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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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so entspannt und glücklich gefühlt. Es war nicht nur der Wein, es war alles ringsum – die friedvolle Stille, die überwältigende Schönheit der Umgebung, die Gesellschaft seiner besten Freunde und seiner Frau – auch das Wissen, dass seine geliebten Kinder und die geschätzten Eltern weit weg waren. Nefret trällerte leise vor sich hin. Er schnappte ein paar Wörter auf und erkannte eine der sentimentalen Balladen, die sie so liebte. Vorgetragen von ihrer schönen Stimme, klangen die Verse nicht einmal banal. Er hatte den eigentlichen Grund für ihr Kommen vergessen, und David, der sich auf der Decke ausstreckte, seinen Kopf in Lias Schoß, hatte offenbar das Interesse an der Kunst verloren, obschon der Mond hoch stand und die Tempelfassade gut ausgeleuchtet war. Schläfrig überlegte Ramses, wer von ihnen wohl als Erster auf die Heimkehr drängen werde. Er fasste Nefrets Hand, ließ diese abrupt wieder los und sprang auf.
    »Was ist denn?«, murmelte Nefret.
    »Jemand kommt. Hört mal.«
    »Hathor?« David setzte sich auf.
    »Wenn sie es ist, dann macht sie höllisch viel Lärm«, versetzte Ramses.
    Die Stimmen wurden lauter. Sie kamen näher, folgten der Umfassungsmauer in Richtung Eingang. Geröll knirschte unter Füßen oder Hufen, und er konnte die Worte nicht recht ausmachen. Jedenfalls waren es keine Möchtegern-Diebe oder abergläubische Dorfbewohner, die einen Blick auf die Göttin erhaschen wollten. Vermutlich handelte es sich um eine erlebnishungrige Touristengruppe, angeführt von einem der geschäftstüchtigen Dragomans, die die Hathor-Legende erfunden hatten. Verärgerung überlagerte seine anfängliche Verblüffung. Er strebte zur Torwölbung, entschlossen, die Gruppe zu verscheuchen. Als er aus der Umfassungsmauer hinaustrat, näherten sie sich ihm bereits – zwei Gestalten auf Eseln, die eine mit Galabija und Turban, die andere …
    »Gütiger Himmel.« Er schoss vor, packte die Zügel des Reittiers. »Maryam, was machst du denn hier?«
    Sie schob sich den absurden Blumenhut, den seine Mutter ihr gegeben hatte, aus der Stirn. »Hast du ihn gesehen?«, japste sie. »Ist er hier?«
    »Ich nehme an, du meinst Justin«, ertönte Nefrets frostige Stimme hinter ihm. »Wie kommst du darauf, dass er hier sein könnte?«
    »Er wollte die Göttin sehen. Den ganzen Tag hat er von nichts anderem geredet. Zum Glück seid ihr hier! Bitte helft uns, ihn zu suchen.«
    »Wir sind schon einige Stunden hier«, warf David ein. »Wir haben niemanden gesehen.«
    »Vielleicht hat er sich irgendwo versteckt.« Vor Aufregung hob sie die Stimme. »Er könnte gestürzt sein, sich am Kopf verletzt haben, er hat nicht mehr Verstand als ein Kind!«
    Diese Möglichkeit bestand durchaus. Die Umfassungsmauer ließ sich an mehreren Stellen erklettern, und die gestürzten Steinquader boten hervorragend Deckung. Ramses vermochte sich vorzustellen, dass Justin hinter einen gekrochen war und sie jetzt mit kindlichem Vergnügen beobachtete, während er auf die Erscheinung der Göttin wartete.
    »Na bestens«, sagte er verstimmt. So viel zu seinem Mondscheinidyll. »Nefret, warum rufst du ihn nicht einfach?«
    Er wandte sich zu seiner Frau und unterdrückte ein Schimpfwort, als er sah, dass sie einen Bogen gespannt hielt, der Pfeil bereit zum Abschuss. »Um Gottes willen, Nefret! Wie hast du …«
    »Jetzt nicht«, fiel sie ihm ins Wort. »Seid ihr nur zu zweit? Wo ist der ergebene François? Wer ist dieser Mann?«
    Ramses kannte den Ägypter ebenfalls nicht. Er verbeugte sich über den Hals des Esels und antwortete – natürlich – nicht Nefret, sondern ihrem Mann. »Ich gehöre zur Schiffsbesatzung der Isis, Herr. Die anderen durchsuchen die Ruinen außerhalb der Mauer.«
    »Justin würde sich innerhalb der Umfassung aufhalten«, sinnierte Nefret laut. »Um einen guten Blick zu haben.«
    Maryam brüllte so schrill und unerwartet los, dass sie zusammenschraken. »Justin! Justin, wo bist du? Antworte mir!«
    Sie saß ab, stolperte und fasste Ramses’ Arm. Weiter entfernt hörte Ramses die anderen nach Justin rufen, darunter auch François’ mürrische Stimme.
    »Hol die Taschenlampen, David«, rief Ramses. »Du und Lia, ihr haltet euch links. Wir müssen hinter jedem verfluchten Gesteinsbrocken nachsehen, der kleine Satansbraten spielt wohl Verstecken mit uns. Nefret, würdest du bitte diesen gottverdammten Bogen weglegen!«
    »Deine Ausdrucksweise«, sagte Nefret honigsüß.
    David stürmte zu der Stelle, wo sie die

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