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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Angst hatte, daß es den Kindern etwas antun könnte und –«
    »Wie kamen Sie darauf?« wollte Emerson wissen.
    »Sie sind so klein, so hilflos, so zutraulich. Sie passen doch gut auf die beiden auf, oder?«
    »Selbstverständlich«, bekräftigte ich, nicht sonderlich begeistert von seinem Engagement für die Zwillinge. »Es wird Sie sicher beruhigen, der Hund ist heute morgen wieder putzmunter.«
    »Der Hund? Ach ja. Ich wunderte mich schon, wieso er nicht bellte. Was hatte er denn?«
    Entweder ist er unschuldig wie ein Neugeborenes, oder er glaubt, daß er damit durchkommt, überlegte ich. Unterdes beobachtete ich, wie er sich mit Marmeladentoast vollstopfte. Wir hatten uns darauf verständigt, unseren Verdacht nicht anklingen zu lassen, damit er sich sicher fühlte und vielleicht einen Fehler beginge. Sethos hatte mir berechtigterweise Leichtgläubigkeit vorgeworfen – allerdings würden wir bald wissen, ob Lidmann tatsächlich in Amarna gearbeitet hatte.
    Emerson wies Ramses an, zu Hause zu bleiben und sich seinen Übersetzungen zu widmen. Zweifellos war mein Sohn, der sich ebenfalls brennend für KV 55 interessierte, ein wenig frustriert über meine diesbezügliche Arbeitseinteilung. Aber manche Menschen wissen eben nicht, was gut für sie ist.
Aus Manuskript H
    Ramses versuchte sich mental zu überzeugen, daß seine Enttäuschung purer Egoismus sei. Er hatte sich auf die Arbeit an den Papyri gefreut, aber jetzt war ihm schlagartig die Lust vergangen. Nach einem hastigen Rundgang durch das Haus und einer kurzen Überprüfung, ob besagte Schreibtischschublade seines Vaters auch weiterhin verschlossen war, lief er zum Stall und sattelte Risha. Eigentlich handelte er doch gar nicht gegen die Anweisungen, redete er sich ein. Sein Vater hatte ihm angeboten, Michail Katschenowsky einzustellen, und den vermochte er nur mit Hilfe der Met-Mannschaft zu lokalisieren.
    Der Anblick des Tempels der Hatschepsut und die Vorstellung, wie prachtvoll es dort zu Lebzeiten der Pharao-Königin ausgesehen haben mochte, hob seine Stimmung. Man hatte die Überreste ihrer Monumentalstatuen entdeckt – leider kurz und klein gehauen. Der benachbarte Tempel von König Nebhepetre aus der Elften Dynastie war nicht einmal in seiner Glanzzeit so eindrucksvoll gewesen, aber inzwischen ebenfalls eine Ruine.
    Leicht schuldbewußt wegen seiner Pflichtverletzung lehnte er Bartons Einladung abzusitzen ab.
    »Ich suche Katschenowsky. Ist er hier?«
    »Noch nicht.« Barton schlug sich auf die Wange, um eine Stechmücke zu erlegen. »Für gewöhnlich kommt er erst nachmittags. Wenn es dringend ist, suchen Sie ihn doch in seinem Hotel am Westufer auf – das mit der Badewanne im Hof.«
    »Ah, Hussein Alis Luxuskaschemme. Nein, so eilig ist es auch wieder nicht. Vielleicht richten Sie ihm liebenswürdigerweise aus, daß er nach der Arbeit kurz zu uns kommen möchte. Ich habe ihm einen Vorschlag zu machen.«
    Lansing, der zu ihnen trat, hörte letzteres. Er hob fragend die Brauen, und Ramses erklärte ihm hastig, daß er nicht die Absicht habe, ihnen den Russen auszuspannen. »Ich brauche ihn nur für ein paar Stunden am Tag.«
    »Das paßt gut.« Lansing nickte. »Im Grunde genommen haben wir auch nicht viel zu tun für ihn. Tat mir leid, der Bursche, sah aus, als brauchte er dringend einen Job. Dann arbeiten Sie also noch an den Übersetzungen des Textmaterials aus Deir el-Medina?«
    Ramses nickte. »Zumindest habe ich das fest vor. Falls nichts dazwischenkommt.«
    »Was bei Ihrer Familie durchaus im Rahmen des Möglichen liegt«, grinste Lansing. »Wollen Sie nicht noch ein bißchen bleiben und uns auf den neuesten Stand bringen?«
    »Es gibt nichts Neues, außer daß wir David erwarten. Wir werden in den nächsten Tagen eine kleine Begrüßungsparty für ihn ausrichten. Mutter wird es Ihnen zeitig genug mitteilen.«
    »Ich bin eher gespannt auf die Einladung zu dem Exorzismus«, gestand Barton mit entwaffnender Offenheit. »Wo haben Sie denn das her?« forschte Ramses.
    »Sämtliche Arbeiter reden davon.« Barton senkte die Stimme zu einem tiefen Baßbariton. »›Der schwarze Dämon geht in den Straßen von Luxor um.‹«
    »Daoud«, seufzte Ramses. »Also gut, Vater spielt tatsächlich mit dem Gedanken, ist sich aber noch nicht ganz schlüssig. Aber das erfahren Sie noch rechtzeitig.«
    Auf dem Rückweg stoppte er kurz am Wächterhaus und erklärte Wasim, daß er am Nachmittag einen Besucher erwarte. »Laß ihn durch. Ohne Bakschisch!« fügte

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