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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hast, Mutter«, schaltete Ramses sich ein, »möchte ich als erstes erfahren, wie ihr Lidmann geschnappt habt. Das war ja wohl keine Kleinigkeit.«
    »Genau das wollte ich eben ausführen, mein lieber Junge. Der Auslöser dafür war, daß Lidmann Emersons Schreibtisch aufgebrochen und die Statuette entwendet hatte.«
    Indem ich mehrmals bedeutungsschwanger die Stimme hob, vermochte ich Kommentare und Fragen auf ein Minimum zu beschränken. »Und jetzt«, erklärte ich, »kommen wir zum Kern der Sache. Wer war Mrs. Pethericks Mörder? Als erstes« – ich torpedierte Emerson mit einem strengen Blick – »als erstes möchte ich die biografischen Angaben vorlesen, wie sie ihre Verleger offiziell herausgeben.«
    Danach fuhr ich ohne Pause fort: »Und jetzt, meine Freunde, enthülle ich ihre wahre Lebensgeschichte.«
    »Magda Ormond – kein ›von‹ – wurde in Leipzig in eine angesehene Kaufmannsfamilie hineingeboren. Schon als kleines Kind zeichnete sie sich durch eine rasche Auffassungsgabe aus, so daß ihr Vater Privatlehrer für sie einstellte. Einer von ihnen war ein junger Englischlehrer, Moritz X. Daffinger. Auch er erkannte die Talente des Mädchens. Sie hatte ein Faible für das Übersinnliche und schrieb Geschichten, die sie ihrem geduldigen Mentor dann vorlas.
    Er verliebte sich in sie. Zu dem Zeitpunkt war sie ungefähr sechzehn Jahre alt, bildhübsch, und sie erwiderte seine Gefühle. Als ihre Eltern Wind davon bekamen, entließen sie den jungen Mr. Daffinger und arrangierten für Magda eine Heirat mit einem wohlhabenden Metzgersohn. Die unglücklich Verliebten brannten daraufhin zusammen nach Berlin durch und heirateten dort. Um sein bescheidenes Lehrersalär aufzubessern, kam Daffinger auf die Idee mit der Schriftstellerei. Zunächst arbeiteten sie zusammen; sie schrieb Geschichten von Werwölfen und Vampiren, die dann unter seinem Namen erschienen. Die Bücher waren auf Anhieb erfolgreich. Da die weibliche Leserschaft aber vermutlich eher auf eine Autorin anspringen würde, erfanden die beiden eine romantische Biografie für Magda und setzten ihren Namen auf den Titel. Die Verleger stellten keine Fragen, da die Verkaufszahlen tatsächlich in die Höhe schnellten.
    Dann brach der Krieg aus. Daffinger wurde eingezogen. Magda hörte nichts mehr von ihm. Nach meinem Dafürhalten hat sie sich auch nicht besonders angestrengt, etwas über ihn in Erfahrung zu bringen. Statt dessen genoß sie das Leben in vollen Zügen. In den letzten Kriegsmonaten flüchtete sie nach England. Erfolg, Popularität und eine lukrative Heirat folgten.«
    Ich drehte das Blatt um. »Daffinger hatte es im Krieg hart getroffen. Er war an der russischen Front und dann in Gefangenschaft geraten. Ausgezehrt und völlig mittellos kehrte er nach Berlin zurück. Monatelang suchte er nach seiner geliebten Frau. Keiner wußte, was aus ihr geworden war. Mit kleineren Diebstählen und Schiebereien hielt er sich über Wasser. Erst zwei Jahre später stieß er zufällig auf einen Artikel in einer englischen Zeitung, der sich auf ihr kürzlich erschienenes Buch bezog – und auf ihre bevorstehende Hochzeit mit Pringle Petherick.«
    Nach den wissenden Mienen meiner Zuhörer zu urteilen, ahnten diese bereits, wie es ausgehen würde, folglich fuhr ich hastig fort.
    »Man kann sich Magdas Verblüffung lebhaft vorstellen, als ihr Mann – ihr rechtmäßiger Ehemann – urplötzlich aus der Versenkung auftauchte und sie zur Rede stellte. Ich muß leider hinzufügen, daß er kein nachsichtiger, einlenkender Mensch war und seine Verbitterung gewiß begründet. Sie hatte es zu Wohlstand und Erfolg gebracht – nicht zuletzt durch seine Mitwirkung; und er war verarmt und unbekannt. Um es kurz zu machen: Er preßte ihr Schweigegeld ab. Sie verkaufte nach und nach ihren Schmuck, um ihn zufriedenzustellen. Als ihr allmählich die Mittel ausgingen, starb Petherick genau zum passenden Zeitpunkt.«
    Emerson hatte bisher geschwiegen; jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen. »Sie hat Petherick umgebracht?«
    »Das werden wir nie mit letzter Sicherheit erfahren«, erwiderte ich. »Fest steht, daß Daffinger seine Forderungen immer höher schraubte. Ein junger Archäologe namens Lidmann war mit ihm zusammen im Krieg gewesen. Sie wurden Freunde und tauschten sich über ihre unterschiedlichen Interessen aus. Lidmann wurde getötet – in Stücke zerfetzt, wie Daffinger es umschrieb.
    Daffinger hatte viel von Lidmann erfahren und kannte sich mit Antiquitäten

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