Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Felsspalte.«
    Emerson sprang auf. Irgendeine sonderbare Verwandlung ging in ihm vor. Er straffte die Schultern, reckte den Kopf und schnüffelte. »Haben es die Einheimischen wieder mit ihrem alten Trick versucht – nämlich einen Tierkadaver in den Stollen geworfen, um andere Interessenten abzuschrecken? Erinnerst du dich noch an die Abd er Rassuls und die Königliche Kartusche?«
    »Warum sollten sie sich die Mühe machen, wenn das Grab leer ist?«, fragte ich und hielt mir die Nase zu. »Genau.« Emerson wirkte sehr selbstzufrieden. »Ich werde mir das einfach mal ansehen.«
    Wir waren am hinteren Ende des Tales angelangt und mit einer steilen Klippe konfrontiert, die ich auf über dreißig Meter Höhe schätzte. Etwa zehn Meter über uns erspähte ich eine Felsspalte, die tief in das Gestein hineinragte.
    »Emerson«, sagte ich, sorgsam auf meine Wortwahl achtend, »es ist ein gewagter Abstieg von dort oben bis zum Fuß der Klippe. Wenn du dir unbedingt einen Arm oder ein Bein oder das Genick oder alles drei brechen willst, dann such dir doch besser eine Stelle, die näher an unserem Haus gelegen ist, damit wir dich nicht so weit transportieren müssen.«
    Emerson fletschte grinsend die Zähne. »Genieß nur ruhig deine sarkastischen Seitenhiebe, Peabody. Ich werde es schon schaffen.«
    »Nein, Sir, das glaube ich nicht«, schaltete sich Ramses ruhig, aber entschieden ein. »Ich würde es auch nicht riskieren. Ich gehe zurück und mache den Aufstieg mit dem Seil, dann lasse ich mich von der Spitze herunter, genau wie die Diebe.«
    Ich seufzte erleichtert auf. Ramses widersprach seinem Vater nur selten, aber wenn, dann befolgte Emerson seinen Rat – ein Kompliment, dass nur wenigen Leuten zuteil wurde, darunter auch mir.
    »Ach so.« Emerson rieb sich sein Kinn. »Hmph. Na gut, mein Junge. Sei vorsichtig.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich komme mit«, schlug Daoud vor. »Ich halte dir das Seil.«
    Er schlang eine Seilrolle über seine Schulter, und die beiden strebten zum Eingang des Wadis, wo die Klippen niedriger und leichter zu bezwingen waren. Es war eine gewagte Klettertour bis zum Gipfel, aber da hatte ich keinerlei Bedenken; Ramses war der beste Felsenkletterer in unserer Familie und Daoud seit Kindesbeinen mit diesen Gesteinsformationen vertraut. Er würde dafür sorgen, dass Ramses die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen traf.
    Ich nutzte die Zeit, um ein paar Eintragungen zur Lokalisierung der Grabstätte vorzunehmen, während Emerson in dem Schutthaufen herumwühlte, so glücklich wie ein Hund auf der Suche nach einem verbuddelten Knochen. Nefret ging nervös auf und ab und spähte von Zeit zu Zeit zu dem Klippenplateau. Die Sonne stand jetzt direkt über uns, und es war sehr heiß. Ich entledigte mich meiner Jacke, legte sie ordentlich gefaltet neben mich und widmete mich wieder meinem Tagebuch. Der Gestank schien mir nicht mehr ganz so penetrant. Der Geruchssinn stumpft recht schnell ab.
    Obwohl Nefret ständig nach oben spähte, entdeckte Jumana sie zuerst. Sie hopste freudig herum und winkte.
    Die beiden Gestalten, winzig klein in der Ferne, vergegenwärtigten mir, wie hoch die Klippe war und wie gefährlich der Abstieg. Ich fragte mich, ob das Seil überhaupt lang genug wäre und ob sie einen entsprechenden Gegenstand finden würden, an dem sie es befestigen könnten, und ob Ramses so viel Verstand besäße, sich nicht allein auf Daouds Kräfte zu verlassen. Er verfügte über Bärenkräfte, aber ein Ausgleiten oder ein Schlangenbiss und er würde seinen Griff lockern, wenn auch nur für eine Sekunde …
    Das Seil baumelte nach unten, und eine der beiden winzigen Gestalten begann mit dem Abstieg – viel zu schnell für mein Verständnis. Es war Ramses – wie ich es mir schon gedacht hatte. Selbst im strahlenden Sonnenlicht war es nicht einfach, seine Silhouette zu verfolgen, da seine staubige Kleidung mit der Farbe des Gesteins verwischte, aber sein unbedeckter, schwarzer Schopf war klar unterscheidbar. Ungefähr fünfzehn Meter über uns verharrte er, die Füße gegen die Felswand gestemmt, und winkte.
    »Halt dich gut an dem verfluchten Seil fest!«, brüllte ich.
    Er hörte mich. Ein leises und zweifellos spöttisches »Ja, Mutter« schwebte zu uns hinunter. Dann verschwand er. »In die Schlucht«, knurrte Emerson. »Wie lange …« Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ramses wieder auftauchte. Statt erneut aufzusteigen, sah er nach oben und brüllte irgendwas zu Daoud. Offenbar war das Seil nicht

Weitere Kostenlose Bücher