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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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äußerst schmerzhaft und schwächend, selbst für einen Mann von Daouds Konstitution. »Wann ist das passiert? Und warum ist er nicht zu Nefret gekommen?«
    »Heute Morgen. Anscheinend hatten sich die Biester in seinem Schlafzimmer versammelt.« Selim grinste. »Es war ein Stich in den Fuß, und er kann nicht laufen. Kadija hat sich darum gekümmert. Morgen kommt er wieder zur Arbeit.«
    »Die berühmte grüne Salbe«, murmelte Ramses. Vermutlich würde sie den gewünschten Effekt haben; Daoud glaubte fest daran, und das Zeug schien tatsächlich zu wirken. »Sag ihm, er soll zu Hause bleiben, wenn es noch nicht besser ist.«
    Selim nickte und wechselte das Thema. Skorpione waren in Ägypten weit verbreitet, wenn auch nicht in geschlossenen Räumen.
    Als sie aufbrachen, versprach Ramses, dass er mit seiner Mutter wegen eines Termins für das Freudenfest reden wolle. Die Kinder hatten sich die Zeit mit irgendeinem unverständlichen Spiel vertrieben, das Laufen, Hopsen und Wälzen über den Hof vorsah, und die Zwillinge waren entsprechend schmutzig und ungewöhnlich müde. Ramses spähte auf den schwarz gelockten Schopf, der sich an seine Brust schmiegte.
    »Sie schlafen bestimmt sofort ein«, sagte er hoffnungsvoll.
    Nefret kicherte. »Mach dir nicht allzu viel Hoffnung. Die Vandergelts kommen zum Essen, weißt du.«
    »Ein Grund mehr zur Eile.«
    Sie lenkten die Pferde über die Anhöhen, vorbei an den Häusern des Dorfes. Sobald sie die offene Wüste erreichten, lockerte er Rishas Zügel. Unvermittelt vernahm er ein Geräusch.
    »Hörst du es auch«, murmelte er, Rishas Zügel straffend.
    »Ich höre nichts …« Es ertönte erneut, und diesmal vernahm Nefret es auch – einen schrillen, zerrissenen Schrei.
    Ramses hob seine schläfrige Tochter vom Schoß und reichte sie Nefret. »Nimm sie. Schnell.«
    Nefret gehorchte und drückte instinktiv beide Kinder an ihren Körper. Er dankte Gott dafür, dass sie eine hervorragende Reiterin war und dass Moonlight auf die kleinste Geste reagierte. Wieder ertönte der Schrei, diesmal gefolgt von einem Hilferuf. Es war die Stimme einer Frau, sie sprach Englisch. Nefrets Augen weiteten sich.
    »Ramses, was …«
    »Rasch, bring die Kinder nach Hause.«
    Er wartete nicht auf eine Antwort. Während er Risha zu den Felsen lenkte, spähte er zurück und sah, dass Moonlight in einen geschmeidigen Galopp verfallen war. Wenn sie allein gewesen wären, hätte Nefret ihn bestimmt begleiten wollen, aber die Sicherheit der Kinder ging vor, zumal es unwahrscheinlich war, dass die aufgebrachte Frau in ernsthafter Gefahr schwebte.
    Sie schrie in einem fort, ihre Stimme zunehmend geschwächt und von langen, keuchenden Atemzügen unterbrochen. Er entdeckte sie schließlich, an einen vorspringenden Felsen gelehnt. Der Mann, der sich vor ihr aufgebaut hatte, lachte, da sie mit einer Art Fliegenklatsche nach ihm schlug. Keine sonderlich effektive Waffe, verglichen mit seinem Messer. Ganz offensichtlich spielte er mit ihr, wich ihren grotesken Schlägen aus und stach ihr stattdessen in Arme und Gesicht. Versunken in sein makabres Spiel nahm er den nahenden Hufschlag erst wahr, als Ramses ihn fast erreicht hatte. Dieser musste Risha zügeln, sonst hätte er die beiden überrannt. Der Mann schrie entgeistert auf und stürmte davon. Ramses wollte ihm schon folgen, als die Frau am Boden zusammenbrach.
    Da er nicht wusste, wie schwer sie verletzt war, gab er den Gedanken auf. Er hatte sie an der Kleidung wiedererkannt, die sie auch an dem Tag getragen hatte, als Justin und seine Großmutter in Deir el-Medina gewesen waren – ein schlichtes, dunkles Kleid und ein altmodischer Hut. Mrs. Fitzroyces Gesellschafterin. Was zum Henker tat sie hier, allein und in einer derart misslichen Lage? Die Dorfbewohner griffen niemals Touristen an.
    Auf dem Boden war Blut – nicht viel, aber immerhin. Er drehte sie behutsam auf den Rücken. Das Blut stammte von einer Schnittwunde an ihrem Arm. Weitere Verletzungen vermochte er nicht zu erkennen. Sanft löste er die Bänder ihres monströsen Huts und setzte ihn ab.
    Ihre Augen waren geöffnet, rehbraun, umrahmt von langen Wimpern. Tränen und ein seltsam grauer Schmierfilm bedeckten ihre Wangen. Die Haut darunter war zart, ihre Wangen sommersprossig.
    Er erinnerte sich an diese ausdrucksvollen, braunen Augen.
    »Mein Gott«, flüsterte er. »Ist es denn möglich … Molly?«
5. Kapitel
    Unsere kleine Expedition zum Friedhof setzte sich erst am Spätnachmittag in

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