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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hier?«
    »Ja. Dann kommt jemand, um dich abzuholen.«
    Er rollte sich auf dem Sims zusammen, den Kopf auf sein Bündel gebettet, und schlief sofort ein. Ramses war viel zu aufgekratzt, um ebenfalls auszuruhen. Stattdessen kramte er den Feldstecher aus dem Rucksack.
    Der Sims befand sich ungefähr dreißig Meter über Straßenniveau, auf halber Höhe des Felsens und an seinem nördlichen Ausläufer. Es war ein hervorragender Aussichtspunkt, allerdings zu weit entfernt von den Tempeln und Palästen im Süden, um Details auszumachen. Er fokussierte nach Norden. Weite Täler, zu dieser frühen Stunde jedoch unter dichten Nebelschleiern verborgen. Er würde warten müssen, bis die Sonne höher stand. Widerwillig zog er sich in den Schatten zurück und legte sich hin.
    Als er am Spätnachmittag wieder aufwachte, saß Khat im Schneidersitz neben ihm, die schwarzen Augen aufmerksam auf ihn gerichtet. Sobald Ramses sich aufsetzte, reichte der Junge ihm die Feldflasche. Die Sonne stand als feuriger Ball am westlichen Himmel; ihr gleißendes Licht, das direkt in die Nische fiel, erhellte eingeritzte Zeichnungen und Skizzen auf den Felsen.
    »Das sind die Gottheiten«, erklärte Khat. Auf die jeweiligen Abbildungen deutend, ratterte er die Namen herunter. Es waren zwar andere Bezeichnungen als in Ägypten, trotzdem erkannte Ramses sie: Isis mit dem Kuhgehörn und der Sonnenscheibe; der falkenköpfige Horus; der Urgott Chepre in Gestalt des Skarabäus, Wächter des Horizonts, der die aufgehende Sonne symbolisiert.
    Nachdem die Sonne hinter den westlichen Anhöhen verschwunden war und das Tal in einem milden Licht erstrahlte, nahm Ramses das Fernglas und zeigte einem staunenden Khat, wie es funktionierte.
    »Es ist nichts weiter als ein Arbeitsgerät«, meinte Ramses. »Ein Gegenstand aus Metall und Glas, von Menschen entwickelt und gebaut. Zeig mir, wo sich Tarek aufhält.«
    Eine Bergkette versperrte teilweise die Sicht, trotzdem konnte er das von Khat beschriebene Seitenwadi ausmachen. Der Eingang war mit Felsblöcken und augenscheinlich mit einem schweren Tor gesichert. Laut Khat hielt Tarek die nördliche Hälfte der Oase mit den Dörfern, Feldern und Brunnen, hatte aber nicht genug Leute, um die Stadt erneut einzunehmen, wohingegen der Usurpator zu wenig Soldaten hatte, um ihn zu überwältigen.
    »Von hier aus finde ich den Weg«, murmelte er. »Geh zurück zu deinen Eltern.«
    Dem Jungen entwich ein gepresstes Stöhnen. »Ich sehe sie, durch das … das Arbeitsgerät. Sie suchen nach uns. Leg dich flach hin und rühr dich nicht.«
    Ramses schnappte sich den Feldstecher. Die Verfolger waren noch ein ganzes Stück von ihnen entfernt, schienen sich jedoch auffällig an einer bestimmten Route zu orientieren. Hatte ihnen jemand im Dorf den Geheimweg verraten? Die Rekkit waren loyal gegenüber Tarek, korrupte Verräter aber auf beiden Seiten nie auszuschließen.
    Er schob das Fernglas in den Rucksack und warf sich diesen über die Schulter. »Wir dürfen nicht hier bleiben«, drängte er. »Geh zurück. Kennst du einen anderen Weg?«
    »Oh ja«, murmelte der Junge gefasst. »Aber ich gehe erst, wenn dich jemand abholen kommt.«
    Bevor Ramses antworten konnte, hörte er über ihnen das Knirschen von Geröll. Er schnellte herum, zog den Jungen hinter sich, als ein Mann auf den Sims sprang.
    Sein Kopf war unbedeckt, aber er trug die Waffen der Soldaten, Bogen und Köcher und Kurzschwert.
    Er war so groß wie Ramses, geschmeidig wie ein Panter, auf seinem dunklen Gesicht malte sich ein breites Grinsen. Ramses zog sein Messer, wohlwissend, dass ihm nur Sekunden für einen Überraschungsangriff blieben. Dann bemerkte er, was der Mann in seiner ausgestreckten Hand hielt, und ließ den Arm sinken.

    Wir nutzten den Tumult nach Ramses’ Aufbruch, um zu der Terrasse vor dem Palast zu gelangen, wo wir über Stunden das Geschehen verfolgten. Niemand forderte uns dazu auf, in unsere Räumlichkeiten zurückzukehren. Allerdings positionierten sich zwei unserer Bewacher pflichteifrig an der Treppe, die zur Hauptallee hinunterführte.
    Die Suche gestaltete sich, wie ich erleichtert feststellte, ziemlich chaotisch. Der Wachtrupp brauchte eine ganze Weile, um ins Dorf hinabzusteigen. Dort blieb er eine Zeit lang; als der Fackelzug abermals die Treppe hinaufkam, gähnte ich demonstrativ.
    »Ziemlich unruhige Nacht«, bemerkte ich gegenüber Emerson, als wir in unser Schlafzimmer kamen. »Die haben wir ganz schön aufgemischt«, betonte mein

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