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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zeugte von seinem Herannahen und der Tatsache, dass er mein Verschwinden entdeckt hatte.
    An diesem Punkt machte Emerson einen taktischen Fehler. Hektisch im Durchlass gestikulierend, verhedderte er sich in dem Vorhang. Während er versuchte, sich zu befreien, nutzte ich die Gelegenheit, mir meinen Gegner vorzuknöpfen. Er hatte sich auf den Rücken gerollt und seine sämtlichen Versuche aufzustehen schlugen fehl.
    »Pssst!«, zischte ich. »Ruhe und keine Bewegung.«
    »Ich hab mir das Bein gebrochen«, brummte eine Stimme – auf Englisch.
    »Nein, bestimmt nicht.« Ich stand auf und tippte das fragliche Körperteil mit meinem Fuß an. Ein leises Stöhnen vermittelte mir, dass ich mit meiner Diagnose womöglich doch falsch lag.
    Inzwischen waren Selim und Daoud hereingerauscht und Emerson hatte sich befreit. Alle drei tauchten auf der Bildfläche auf, dramatisch in helles Mondlicht getaucht – ich stand kerzengerade aufgerichtet mit erhobenem Schirm über der hingegossenen Gestalt zu meinen Füßen. Mein Opfer hatte seine missliche Lage wohlweislich akzeptiert.
    »Teufel noch!«, knurrte Emerson. »Wer … Potzblitz, das ist ja MacFerguson, dieser Bastard!«
    »Die Ohren sprechen eindeutig dafür.«
    »Was hat er denn?«
    »Anscheinend eine leichte Form von Amnesie«, sagte ich. Anscheinend war das geflügelte Wort. »Überlass ihn mir, Emerson. Geht weg. Alle drei.«
    »Aber –«, hob Emerson an.
    »In Ordnung, dann fesselt ihm die Füße«, lenkte ich ein. »Aber das Verhör überlasst ihr gefälligst mir.«
    »Also gut, Peabody, mit dir zu streiten ist ohnehin müßig. Ich geb dir zehn Minuten, dann bin ich an der Reihe.«
    Daoud fesselte dem Burschen die Füße, ich schob ihm ein Kissen unter den Kopf. Auf meine Bitte hin holte Emerson den Whisky, bevor er sich in unseren Schlafraum zurückzog. Ich machte Licht und beugte mich über den am Boden liegenden Mann. Er hatte die Augen geöffnet. Ich brachte die Lampe näher an sein Gesicht.
    »Eine bestechende Tarnung«, sagte ich. »Vor allem die Ohren. Aber du warst nicht der Mann, den wir am Gebel Barkal getroffen haben, stimmt’s? Der hatte nämlich dunkelbraune Augen und war um einiges kleiner als du.«
    »Das ist eine klassische Technik«, erwiderte Sethos. Er atmete schwer, was seiner Prahlerei aber keinen Abbruch tat. »Nachdem du einmal entschieden hattest, ich sei nicht MacFerguson, konnte ich die Maskerade nach Lust und Laune aufrechterhalten, und du hast sie mir abgenommen.«
    »Ich doch nicht.«
    »Nein, stimmt, du nicht. Es war ein mieser Trick von dir, Amelia, mich aus der Deckung zu locken. Immerhin war ich sehr besorgt um dich. Und, entlarvst du mich jetzt vor Emerson?«
    »Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, nicht. Der bringt dich glatt um.«
    »Amelia, wir sitzen im selben Boot. Genau wie ihr möchte ich Tarek wieder auf den Thron verhelfen.«
    »Ein solcher Altruismus passt gar nicht zu dir«, äußerte ich skeptisch.
    »Pah, Altruismus, dass ich nicht lache. Tarek und ich kamen phantastisch miteinander klar. Wir hatten ein kleines geschäftliches Abkommen, das hervorragend funktionierte. Und dieser neue Bursche fährt mir in die Parade.«
    Er war so aufgebracht, dass ich schmunzeln musste. »Also willst du den rechtmäßigen König wieder inthronisieren, damit deine Geschäfte reibungslos weiterlaufen, hm? Das mag ich gern glauben. Wie lange geht das schon so mit dir und Tarek?«
    »Das erklär ich dir ein anderes Mal. Wenn du nicht willst, dass Emerson mich enttarnt, gehst du jetzt besser.« Er tastete nach seinem linken Ohr. »Der Kleber löst sich.«
    »Zuerst stelle ich meine Bedingungen.«
    »Und die wären?«
    »Nefret. Du befreist sie aus dem Heiligtum und bringst sie sicher zu Tarek.«
    »Mmmh.« Sethos befühlte nachdenklich sein Ohr. »Schätze, Ramses war derjenige, der Daria befreite? Er ist bestimmt die Felswand hochgeklettert, eine Alternative sehe ich nämlich nicht. Diese Waghalsigkeit ist wieder typisch für ihn.«
    »Dergleichen würdest du nicht riskieren?«
    »Ich? Grundgütiger, ich habe Höhenangst! Zudem wird Nefret schwer bewacht. Was hat er mit dem … Mädchen gemacht?«
    »Er wollte sie zu Tarek bringen. Wieso fragst du?«
    »Aus Neugier. Also gut, angenommen, wir können Nefret befreien, was selbst für mich keine Kleinigkeit wäre.«
    »Ach, deinem genialen Hirn wird schon was einfallen!«
    »Und was dann?«
    »Dann nehmen Emerson und ich an dem Zeremoniell teil, denunzieren den Unterdrücker und nehmen ihn

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