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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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darin, mich zu beschimpfen, doch sobald er sein Mütchen gekühlt hat, wird er wieder vernünftig. Keine Sorge, mein Schatz, bis morgen habe ich das im Griff, und Ramses wird wieder an seinen Texten arbeiten können.«
    »Du denkst an alles, Mutter.«
    »Ein oder zwei Belange sind mir in letzter Zeit entglitten«, räumte ich großzügig ein. »Erstens mache ich mir Sorgen um Sethos. Ich hoffe, er kann bald wieder reisen; ich möchte Maryam zwar von diesem unberechenbaren Jungen und seiner Großmutter wegholen, mich aber nicht mit Mrs. Fitzroyce anlegen. Sie reagierte ausgesprochen unkooperativ auf meine Bitte, ob Maryam uns besuchen dürfe.«
    »Vielleicht erwischst du die alte Dame in einer ihrer senilen Phasen«, schlug Nefret vor.
    »Das käme mir sehr gelegen. Zweitens müssen wir uns noch mit Monsieur Lacau auseinander setzen«, fuhr ich fort, während wir über den Gartenweg schlenderten.
    »Nach meiner Einschätzung hat sich die Sache mit dem fehlenden Schmuck und dem Dieb erledigt – beide sind inzwischen über alle Berge. Ich werde es Monsieur Lacau selbst sagen, wenn er hier auftaucht, und keinen Tag eher!« Nefret nickte zustimmend. Da sie jedoch weiterhin skeptisch wirkte, bemühte ich mich, sie ein wenig aufzubauen. »Bliebe noch, die Sache mit Maryam zu klären, und da können wir nichts tun, bis ihr Vater herkommt.
    Natürlich werde ich meine analytische Begabung einsetzen, um die wahre Identität dieser Hathor-Imitation zu entschlüsseln, die vermutlich nur ein Ablenkungsmanöver ist. Was hat sie denn letztlich Schlimmes getan?«
    »Solange wir keine Ahnung haben, wer sie ist und warum sie das macht, können wir auch nicht abschätzen, was sie noch anzurichten vermag.« Nefret stockte. Sie wich meinem Blick aus, pflückte eine strahlend gelbe Zinnie und fing an, die Blütenblätter abzuzupfen. »Mutter, ich kann das nicht mit Ramses diskutieren, aber dir muss doch auch der Gedanke gekommen sein, dass es eine frühere …«
    »Affäre von ihm ist? Keine Sorge, Nefret, du schockierst mich nicht, ich kenne den Begriff und Ramses’ – äh – diesbezüglichen Werdegang.«
    »Wie gut?« Sie sah von der zerrupften Blüte auf. »Da kann ich nur vermuten. Natürlich hat er nie etwas zugegeben. Doch das war alles vor eurer Hochzeit. Du hast gewiss keinen Grund, an seiner Treue zu zweifeln. Er liebt dich …«
    »Von Herzen, mit Schmerzen«, murmelte Nefret, mit jedem Wort ein Blütenblatt abzupfend. »Ich zweifle nicht an ihm, Mutter. Ich habe mich nur gefragt, ob es da eine ganz bestimmte Frau gab. Gleichwohl möchte ich dich nicht drängen, hinter seinem Rücken über ihn zu sprechen.«
    Sie warf die Blume fort, ohne den Reim zu beenden. »Das wäre auch nicht korrekt«, sagte ich. »Trotzdem, ich werde die Sache überdenken.«
    Sie fasste meinen Arm, und wir gingen weiter. Hinter uns, auf dem Pfad, schimmerten die gelben Blütenblätter hell im Sonnenlicht.

    Nachdem Fatima liebevoll den Proviantkorb für das Mittagessen zusammengestellt hatte, ritten Nefret und ich nach Deir el-Medina. Unterwegs mussten wir einer großen Gruppe von Cook’s Touristen und ihren klapprigen Eseln ausweichen. Ihrer Aufmerksamkeit entkamen wir leider nicht. Einer der unsäglichen Führer wies lautstark auf uns hin. Kameras klickten, und eine überaus stämmige Dame brüllte: »Bleiben Sie kurz stehen, Mrs. Emerson, damit ich ein gutes Foto bekomme.«
    Freilich ritt ich kommentarlos weiter.
    »Daran solltest du inzwischen gewöhnt sein, Mutter«, schmunzelte Nefret. »Wir gehören zu den populärsten Sehenswürdigkeiten in Luxor.«
    Dank Emerson. Sein Hokuspokus und seine Handgreiflichkeiten waren Legende geworden. Er hatte zwar in letzter Zeit niemanden verprügelt, während der Bergung von Cyrus’ Grabstätte aber ständig Touristen verunglimpft und die Journalisten – die jede wüste Beschimpfung begeistert publizierten.
    Zum Glück hatte es keiner der Touristen gewagt, das von Emerson abgesperrte Gelände zu betreten. Innerhalb der Markierungen wurde ein rudimentäres Schema erkennbar, allerdings wusste nur das geschulte Auge (wie meines) die Mauerreste und Säulenstümpfe zuzuordnen. Nefret und ich banden unsere Pferde bei den anderen fest; dann traten wir zu Emerson, der über Bertie gebeugt stand, während der junge Mann die Fragmente in seine Zeichnung übernahm.
    »Wie ich sehe, kommt ihr gut voran«, stellte ich anerkennend fest. »Das muss der Vorhof zum Tempel von Seth I. gewesen sein.«
    »Offen gestanden

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