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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Stiefmutter. Auf mein Klopfen wurde mir sofort geöffnet.
    Ich ging nicht davon aus, daß Miss Petherick viel Trauer zeigen würde. Etwas blasser als sonst, aber tadellos frisiert und gekleidet, blickte sie besorgt zu ihrem Bruder, der zusammengesunken in einem Armlehnstuhl kauerte und mit den Händen sein Gesicht bedeckte. Ich stellte Sethos mit seinem aktuellen Pseudonym vor und erklärte ihn zu einem engen Freund und Vertrauten.
    »Stets zu Ihren Diensten, Ma’am«, sagte mein Schwager und verbeugte sich.
    Miss Petherick erwiderte seine Höflichkeit mit einem angedeuteten Kopfnicken und bedeutete uns einzutreten.
    »Was denn, Mrs. Emerson, keine Blumen?« Miss Petherick deutete auf etliche gefüllte Vasen auf Kaminsims und Tisch. »Beileidsbekundungen von der Hoteldirektion und von lieben Freunden«, setzte sie hinzu.
    »Dafür unterstütze ich Sie mit praktischer Hilfestellung«, erwiderte ich. Ich setzte mich auf den angebotenen Stuhl. »Sie müssen sich darüber klar sein, daß das Begräbnis bald stattfinden sollte. Aber zuvor müssen wir die Todesursache eruieren.«
    Adrian Petherick, der sich bis dato nicht gerührt hatte, ließ die Hände sinken und musterte mich mit wirrem Blick. »Ich dulde nicht, daß sie wie Schlachtvieh zerlegt wird«, stammelte er. »Sie waren alle in Stücke zerrissen, blutig, ohne Kopf und Gliedmaßen …«
    Vor Entsetzen war ich sprachlos. Sethos dagegen legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter und sagte mit getragener Stimme: »Jetzt sind sie erlöst und im Paradies. Genau wie sie.«
    »Im Paradies«, echote Adrian. »Sind Sie … sind Sie Geistlicher, Sir?«
    »Nein, nur ein einfacher Gläubiger«, erwiderte Sethos.
    Das schien tröstliche Wirkung auf Adrian zu haben, denn er lächelte matt. Ich nutzte den günstigen Augenblick und sagte: »Wären Sie denn damit einverstanden, wenn meine Schwiegertochter die Obduktion durchführen würde? Sie kennen sich bereits. Sie würde es mit dem entsprechenden Respekt und Anstand tun.«
    »Gute Güte«, erwiderte Miss Petherick. »Diese zierliche junge Frau?«
    »Sie ist ausgebildete Chirurgin«, versetzte ich. »Und hat der Polizei schon mehrfach assistiert.«
    »Sie hat kleine, schöne Hände«, murmelte Adrian. »Harriet, was meinst du?«
    »Adrian, du weißt genau, daß wir mit den Behörden kooperieren müssen.« Sie sah zu mir. »Mein Bruder war gegen eine Obduktion. Da er jetzt mit sich im reinen ist, stimmen wir Ihrem Vorschlag natürlich zu.«
Aus Manuskript H
    Wider Erwarten stand Ramses voll hinter seiner Mutter. Sie hatten sich fatalerweise auf diese Geschichte mit den Pethericks eingelassen, und je eher der Fall geklärt war, desto besser. Daß Mrs. Petherick unter derart bizarren Umständen eines natürlichen Todes gestorben sein könnte, zog ohnehin kaum jemand in Betracht. Entweder hatte sie Selbstmord begangen – oder sie war ermordet worden. Und sie befanden sich noch immer im Besitz der unsäglichen Statuette.
    Statt des anstrengenden Fußmarsches von Deir el-Medina ins Tal der Könige ritten sie an jenem Tag ins Ausgrabungsgebiet. Selim wartete schon auf sie.
    »Alles in Ordnung hier bei euch?« rief der Professor. »Ja, Emerson. Ich habe deine Anweisungen exakt befolgt.
    Daoud hat das ganze Geröll gesiebt.«
    »Du sagtest doch, ihr habt was gefunden.«
    »Da hinten.« Selim führte sie zu einer Stelle westlich des Ptolemäischen Tempels. Teile der Anlage hatten sie bereits einige Jahre zuvor freigelegt, doch war das Areal riesig, und ein Laie hätte lediglich Steinhaufen, Gruben und Felsquader wahrgenommen.
    »Hier hat jemand gegraben«, sagte Selim und zeigte mit dem Finger.
    »Hölle und Verdammnis.« Emerson beugte sich über das Loch. »Wann?«
    »Heute nacht. Gestern war es noch nicht hier.«
    »Diese Bastarde«, zischte Emerson.
    »Meinst du damit die einheimischen Grabdiebe? Die drücken sich doch schon jahrelang in diesem Gebiet herum«, gab Ramses zu bedenken.
    »Und wieso ausgerechnet jetzt wieder?« wollte Emerson wissen.
    »Das hab ich mich auch gefragt«, seufzte Selim mit verschränkten Armen. »Vermutlich denken diese Idioten, daß die Statue irgend etwas mit unserer Arbeit hier zu tun hat.«
    »So ein Blödsinn«, knurrte Emerson. »Kennen diese Trottel die Wahrheit nicht?«
    »Das schon, aber manche glauben nur, was sie glauben wollen.«
    »Ist doch verständlich«, warf David ein. »Ging es in den Gerüchten nicht um einen riesigen Gold- und Juwelenschatz? Die armen Teufel meinen eben, du

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