Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
war. »Er beabsichtigt, in einer Woche nach Luxor zu kommen.«
    Emerson setzte sich wieder. »Ah. Schätze, er klappert sämtliche Antiquitätenhändler ab. Hmph. Eine Woche, sagst du? Dann laßt uns aufbrechen. Das heißt … Ramses, bist du schon wieder fit?«
    »Für seine Übersetzungen?« gab ich zurück. »Bestimmt. Keine Widerrede, Emerson, bitte. Das war so abgesprochen.« Ich tätschelte Ramses die Hand. »Mach dir einen ruhigen Tag, mein Lieber. Zum Tee sind wir wieder zurück.«
    Ich bin keine erfahrene Reiterin, aber auf unseren geschmeidigen Arabern war es ein Kinderspiel – und wesentlich angenehmer als die Kletterpartie über die steilen Felsen, der einzige andere Weg, um ins Tal zu gelangen.
    Der geneigte Leser wird sicher verstehen, daß meine Gedanken von der Ägyptologie abschweiften, denn das Wohlergehen meiner Lieben hat immer Vorrang.
    Mr. Lidmanns Unfall war ein Rückschlag – für ihn selbst wie für mich, da ich den starken Verdacht hegte, daß er derjenige war, der bei uns einzubrechen versucht hatte. Für den Angriff auf Ramses hatte er allerdings das perfekte Alibi, da er zu dem Zeitpunkt handlungsunfähig und bewacht gewesen war. Gab es etwa zwei Schurken? Drei, vier? Eine Verbrecherbande?
    Ich war ratlos. Aber nur vorübergehend. Irgend etwas zeichnete sich in meinen verschlungenen Gehirnwindungen ab.
    Emerson scheuchte die anderen in die Grabkammer und mich zum Schuttsieben. Es war keine aufwendige Arbeit, da unsere Leute die größeren Scherben bereits herausgepickt hatten, folglich blieb mir reichlich Gelegenheit, mich umzusehen. Nach etwa einer Stunde zwängte Emerson sich aus dem Grabschacht und sah nach mir.
    »Wie geht’s dir, mein Schatz?«
    »Mir ist heiß und langweilig. Wo willst du hin?«
    »Ach, nur ein kleiner Spaziergang«, meinte Emerson verschmitzt.
    »Kann ich mitkommen, Emerson?«
    »Aber selbstverständlich!«
    Emerson geht eigentlich nie spazieren. Aber diesmal schlenderte er tatsächlich. Die Hände in die Taschen geschoben und unmelodisch pfeifend sah er sich neugierig um – wie ein stinknormaler Tourist. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und starrte in eine ungewisse Ferne. Wie Sie bestimmt wissen, werte Leser, hat das Osttal die Form eines Ahorn- oder Eichenblatts, mit zahllosen Ausbuchtungen, und wird von ausgezackten Klippen eingefriedet. Überall sind Grabeingänge, einige mit Stahltoren verriegelt, manche für Besucher zugänglich. Wir passierten etliche: Ramses IX., Ramses VI., Ahmose und andere. Statt jedoch hineinzugehen, konzentrierte Emerson sich endlos lange auf die nähere Umgebung. Irgendwann teilten sich seine wohlgeformten Lippen, und ich wartete mit angehaltenem Atem auf seine diesbezügliche Erklärung.
    »Arbeiterhütten«, sagte er nur.
    »So?« bohrte ich, als er dem nichts hinzufügte.
    »Interessant«, meinte Emerson.
    »Find ich nicht.«
    »Meine liebe Peabody, für den erfahrenen Exkavator ist alles von Interesse.«
    Als letztes besuchten wir das Seitenwadi mit dem Grab von Thutmosis III.
    »Wäre sicher aufschlußreich, das zu erforschen«, brummelte er mit einem nachdenklichen Blick auf den Geröllhaufen, den er seinerzeit durchwühlt hatte.
    »Du erforschst hier gar nichts«, versetzte ich leicht gereizt, da mir seine geheimniskrämerischen Kommentare auf die Nerven gingen. Zudem war mir ungeheuer heiß. »Lord Carnarvon hat die Konzession.«
    »Das brauchst du mir nicht ständig aufs Butterbrot zu schmieren, Peabody. Was hältst du davon, wenn wir umkehren?«
    Wie nicht anders zu erwarten, war KV 55 von Besuchermassen umlagert. Unter ihnen auch Sir Malcolm, behütet von einem modischen Tropenhelm. Er stand etwas abseits von der lärmenden Menge, die er abschätzig beäugte. Sobald er Emerson bemerkte, kam er zu uns und wünschte einen guten Morgen.
    »Sie schon wieder?« blaffte Emerson in seiner umwerfend direkten Art.
    »Soweit ich weiß, steht das Tal der Könige allen Besuchern offen, Professor.« Der Adlige schnippte lässig mit den Fingern, worauf ein Dragomane angelaufen kam und ein Sonnensegel über Sir Malcolms Haupt aufspannte. »Wann hat man schon mal die Gelegenheit, einer laufenden Exkavation beizuwohnen?«
    »Waren Sie nicht dabei, als Howard Carter hier arbeitete?« erkundigte ich mich.
    »Doch. Der Mann ist recht kompetent«, gestand Sir Malcolm. »Leider hat er seinerzeit nur ein paar schäbige Arbeiterhütten entdeckt. Professor Emerson ist da schon eine Klasse für sich. Es wäre mir eine große Ehre, seine

Weitere Kostenlose Bücher