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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mitgebrachten Sachen abgestellt hatten, als ein lang gezogener Schrei von Maryam sämtliche Blicke auf den Tempel zog. »Seht mal! Dort, zwischen den Pylonen … eine Frau … schimmernd … strahlend …«
    Ramses suchte sich aus ihrem Klammergriff zu lösen, doch sie hielt ihn unerbittlich fest. Die Gestalt stand im Türsturz, bleich wie eine Alabasterstatue – aber es war keine Statue, sie bewegte sich, hob weich fließende Ärmel. Er meinte, Gold aufblitzen zu sehen. Etwas pfiff an ihm vorbei; er schnellte herum, entwand sich Maryams Griff und entriss Nefret den Bogen.
    Lia lachte wirr. »Du hast sie umgebracht.«
    Ein zusammengesunkenes Etwas lag dort, wo die Gestalt gestanden hatte. Was sie fanden, war eine leere weiße Robe, Nefrets Pfeil steckte noch darin. Einige Minuten später stießen sie auch auf Justin, auf einer zerborstenen Säule hingestreckt wie eine antike Opfergabe. Er hatte die Hände über der Brust gefaltet und lächelte entrückt.
7. Kapitel
    »Ich gehe davon aus, dass ihr das Gelände gründlich durchsucht habt«, sagte ich, anmutig mein Frühstücksei köpfend. »Aber vielleicht sollte ich mich selbst einmal umschauen.«
    Emerson ließ die Toastscheibe sinken, die er in der Luft balanciert hatte, seit Ramses mit seinem Bericht von den Ereignissen im Tempel der Hathor begonnen hatte. Grässlich langsam glitten seine stechenden blauen Augen von seinem Sohn zu mir.
    »Amelia«, sagte er.
    »Noch etwas Kaffee für den Professor, Gargery, wenn Sie so nett sein wollen.«
    »Ich will keinen verdammten …« Und ob er wollte, deshalb beendete er den Satz nicht. Gargery, der fasziniert gelauscht hatte, schenkte ihm umgehend nach, und Emerson fuhr unsäglich milde fort: »Danke, Gargery. Ramses, wieso hast du damit bis zum Frühstück gewartet?«
    »Wir … wir alle … haben entschieden, euch deswegen nicht aufzuwecken«, meinte Nefret schleppend, worauf ich Verdacht schöpfte, dass selbige Entscheidung nicht von allen getragen worden sei. »Es gab nichts, was du – oder Mutter – hätte tun können. Wir haben jeden Winkel abgesucht, was nicht leicht war, weil so viele Leute umherliefen und wir nur unsere Taschenlampen hatten und … und … Ich bin untröstlich, Vater.«
    »Untröstlich«, wiederholte Emerson. Er erhob sich, majestätisch wie Jupiter, auch ohne Bart. »Begleitet mich jemand ins Grabungsgelände, Amelia, oder hast du ande res mit ihnen vor?
    Um nichts in der Welt würde ich deine Pläne durchkreuzen wollen, ich frage nur rein interessehalber.«
    »Möchtest du die Sache nicht mit uns diskutieren, Emerson?«
    »Nein, Amelia, das möchte ich nicht.« Mich grimmig fixierend, setzte er hinzu: »Ich fahre mit dem Automobil.
    Falls mich jemand zu begleiten gedenkt, muss er oder sie umgehend kommen.«
    Gemessenen Schrittes verließ er den Raum.
    »Oha, er ist wütend«, murmelte Lia.
    »Das gibt sich bis Mittag«, erwiderte ich. Wenigstens hoffte ich das; dass er mich drei Mal in Folge mit meinem Vornamen angeredet hatte, deutete jedoch auf eine längere Verstimmung hin. »Allerdings würde es ihn sicher freuen, wenn jemand von euch mitkäme. Macht euch keine Sorgen wegen des Automobils; er scheint vergessen zu haben, dass er und Selim gestern Abend einen Reifen abmontiert und nicht ersetzt haben. Nicht du, Evelyn, und auch nicht Walter.«
    »Soll ich den Professor begleiten, Tante Amelia?«, erbot sich David.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, mein Junge. Es ist ja nur für ein paar Stunden.«
    »Aber nein.« Er blickte zu Ramses, der zustimmend nickte. »Wir wollten uns ohnehin noch einmal bei Tageslicht umsehen.«
    »Ich komme mit«, erklärte Walter und rückte energisch seine Brille zurecht. Ich kannte die Signale: Der detektivische Ehrgeiz hatte ihn gepackt. Ich nahm zwar nicht an, dass er irgendetwas Weltbewegendes entdecken würde, aber er würde seinen Spaß daran haben, herumzuschnüffeln und Spuren zu finden, die den anderen längst bekannt waren. Gargery wurde ich los, indem ich ihn bat, Evelyn und Sennia zum Schloss zu begleiten, dann war ich mit Nefret allein.
    »Ich möchte mit dir reden, Mutter«, sagte sie.
    »Ganz meinerseits. Lass uns ein wenig plaudern.«
    Wir fanden ein stilles Plätzchen im Garten, zwischen unseren beiden Häusern, wo uns keiner belauschen konnte. Ich war stolz auf diesen Garten; obschon das ägyptische Klima fruchtbar ist, erforderte die Pflege und Bewässerung der Pflanzen einiges an Mühe. Junge Lebbachbäume und Tamarisken erhoben sich auf dem

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