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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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von den Kindern stürmisch begrüßt, von Müttern und Großmüttern indes entschieden abgelehnt. Ein geplatzter Reifen beendete schließlich die Vorstellung; offenbar hatten sie nicht alle Nägel eingesammelt.
    Nachdem Emerson zum Baden und Umkleiden verschwunden war, sagte seine Frau trocken: »Hoffen wir, dass das Schlimmste vorüber ist. Wir sollten uns wieder unseren eigentlichen Pflichten widmen. Morgen ist Freitag. Nefret, machst du mit Ramses deinen allwöchentlichen Besuch bei Selim? Wie steht’s mit dir, David?«
    »Diese Woche nicht, ich habe Selim bereits abgesagt. Ich möchte Großvaters Grab besuchen.«
    »Nimmst du die Kinder mit?«
    »Dolly möchte mitkommen. Irgendwie hält er seinen Urgroßvater für einen Helden. Schätze, wir werden Evvie ebenfalls mitnehmen müssen, sie besteht hartnäckig darauf, ihren Bruder zu begleiten.«
    Nefrets hochgezogene Brauen signalisierten Missfallen an dem Vorhaben, doch sie sagte nichts. Am Nachmittag darauf, nach ihrer Rückkehr von Deir el-Medina, kam Ramses, aufgehalten durch einen Vortrag seines Vaters, zum Umkleiden in ihr Zimmer. Nefret stand tief versunken vor dem Spiegel und nahm ihn gar nicht wahr. Kopf und Schultern zurückgebogen, schmiegte sie den Stoff des dünnen Unterkleides eng an ihren Körper, sodass er jede Rundung ihres Körpers betonte.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte er mit einem bewundernden Blick auf das Ergebnis.
    Japsend wirbelte Nefret herum. »Ich wünschte, du würdest dich nicht dauernd von hinten anschleichen!«
    »Ich hab mich nicht … Tschuldigung. Was machst du da?«
    »Nichts.« Sie ließ den Stoff los und trat zum Frisiertisch. »Es verblüfft mich, dass David die Kinder mit zum Friedhof nehmen will. Wir haben die Zwillinge noch nie mitgenommen.«
    »Möchtest du das?«
    »Ich wollte deine Meinung hören«, sagte seine Frau ungewohnt sarkastisch, »und keine Gegenfrage.«
    »Oh. Ich denke, ich hab keine. Ich überlasse es dir.« Ihre Miene verriet, dass dies nicht in ihrem Sinne war, also versuchte er es erneut. »Sie haben Abdullah nie kennen gelernt; er ist ihnen so fremd wie die Helden in den Büchern, die du ihnen vorliest. Trotzdem kann es nicht schaden, wenn man Kindern die Verdienste von Freunden und Verwandten näher bringt.«
    »So kann man es auch sehen.«
    »Möchtest du mit ihnen gehen?«
    »Ein anderes Mal vielleicht. Selim erwartet uns, und Kadija wäre enttäuscht, wenn wir nicht kämen. Macht es dir etwas aus?«
    »Aber nein.« Grinsend setzte er hinzu: »Ich liebe meine Familie und bin gern mit dir und den Zwillingen zusammen.«
    »Ramses …«
    »Was ist denn, Schätzchen?«
    Sie hatte mit den Gegenständen auf dem Frisiertisch herumgespielt, jetzt drehte sie sich um und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Hat Mutter dir erzählt …?«
    »Mir was erzählt?«
    Ihre Hände umschlossen seinen Nacken, zogen seinen Kopf an ihr Gesicht. Ihr Mund war weich und drängend, und als er sie an sich schmiegte, dachte er an anderes als an gesellschaftliche Verpflichtungen.
    »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie.
    »Ich dich auch«, murmelte er. Wie kam sie jetzt darauf?, überlegte er im Stillen.
    Er versuchte sie festzuhalten, doch sie entwand sich ihm glucksend. Ihr Gesicht umwölkte sich. »Schätzchen, du weißt genau, die Kinder werden die Tür erstürmen, wenn wir nicht kommen.«
    Sie hatte natürlich Recht. Kinder waren gewiss ein Segen, aber manchmal … Ein wenig wehmütig dachte er an die Zeit zurück, als ihre Zärtlichkeiten noch spontan gewesen waren, einzig gestört von Kriminellen – und gelegentlich von seinem Vater.
    Den ganzen Nachmittag sann er darüber nach. Seine Frau hatte ihn etwas fragen wollen, es sich dann aber wohl anders überlegt. Wusste sie mehr als er – hatte seine Mutter ihr irgendetwas anvertraut – und jetzt hatte sie Angst um ihn? Deshalb auch der unvermittelt leidenschaftliche Kuss? Es würden zu den beiden passen, wenn sie beschlossen hätten, dass sie ihn beschützen müssten …
    Selim musste ihn zweimal ansprechen, bevor er reagierte. »Tut mir Leid, ich war mit den Gedanken woanders.«
    Sein auf Nefret gehefteter Blick war Selim nicht entgangen. Er murmelte: »Bestimmt waren es schöne Gedanken. Wann kommt ihr alle zu uns? Daoud möchte eine Fantasia feiern, hier in Kurna.«
    »Besprich es mit Mutter«, erwiderte Ramses. »Wo ist Daoud? Für gewöhnlich kommt er doch selber her.«
    »Ein Skorpion hat ihn gestochen.«
    Skorpionstiche waren selten tödlich, aber

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