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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der Dieb, wer hat ihn dann in den Fluß gestoßen?«
    Ich konterte mit einer Gegenfrage. »Und hast du schon eine Ahnung, wer der große Unbekannte sein könnte?«
    »Hmph«, knirschte Emerson und machte sich aus dem Staub.
    Ich hatte einen Boten nach Luxor geschickt, der Sethos und Inspektor Ayyid informieren sollte, daß sie die Bahnhofsüberwachung einstellen könnten. Die beiden trafen kurze Zeit später bei uns ein, und ich brachte sie auf den neuesten Stand.
    »Er ist nicht ansprechbar«, erklärte ich Ayyid, der auf eine Vernehmung Lidmanns drängte. »Vermutlich stirbt er, ohne das Bewußtsein wiederzuerlangen.«
    »Kann Ihre Schwiegertochter ihn denn nicht irgendwie wach bekommen?« erkundigte sich Ayyid.
    Ich sinnierte, was ihm diesbezüglich vorschwebte – Riechsalz oder Folter? »Seien Sie versichert, daß sie die Spielräume ausschöpft, die der Hippokratische Eid ihr läßt. Sie ist jetzt bei ihm, und ich übernehme die Nachtwache«, sagte ich scharf. »Sie dürfen mir vertrauen, daß ich ein angemessenes Verhör durchführe, sollte dies möglich sein.«
    »Glauben Sie mir«, mischte sich Sethos ein, »auf Mrs. Emerson ist Verlaß. Und«, setzte er mit einem hintergründigen kleinen Lächeln hinzu, »auf Nefret.«
    Ayyid mußte sich geschlagen geben. Ich versprach, ihn umgehend zu benachrichtigen, sollte sich Lidmanns Zustand verändern.
    Als ich Nefret nach dem Abendessen ablöste, wußte ich nach einem Blick auf Lidmann, daß es schlecht um ihn stand. Sein Atem ging flach, sein Gesicht war leichenblaß. Nefret wirkte angeschlagen, ihre blauen Augen lagen tief in den Höhlen. Ich schickte sie umgehend ins Bett.
    Ich wurde zweimal gestört, einmal von Emerson, der sich den schlafenden Lidmann ansah und leise meuternd wieder wegging, und einmal von Sethos. Letzterer entschied sich zu bleiben und nahm sich den bequemsten Lehnstuhl in dem Gästezimmer, wohin wir Lidmann umquartiert hatten.
    »Ich hab heute nachmittag drei Telegramme ausgehändigt bekommen«, hob mein Schwager an. »Möchtest du, daß ich dir kurz den Inhalt wiedergebe?«
    »Kommt drauf an, was drinsteht.«
    »Eins bezieht sich auf meine Anfrage hinsichtlich der Person Heinrich Lidmanns. Er arbeitete für die Deutschen in Amarna. Bei Kriegsbeginn trat er der Armee bei. 1917, im Zuge einer Kampfhandlung, wurde er für vermißt erklärt.«
    »Dann stimmte seine Geschichte also doch.«
    »In dem anschließenden Wirrwarr um den Austausch von Kriegsgefangenen verloren sich die Spuren vieler Männer«, erklärte Sethos weiter. »Und manche Berichte wurden nie korrigiert.«
    »Das ist jetzt nicht mehr von Belang.«
    »Nein?« Bevor ich mich äußern konnte, fuhr er fort: »Das zweite Telegramm stammt von meinen Kollegen in London. Aslanian hat die Statue vor zwei Jahren in Kairo gekauft, von Zahi Gabra.«
    »Ausgezeichnet«, entfuhr es mir. »Endlich eine brauchbare Spur.«
    »Leider endet die Spur abrupt. Gabra ist tot. Falls er schriftliche Aufzeichnungen hatte, existieren diese bestimmt nicht mehr.«
    »Und das dritte Telegramm?«
    »Von Margaret. Sie ist heute morgen in Kairo eingetroffen und reist in Kürze nach Luxor weiter.«
    »Wie schön!«
    »Ja, nicht wahr?« Er stand geschmeidig auf. »Ich würde ja gern für dich weiterwachen, aber das läßt du sowieso nicht zu. Also dann gute Nacht.«
    Die Nachtstunden zogen sich endlos hin. Ich saß neben dem Bett; Notizbuch und Stift gezückt, rekapitulierte ich Sethos’ Informationen und fertigte eine meiner kleinen Listen an. Irgendwann schlug Lidmann die Augen auf. Er erkannte mich.
    »Haben Sie Schmerzen?« Ich hielt es für meine Pflicht als Christin, mich vor allem anderen zunächst danach zu erkundigen.
    »Nein.« Das kam so schwach, daß ich mich über ihn beugen mußte, um ihn zu verstehen.
    »Wenn das so ist, vielleicht möchten Sie mir dann noch etwas anvertrauen.«
    »Werde ich sterben?«
    »Ja. Durch die Gnade der Vorsehung haben Sie jedoch noch Gelegenheit, Ihr Gewissen zu erleichtern, bevor Sie Ihrem Schöpfer gegenübertreten.«
    »Ich wollte nie etwas Böses«, flüsterte Lidmann. »Ich wollte niemandem wehtun. Ich wollte doch nur, was mir zusteht.«
    »Erzählen Sie«, drängte ich. »Reden Sie es sich von der Seele, danach werden Sie sich erleichtert fühlen. Wo haben Sie die Statue versteckt?«
    Keine Ahnung, ob er mich hörte, jedenfalls antwortete er nicht. Statt dessen begann er zu reden, bedächtig und unter Schwierigkeiten, seine kaum verständlichen Sätze von langen

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