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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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des Sturms. Denkwürdig und nur scheinbar bedeutsam, denn als ich die restlichen Seiten überflog, fand ich nichts Aufschlussreiches. Auf Es ist der Tag, an dem Horus mit Seth kämpft folgte Es ist der Tag des Friedens zwischen Horus und Seth. Kaum verwunderlich, dass der erste mit sehr ungünstig und der zweite mit sehr günstig umschrieben wurde. Keiner schien in irgendeiner Weise Bezug auf unsere Situation zu nehmen.
    Aber was hatte ich eigentlich erwartet? Ramses’ Handschrift entziffern zu müssen, bereitet mir immer Kopfschmerzen. Ich legte die Seiten weg. Darunter lag eine meiner Aufstellungen – die Namen der Frauen, mit denen Ramses zu tun gehabt hatte. Schuldbewusst rätselte ich, ob er sie wohl gesehen habe. Er hatte. Am Blattrand stand, hingekritzelt mit seiner unleserlichen Klaue:
    Schande über dich, Mutter.
    Ich nahm ein leeres Blatt Papier und fing an zu skizzieren. Ich zeichne nicht sonderlich gut, hatte mir aber wie alle Archäologen Grundkenntnisse zugelegt, zudem hatte ich festgestellt, dass diese Tätigkeit das Nachdenken anregt. Wenn die Hände beschäftigt sind, schwingt der Geist sich empor. Noch nie war mir die Lösung eines Kriminalfalles so aussichtslos erschienen.
    Ich zeichnete ein recht hübsches, kleines Gefäß und dekorierte es mit Lotosblüten, einem oder zwei hieroglyphischen Vögeln, einem geflügelten Skarabäus. Das erinnerte mich an den Schmuck, mit dem wir uns ausstaffiert hatten. Eitelkeit ist eine Verfehlung, trotzdem hatte ich ihr genauso begeistert gefrönt wie die anderen! Ich versuchte, ziemlich erfolglos, Amun-Re in Widdergestalt zu skizzieren, der in massivem Gold auf meiner Brust geruht hatte. Es war ein eher schlichtes Ornament; häufig bestechen ägyptische Schmuckstücke durch eine Vielzahl von verschiedenen Elementen, wie das gestohlene Pektorale mit dem Skarabäus in der Mitte, umkränzt von Lotosblüten und flankiert von den beiden Kobras. Ich zeichnete diese und schmückte sie mit zwei kleinen weißen Kronen; und während mein Bleistift über das Papier glitt, war mein Verstand unermüdlich in Aktion, erwog die unvereinbaren Elemente des von uns erstellten Rasters und arrangierte diese immer wieder neu. Hatte Abdullah nicht beteuert, es gebe ein Handlungsmuster? Ich war geneigt zu glauben, dass ich tatsächlich seine Stimme vernommen hatte, passten rätselhafte, mehrdeutige Ausführungen doch eher zu Abdullah als eine direkte Antwort. »Du stehst am Anfang …«
    Meine Finger drückten so fest auf, dass die Stiftspitze abbrach. »Auch das ist ein Teil des Musters«, hatte er einmal gesagt, als wir über seine neue Rolle als Scheich geplaudert hatten. Und sein Grab war der Anfang … Ich starrte auf die unvollständige Skizze des Pektorale und begriff, dass wir einen Aspekt übersehen, einen Informationskanal ignoriert hatten.
    Mit neuem Elan sprang ich auf und stürmte aus dem Haus.
    Auf mein Klopfen reagierte zunächst niemand, doch ich blieb hartnäckig. Erst als Ramses öffnete, fiel mir ein, wie spät es bereits war.
    »Auweia«, seufzte ich. »Hab ich dich geweckt?«
    »Ich habe noch nicht geschlafen.« Er knotete den Gürtel seines Morgenmantels und fuhr sich über die wirren Locken. »Was ist denn? Komm rein und erzähl es mir.«
    »Nein, nein. Tut mir Leid, dass ich dich stören muss.
    Ich habe nur eine Frage.«
    Sobald ich diese stellte, weiteten sich seine schläfrigen Augen und er öffnete verdutzt den Mund. »Ich kann mich nicht entsinnen. Wieso zum Teufel …«
    »Aber du weißt, wie der Ort heißt, oder?«
    »Mag sein. Vater weiß es vielleicht eher. Hast du ihn schon gefragt?«
    »Ich möchte das lieber nicht mit deinem Vater erörtern. Versuch dich zu erinnern. Ich könnte Thomas Russell telegrafieren, aber die Zeit drängt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist einige Jahre her, und ich verstehe nicht, wieso …«
    »Vielleicht kommst du heute Nacht darauf, wenn du im Geiste mit etwas ganz anderem beschäftigt bist«, ermunterte ich ihn. »So funktioniert das Gedächtnis. Dann komm sofort zu mir, egal wie spät es ist.«
    Inzwischen war er hellwach, dennoch drängte er nicht in mich. Seine Lippen zuckten, als belustigte ihn das alles, doch das bezweifelte ich.
    »Ich mag dich nicht aufwecken, Mutter.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken, mein Junge. Ich habe einen leichten Schlaf.«
    »Wie du meinst. Komm, ich bringe dich zurück zum Haus.« Ramses unterdrückte ein Gähnen.
    »Nicht nötig, Ramses. Du solltest draußen nicht barfuß

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