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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Nach ungefähr zwanzig Minuten wischte seine Mutter sich zum wiederholten Mal die Stirn und sagte: »Das war sehr aufschlußreich, Emerson, aber jetzt laß uns gehen.«
    »Die Schuttschicht ist hier unten dicker«, überlegte Emerson laut. »Ist das da etwa ein Beckenknochen?«
    »Cyrus wird diesen Raum zu gegebener Zeit mit der gebotenen Sorgfalt exkavieren«, sagte seine Frau entschieden.
    »Hinaus mit dir, Emerson!«
    Sie traten den Rückweg an, »verließen die Unterwelt« wie die wiedergeborenen Ägypter in mythischer Vorzeit. »Wie wär’s mit einem Drink?« grinste Cyrus, oben angelangt.
    Den kalten Tee, den der Amerikaner ihnen darauf anbot, stürzte sogar Emerson durstig hinunter. Nach einem prü fenden Blick in Richtung Arbeitscrew fragte er unvermittelt:
    »Wo ist eigentlich dieser Bursche, dieser Lidmann?«
    »Ist nicht aufgetaucht heute morgen.«
    »Wie bitte?« Emersons Miene verfinsterte sich schlagartig. »Er sollte um halb sechs zum Schloß kommen. Wir haben bis sechs Uhr auf ihn gewartet.«
    »Vielleicht ist er wieder krank«, räumte Ramses ein. »Dann hätte er sich wenigstens entschuldigen können«, grummelte Emerson. »Sie hätten ihn besser nicht eingestellt, Vandergelt.«
    »Sie haben ihn mir empfohlen«, erwiderte Cyrus mild.
    »Wenn wir nichts von ihm hören, schicke ich im Laufe des Tages jemanden in sein Hotel.«
    »Hmph«, brummte Emerson. »Sie informieren mich, sofern Sie irgend etwas erfahren. Ramses, wir müssen zurück.«
    Cyrus informierte sie am Spätnachmittag. Lidmann war etwa einen Kilometer nördlich von Luxor ans Ufer gespült worden.

    »Es grenzt an ein Wunder, daß er nicht ertrunken ist«, erregte sich Nefret.
    »Es hat nicht viel gefehlt«, erwiderte ich. »Die Polizei spricht von einer Verkettung unglücklicher Umstände. Laut Aussage des Barmanns vom Winter Palace hatte er viel zu viel getrunken.«
    Nachdem uns Cyrus’ Mitteilung erreichte, war ich kurzerhand nach Luxor aufgebrochen. Ich suchte die Fellachen auf, die Lidmann gefunden und das Wasser aus ihm herausgepumpt hatten – und ihm damit das Leben gerettet hatten, wie sie wiederholt betonten –, und gab ihnen ein entsprechendes Bakschisch. Sie hatten ihn in die Praxis von Dr. Westin gebracht, dem ich daraufhin einen Besuch abstattete.
    Westin hatte gewisse Ressentiments gegen uns, vermutlich weil Nefret inzwischen den größeren Patientenstamm hatte. (Eine sehr unkollegiale Sichtweise, wie ich ihm des öfteren vorwarf.) Der große, stattliche Mediziner, der einen gewaltigen Bart trug, der wahrscheinlich die ausgeprägte Stirnglatze kompensieren sollte, war zunächst dagegen, daß ich mir seinen Patienten anschaute. Natürlich setzte ich mich durch.
    »Der arme Kerl schien mich anfangs gar nicht zu erkennen«, erklärte ich meinen Zuhörern. »Er hat Kopf- und Körperverletzungen davongetragen. Wie ernst es um ihn steht, weiß ich nicht einzuschätzen, da Westin ihn wie eine Mumie bandagiert hat.«
    »Vielleicht errechnet sich sein Honorar pro verbrauchtem Meter Verbandmull«, lachte Nefret.
    Cyrus, der meinem Bericht lauschte, prustete los und wurde gleich wieder ernst. »Ich fühle mich verantwortlich für den Burschen, da er theoretisch mein Angestellter war. Westin kann die Rechnung an mich schicken. Ein paar Rollen Verbandmull bringen mich schon nicht um. Was hat er denn zu Lidmanns Zustand gesagt?«
    »Schwere Prellungen und Zerrungen«, erwiderte ich. »Und möglicherweise eine Gehirnerschütterung, deshalb auch die Gedächtnislücken.«
    »Dann weiß er überhaupt nicht, wie es passiert ist?« forschte Cyrus.
    Ich spähte über die Schulter zum Teetisch, wo beide Kinder sich über den Pflaumenkuchen hermachten, und erhaschte David Johns fragenden Blick. Ramses kann laut Daoud »die Wasserflöhe im Nil husten hören«, und da ich befürchtete, daß der Kleine ganz nach seinem Vater kam, senkte ich die Stimme.
    »Er war auf einem Spaziergang, einem ausgedehnten Spaziergang am Fluß in Richtung Karnak. Er erinnert sich an eine dunkle Silhouette, die auf ihn zukam.«
    »Eine dunkle Silhouette?« wiederholte Sethos. »Oh nein, sag jetzt nicht –«
    »Ich fürchte doch, zumal er sich exakt so ausgedrückt hat. Er benutzte sogar den Begriff … Na ja, ihr wißt schon welchen.«
    »›Der schwarze Dämon‹?« entfuhr es Cyrus.
    »Seien Sie doch leise«, zischte ich. »David John, ich will doch nicht hoffen, daß du gelauscht hast?«
    »Nein, Großmama«, sagte der kleine Bengel mit Unschuldsmiene.
    »Die

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