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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Realitäten zu verkennen.«
    Ramses räusperte sich. »So langsam begreife ich, Sir.«
    »Na also«, sagte Emerson anerkennend. »Und, was meinst du dazu, mein Junge?«
    »Du hast nach einem Vorwand gesucht, um wieder im Tal arbeiten zu können. Da kam dir die zerrissene Zeitungsseite gerade recht – als Beweis, daß jemand vor kurzem dort war, und dann hast du auch noch Deib und Aguil beim unbefugten Herumbuddeln erwischt. Ich verstehe bloß nicht, was du dir davon versprichst. Sämtliche Ägyptologen sind sich einig, daß es im Osttal keine weiteren Königsgräber gibt.«
    »Mein lieber Junge, ich gehe nicht davon aus, daß mir neue Grabungen im Tal der Könige gestattet werden. Carter und Carnarvon haben den Firman, und ich würde mich gegenüber anderen Archäologen niemals unkollegial verhalten.«
    »Niemals, Sir?« wiederholte Ramses halb fragend.
    »Hmph«, knurrte Emerson. »Die Statuette muß ursprünglich aus einem Königsgrab stammen. Der Kunststil deutet auf die Amarna-Periode. Wir wissen von drei Gräbern, die unmittelbar auf Echnaton folgen – KV 55, das von Haremhab im Osttal und von Aja im Westtal. Keines davon ist fachmännisch erforscht worden. Das Grab von Haremhab zählte zu Davis’ exkavatorischen Glanzleistungen – diverse Artefakte kursierten über Jahre auf den illegalen Antiquitätenmärkten.«
    Er hielt inne, um seine Pfeife anzuzünden, worauf ich mich ereiferte: »Um Himmels willen, Emerson, sag mir nicht, du willst diese unsägliche Grabstätte von Haremhab erneut freilegen. Es ist eine der längsten Grabanlagen im Tal. Ramses hat recht, und Cyrus hatte ebenfalls recht; du hast Deir el-Medina satt und suchst nach einem Vorwand, um wieder im Tal der Könige arbeiten zu können. Frei nach der Devise: Wenn ich erst einmal einen Fuß in der Tür habe, werden die mich so schnell nicht wieder los. Du erstaunst mich wirklich. Ein gewissenhafter Exkavator, für den ich dich eigentlich gehalten hatte, gibt nicht mitten in der Saison ein Projekt auf!«
    Emerson gestikulierte mit der Pfeife. »Halt mir keine Vorträge, Peabody, ich weiß, was ich tue.«
    »Ach, tatsächlich? Und wie steht es mit den Pethericks? Ich war der – offenbar irrigen – Meinung, du wärst wegen weiterer Nachforschungen nach Kairo gefahren. Weißt du überhaupt, was hier los war?«
    »Na klar.« Selbstzufrieden blies Emerson einen Rauchkringel in die Luft. »Die Kairoer Zeitungen standen voll davon. Deine Kritik verletzt mich tief, Peabody. Aber wenn du auf einem kompletten Bericht meiner Aktivitäten bestehst –«
    »Ich bestehe nicht darauf, Emerson. Ich bitte dich darum. Inständig.«
    »Hmph«, murrte mein Ehemann. »Also gut. Ich war bei den renommiertesten Kairoer Antiquitätenhändlern. Keiner wußte von der Statue. Was an sich nichts zu bedeuten hat, aber ihre ausgeprägte Neugier deutete auf echte Unkenntnis. Ich habe einigen Leuten, die Petherick Antiquitäten verkauft haben, Telegramme geschickt, unter anderem auch Howard Carter. Ich habe Gargery nach London telegrafiert, daß er sich mal umhören soll, was in Pethericks Testament steht –«
    »Gargery!« entfuhr es mir. »Wie kannst du den mit so einer heiklen Mission betrauen? Der alte Trottel wird überall hinausposaunen –«
    »Was von Fall zu Fall mehr bewirkt als vornehme Zurückhaltung«, konterte Emerson, der es sicher wissen mußte. »Ich vermute stark, daß der alte Trottel sich in Kent langweilt. Er hat doch immer so gern an unseren kleinen Abenteuern teilgenommen.«
    »Was ist mit Sethos?« drängte Nefret.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Emerson, jetzt stell dich nicht dumm«, krittelte ich. »Weißt du, wo er ist?«
    »Ja. Zumindest weiß ich, wo er sein könnte.« Er blickte sich im Zimmer um, als rechnete er jeden Augenblick damit, daß sein Bruder sich aus dem Nichts materialisierte, und deutete dann zum Wächterhaus. »Et voilà.«
    Inmitten der johlenden Meute, beinahe so, als hätte er sich aus dem Nichts materialisiert, stand eine vertraute Gestalt. Ich hätte ihn überall wiedererkannt.
4. Kapitel
    Er sah seinem Bruder sehr ähnlich – zwei, drei Zentimeter kleiner und nicht ganz so muskulös wie Emerson, aber trotzdem athletisch und gut gebaut. Allerdings wäre dies nur einem eingeweihten Beobachter aufgefallen, da Sethos momentan eine schlohweiße, etwas zu lange Haarpracht zur Schau stellte, ein feiner Oberlippen- und Kinnbart zierten seine untere Gesichtshälfte. Leinenanzug und Spazierstock mit Silberknauf vermittelten den

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