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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ist unsere Christenpflicht, unseren Peinigern zu vergeben«, wandte ich ein. »Das ist freilich einfacher, wenn die fragliche Person tot ist.«
    Er lachte heiser und presste eine Hand vor den Mund. »Weiß Maryam, dass ihre Mutter hier liegt?«
    »Keine Ahnung. Wirst du es ihr sagen?«
    »Nein … ich weiß nicht. Verflixt, Amelia, kannst du nicht endlich aufhören, anderen Leuten ins Gewissen zu reden? Ich verzeihe Bertha, was sie mir angetan hat – glaub mir, du kennst nicht einmal die Hälfte davon –, aber nicht, was sie dir und Maryam angetan hat. Können wir jetzt gehen oder hast du noch mehr auf Lager?«
    »Nicht für dich.« Ich hakte mich bei ihm ein, und wir wandten uns von dem tristen Grab ab. »Ich glaube, ich muss ein Wörtchen mit Maryam reden.«
    Er trat vor einen Haufen Unrat. »Meinst du, sie hat die unsäglichen Vorfälle zu verantworten, mit denen ihr konfrontiert wart?«
    »Die Idee ist mir nach der Sache mit der verschleierten Hathor durchaus auch gekommen«, sagte ich, es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmend. Maryam hatte nicht auf meiner Ausgangsliste gestanden. »Sie war eine von diversen jungen Frauen, die sich womöglich brüskiert fühlen von Ramses …«
    »Gute Güte.« Sethos blieb ruckartig stehen. »Das hast du mir nie erzählt. Muss ich Ramses jetzt wegen Verführung Minderjähriger anzeigen?«
    »Du glaubst doch nicht, dass Ramses etwas mit einem vierzehnjährigen Mädchen anfangen würde?«, entrüstete ich mich. » Sie hat ihm Avancen gemacht. Dir brauche ich sicher nicht zu erklären, dass er sich untadelig verhalten hat.«
    »Nein, er ist ein Gentleman«, bekräftigte Sethos mit einem zynischen Lippenzucken. »Tja, durchaus plausibel, aber gewiss kein so starkes Motiv wie Vergeltung am Tod der Mutter.«
    »Das habe ich bereits mit ihr erörtert, und ich glaube, dass sie zur Einsicht gelangt ist. Überdies wäre es unmöglich für ein Mädchen gewesen, einen derart komplexen Plan umzusetzen. Sie kann Hathor nicht verkörpert haben, da die neueren Auftritte dieser Dame stattfanden, wenn Maryam mit Ramses zusammen war, und Mrs. Fitzroyce hat mir erzählt, dass sie hier in Luxor waren, als Hathor das erste Mal erschien.«
    Die von uns gemietete Droschke wartete am Straßenrand. Ich ließ mir von ihm in den Fond helfen. Nach meiner Einschätzung ist es kein Verrat an den weiblichen Prinzipien, solche Gesten dankbar anzunehmen. »Wir werden das später diskutieren«, fuhr ich fort, als wir losfuhren. »Mit den anderen. Höchste Zeit für einen kleinen Kriegsrat!«
Aus Manuskript H
    An jenem Nachmittag schickte Emerson die Männer eher nach Hause als sonst. Seine Frau war nicht aufgetaucht, genauso wenig wie Nefret.
    Ramses begab sich umgehend in die Praxis. Zwei Patienten saßen im Wartezimmer, ein hochschwangeres Mädchen um die vierzehn und ein Kind mit einem fürchterlichen Husten. Nisrin war bei ihnen, sie wirkte sehr professionell mit ihrem fest geknoteten weißen Kopftuch und der an Saum und Ärmeln gekürzten Männer-Galabija. »Nur Misur ist sehr beschäftigt, aber ich lasse dich zu ihr«, verkündete sie.
    »Nett von dir.« Ramses ging weiter ins Behandlungszimmer.
    Zu seiner Verblüffung war Daoud der Patient. Er grinste Ramses verschämt an, und Kadija, die mit verschränkten Armen vor ihm stand, sagte: »Marhaba, Ramses. Sag diesem Dickschädel, dass er Nur Misur seine Hand zeigen soll. Ich musste ihn drängen herzukommen.« Da er sich in der Minderheit wusste, gehorchte Daoud. »Sie muss genäht werden.« Nefret inspizierte die hässlichen Schnitte in seiner Handfläche und auf den Fingerinnenseiten. »Wie ist denn das passiert?«
    Daoud murmelte irgendetwas Unverständliches. Kadija sagte: »Jemand hat einen Hegab – ein Amulett – vor dem Haus verloren, und Daoud, dieser Narr, hat ihn aufgehoben.«
    »Es war ein schöner Hegab«, protestierte Daoud. »Groß, aus Silber mit roten Steinen. Ich hätte herumgefragt, wer ihn verloren hat. Doch als ich ihn in die Hand nahm, habe ich mich daran geschnitten.«
    »Was habt ihr damit gemacht?«, fragte Nefret.
    »Ich habe ihn vergraben«, antwortete Kadija. »Es war ein geweihtes Stück, aber zerbrochen. Und an zwei Seiten scharf wie ein Rasiermesser.«
    Nefret nahm eine Pinzette und beugte sich über ihn. »Gut, dass du das getan hast. Tief in der Wunde sitzt ein Stück Metall. Zähne zusammenbeißen, Daoud.« Sie setzte das Instrument an und entfernte einen ungefähr zwei Zentimeter langen Metallsplitter. »Gütiger

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