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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Anteilnahme, Emerson, wenn ich bitten darf.« Ich kreischte wie eine Besessene. »Die Zofen, der König, Merasen – die ganze Stadt soll es erfahren! Man hat mich vergiftet, womöglich bin ich gar von einer göttlichen Heimsuchung erfasst.«
    »Nun übertreib mal nicht, Peabody. Nachher holst du dir noch einen Hexenschuss, wenn du hier so herumtobst. Daoud, tu so, als hieltest du sie in Schach, ja?«
    Der König kam zwar nicht, dafür aber eine ganze Menge anderer Leute. Inspiriert von einem wachsenden Publikum schrie und sprach ich in Französisch und Latein und sträubte mich scheinbar gegen Daouds sanfte Umklammerung. Eine der Zofen wollte mir gewaltsam Medizin einflößen; ich schlug ihr das Fläschchen aus der Hand, das verdächtig nach Opium roch. Ich war nahe dran, ins Koma zu fallen, als Merasen auftauchte.
    »Was hat sie denn?«, fragte er sichtlich unbeteiligt.
    »Sie ist vergiftet worden«, brüllte Emerson. »Habt Ihr die Hand im Spiel, schurkischer Prinz?«
    »Wieso sollte ich so etwas tun?« Merasen wich vor dem tobenden Emerson zurück.
    Dummes Zeug brabbelnd, schlug ich weiterhin um mich, während die beiden diese zugegeben plausible Frage diskutierten. Als Emerson zur Whiskyflasche griff, ließ ich mir gnädigerweise einen Schluck einflößen, worauf meine Zuckungen erstaunlich schnell abebbten.
    »Ich vertraue ausschließlich auf unsere eigene Medizin.« Emersons mordlustiger Blick glitt über die Anwesenden. »Und jetzt raus, alle! Alle, habe ich gesagt!« Als die Zofen aufbrachen, besann ich mich auf Nefret. Ich hob den Kopf und rief auf Meroitisch: »Die Göttin war bei mir! Die göttliche Isis hat mich heimgesucht!« Ich verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße der Augäpfel sichtbar war, mein Körper erschlaffte. Emerson trug mich in unser Schlafzimmer. »Was sollte das jetzt?«, murmelte er tonlos.
    »Ich wollte nicht, dass Nefret sich Sorgen um mich macht«, raunte ich.
    »Ich meinte diese ganze irrwitzige Vorstellung.« Er warf mich unsanft auf das Bett.
    »Falls du es noch nicht kapiert hast, Emerson, ich bin ohnmächtig und kann nicht mit dir kommunizieren.«
    »Du weichst schlicht meiner Frage aus. Hier sieht und hört uns niemand.«
    »Wie wär’s mit einem klitzekleinen Schluck Whisky, Emerson?«
    »Wann gedenkst du, wieder völlig genesen zu sein?«, erkundigte er sich, als er mir den Becher reichte. »Da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Die Vorstellung war doch recht effektvoll, findest du nicht? Ich kann jederzeit während der Zeremonie einen weiteren Anfall bekommen.«
    »Oh ja, was du nicht sagst.« Emerson dämmerte es endlich.
    Ich stellte den Whiskybecher beiseite. »Die wilde Raserei hat mich müde gemacht. Holst du mir bitte mein Nachthemd. Es liegt da hinten auf dem Schemel.« Es lag nicht auf dem Schemel. Während Emerson danach suchte, gab ich ein paar Tropfen Schlafmittel in seinen Whisky. Das tat ich nur ungern, aber so, wie sich die Dinge entwickelten, wollte ich eine Einmischung seinerseits ausschließen. Mein geliebter Mann nickte fast auf der Stelle ein. Zärtlich musterte ich seine lang hingestreckte Gestalt. Gottlob schlief er tief und fest.
    Mir fiel es nicht schwer wach zu bleiben, obwohl es ein anstrengender Tag gewesen war. Ich hoffte bloß inständig, dass ich die Person getäuscht hatte, für die ich die Vorstellung vornehmlich inszeniert hatte. Wenn er überhaupt kam, dann sicher nicht vor Mitternacht. Ich wartete eine ganze Weile, bis ich gedämpfte Schritte hörte. Er war barfuß – genau wie ich. Meinen Sonnenschirm fester umklammernd, glitt ich näher zur Tür. Ich hatte eine Lampe brennen lassen. Im schwachen Lichtschein bemerkte ich eine Hand, die den Vorhang beiseite zog.
    An diesem Punkt machte ich einen kleinen taktischen Fehler. In meiner Aufregung griff ich nämlich nach seiner Hand, worauf er panisch flüchtete. Natürlich nahm ich die Verfolgung auf. Er trug einheimische Tracht, ein helles, flatterndes, bodenlanges Gewand, allerdings rannte er nicht zum Haupteingang, sondern zu dem Durchlass, der in die Felsenkammern hinter unseren Räumlichkeiten führte. Aus Angst, dass er mir entwischen könnte, denn er war ziemlich fix, hangelte ich mit dem Griff meines Schirms nach seinem Bein. Stöhnend ging er zu Boden. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel ebenfalls der Länge nach hin.
    Entweder hatte ich die Zuneigung meines geliebten Emerson zu mir unterschätzt oder das Schlafmittel zu niedrig dosiert. Eine Salve von Kraftausdrücken

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