondern auch die Sache im letzten Winter; wenn er nicht schon zweimal sein Leben riskiert hätte, hätte das Kriegsministerium seinen besten Spion verloren, und ein deutscher Agent wäre ungeschoren davongekommen. Was wollen sie denn noch von ihm?«
    Mir schien, dass sie meine und Emersons Emotionen unterschätzte, aber ich erwähnte nichts dergleichen; wenn es um ihren Mann ging, war Nefret sehr rigoros. In ihren Augen schimmerten Tränen der Wut. Emerson trat zu ihrem Stuhl und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    »Ich weiß, mein Schatz«, sagte er beschwichtigend. »Aber ich nehme nicht an, dass sie uns wieder dazu verdonnern, Spione zu jagen. Die Situation ist eine andere geworden. Seit der Verdrängung der Türken aus dem Sinai ist der Kanal nicht länger in Gefahr, und die Senussi sind auf dem Rückzug. Es liegt nichts an, was Ramses’ außergewöhnliche Talente erfordern würde oder«, setzte er grinsend hinzu, »meine.«
    »Es sei denn«, räumte ich ein, »es hat mit Sethos zu tun.«
    Emerson warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, indes hatte ich nur laut ausgesprochen, was wir alle dachten.
    »Es gibt kein weiteres Lebenszeichen von ihm?«, erkundigte sich Nefret. Ich schüttelte den Kopf.
    »Wenn Ramses seinetwegen in Schwierigkeiten gerät, bringe ich ihn um«, zischte sie.
    An jenem Morgen ging sie nicht

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