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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nahm ich Selim kurz beiseite und tauschte mich leise flüsternd mit ihm aus.
    »Worum ging’s?«, wollte Emerson wissen, als man uns durch die Gänge führte.
    »Das erklär ich dir, wenn wir keine Zuhörer haben.« Ich spähte zu Amenislo, der zu mir aufschloss. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben. »Ja?«, erkundigte ich mich höflich.
    »Die Frau ist verschwunden«, wisperte Amenislo. »Aus den bewachten Gemächern der Hohepriesterin. Aber wie? War es Magie?«
    Ich lächelte geheimnisvoll. »Wachen sind für uns kein Hindernis, Amenislo. Weiß Seine Majestät das nicht?«
    Der Graf wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Der König sagt, sprecht nicht davon. Das Volk darf es nicht erfahren.«
    »Da hat er aber verdammt schlechte Karten«, brummelte Emerson, der aufmerksam lauschte. »Etliche wissen davon und werden mit ihrem Wissen bestimmt hausieren gehen.«
    »Und mit jedem Mal wird die Geschichte abstruser.« Ich nickte. »Haben wir das Mädchen womöglich unsichtbar gemacht? Oder ihr Flügel verliehen?«
    »Flügel?« Amenislo blieb der Mund offen stehen. Er schlenkerte mit den Armen. »Sie flog zum Himmel, zu den Göttern?«
    »Ach Amenislo, verschont mich mit diesem Unfug«, sagte ich ungnädig.
    Der Adlige fiel ein paar Schritte zurück. Ich hörte, wie er mit einem der Wachsoldaten tuschelte.
    »Gut gemacht, Peabody«, lobte Emerson.
    »Die Sache entwickelt sich recht positiv«, bekräftigte ich. »Das wird ein ereignisreicher Tag, Emerson. Ich hab da eben einen sensationellen Einfall.«
    »Mir stockt das Blut in den Adern«, erwiderte Emerson grinsend.
    Wieder ließ man uns allein mit Seiner infernalischen Majestät, wie Emerson ihn heimlich bezeichnete, und diesmal wirkte er in der Tat sehr unleidlich. Er stapfte im Raum auf und ab, fuchtelte mit einem Dolch herum und polterte unbeherrscht los, sobald die Entourage sich zurückzog.
    »Was hat er denn für ein Problem?«, erkundigte sich Emerson interessiert.
    »Er ist so in Rage, dass ich nicht alles mitbekommen habe«, erwiderte ich. »Soweit ich das verstehe, will er wissen, was wir mit der Dienstmagd, also vermutlich Daria, angestellt haben. Und mit Ramses. Er droht uns unangenehme Konsequenzen an, wenn wir nicht freiwillig damit herausrücken, wo die beiden stecken.«
    »Sag ihm doch einfach, sie sind weggeflogen«, schlug Emerson vor.
    Die Antwort steigerte Zekares Zorn nur noch mehr. »Bin nicht wirklich davon ausgegangen, dass er mir das abnimmt«, seufzte ich, als der König auf Emerson zuschoss. Seine Waffe war wie die von Merasen aus Stahl und nicht aus Eisen und mit einem kunstvoll geschmückten Knauf. Die Klinge schien frisch geschliffen. Emerson wich natürlich keinen Zoll zurück, selbst als die Dolchspitze bedrohlich nah vor seiner Brust schwebte. Ich zückte meinen Schirm.
    »Lass gut sein, Peabody«, zischte Emerson aus einem Mundwinkel. »Lieber von einem Dolch durchbohrt als von einem Schirm entehrt.«
    »Halt den Mund und beweg dich nicht. Er bringt dich schon nicht um.«
    Wie nicht anders zu erwarten, hatte Zekare keinesfalls die Absicht, die Gans zu töten, die weiterhin imstande war, goldene Eier zu legen. Bedachtsam senkte er die Waffe. »Ihr lügt«, schnaubte er.
    »Wir lügen nicht«, sagte ich schnell. »Unser Vokabular reicht nur nicht aus. Und Eures auch nicht. Euer Sohn – Amenislo – die beiden können für uns übersetzen. Holt sie her.«
    Das leuchtete ihm ein, aber nach kurzer Überlegung schüttelte er den Kopf. »Nicht Merasen. Nicht Amenislo.«
    Ha, frohlockte ich innerlich. Er traut weder seinem Sohn noch dem Grafen. »Wer dann? Wen können wir als Dolmetscher hinzuziehen?«
    Ich mochte den nahe liegenden Kandidaten nicht selbst vorschlagen – zumal Männer sich gern damit brüsten, dass Entscheidungen ausnahmslos auf ihrem Mist gewachsen sind – und hielt mich klug zurück. Derweil wälzte Seine Majestät das Problem. Schließlich steckte er den Dolch in die Scheide und wandte sich zu mir.
    »Wir gehen zu ihr. Ihr und ich.«
    »Jetzt?«, gurgelte ich, da ich gespannt den Atem angehalten hatte.
    »Zur vierten Stunde. Haltet Euch bereit.«
    Er zog sich zurück und ließ uns unhöflich stehen. Emerson sagte leise: »Ich muss zugeben, Peabody, du bist heute in Topform. Donnerwetter, das war eine Glanzleistung. Er meint Nefret, nicht?«
    »Ich denke schon. Es sei denn«, räumte ich ein, »es gibt hier noch andere Europäerinnen. Vielleicht eine der Damen.«
    »Die außerdem das Meroitische

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