Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Hilfe.«
»Mehr bekam ich nicht aus ihm heraus, ohne selbst Informationen preiszugeben.«
»Ja, mein Lieber, ich verstehe schon. Ich wollte dich auch nicht kritisieren.« Leise grummelnd und verständnislos den Kopf schüttelnd wünschte sie ihnen eine gute Nacht und ging hinaus. Ramses verharrte an der Tür, bis sie in ihrem Abteil verschwunden war und er das leise Schaben des zuschnappenden Riegels vernahm.
»Also, was ist jetzt mit dem sagenhaften Grab?«, wollte David wissen.
»Hast du etwa deswegen die lange Reise auf dich genommen? Ich weiß zwar, dass du sehr an uns hängst, aber mit Lia und den Kindern können wir gewiss nicht konkurrieren.«
David lachte. »Alter Zyniker! Die Illustrated London News hat mir ein nettes Sümmchen angeboten, wenn ich Ihnen Zeichnungen der Objekte liefere.«
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, aber deine Chancen stehen nicht besonders gut. Vater hat sich mit Carnarvon verkracht, und seitdem haben wir keinen Zutritt mehr zu der Gruft.«
»Das hab ich schon läuten hören. Hat der Professor ihn wirklich zur Schnecke gemacht?«
»Zieh es nicht ins Lächerliche.« Ramses schüttelte den Kopf. »Das Verbot schließt die gesamte Familie ein sowie einen Teil unserer Freunde. Wahrlich jammerschade. Bei manchen Artefakten gehen dir die Augen über. Keine Ahnung, ob Carnarvon dir Zeichenstudien gestatten würde, wenn er sich nicht mit Vater überworfen hätte. Soweit ich informiert bin, will er der Times die Exklusivrechte einräumen.«
»Erzähl mir von dem Grab.« David klopfte seine Pfeife aus und streckte sich auf dem Bett aus, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
Es war wie in alten Zeiten, wenn sie die ganze Nacht erzählt hatten, über Gräber, Schätze und Mumien diskutiert oder irgendeinen aufregenden Plan ausgeheckt hatten. Ganz früher, ehe David und er in heiklere Missionen verstrickt worden waren, hatte Nefret oft an ihren Abenteuern teilgenommen. Bisweilen fragte er sich, ob sie diese Jahre nicht auch ein bisschen vermisste. Sie waren so verdammt jung gewesen und überzeugt, jeder noch so kritischen Situation gewachsen zu sein.
Er vertraute keinem so wie David, deshalb erzählte er ihm die ganze Geschichte, angefangen mit Emersons Entdeckung der Grabstufen, über sein Zerwürfnis mit Carnarvon bis zu dem Umstand, dass sie selbst unautorisiert in die Schatzkammer eingedrungen waren. An manchen Stellen hielt David sich den Bauch vor Lachen, er fasste sich jedoch wieder, sobald Ramses ihm beschrieb, was sie in jener denkwürdigen Nacht gesehen hatten. Er drängte ihn, ihm Genaueres von den imposanten Sänften, der goldenen Göttin, dem versiegelten Schrein und den schwarzgoldenen Statuen der Pharaonenwächter vor der Grabkammer zu berichten. Als Ramses unvermittelt gähnte, sagte er schnell: »Du kannst auch morgen weitererzählen. Besser, wir hauen uns eine Runde auf’s Ohr, zumal die Familie sowieso in aller Frühe hier hereinschneien wird.«
David war innerhalb von Minuten eingeschlafen und atmete ruhig und gleichmäßig. Schön, dass er wieder bei ihnen war, ging es Ramses durch den Kopf. Nicht lange und er folgte dem Beispiel seines Freundes.
7. Kapitel
»Dieser Halunke Carter hat ein Automobil gekauft!«, wetterte Emerson. »Ist es denn zu fassen!«
Eindrucksvoll wie die Statue eines römischen Feldherrn stand er breitbeinig da, die Hände in die Hüften gelegt, sein schwarzer Lockenkopf von einem feinen Staubfilm gepudert. Seine befehlsgewaltige Präsenz generierte allein schon Aufmerksamkeit; sein lautstarkes Gebrüll sorgte dafür, dass ihn sämtliche Reisenden auf dem Bahnsteig anstarrten.
»Was ist das denn für eine Begrüßung?«, tadelte ich, derweil ich mit Ramses’ Hilfe aus dem Abteil schwebte. »Wir sind kaum da, haben liebe Gäste mitgebracht, und du freust dich noch nicht einmal, uns zu sehen.«
»Oh«, entfuhr es Emerson. »Jesses, natürlich bin ich froh, sie zu sehen. David, mein Junge! Sennia, meine liebe Kleine, gib mir einen Kuss. Hallo Gargery.«
Alles hatte sich auf dem Bahnhof eingefunden, einschließlich der Zwillinge. Ganz kleiner Gentleman reichte David John David feierlich eine Hand, während Carla auf Daouds Arm herumzappelte und Zeter und Mordio schrie.
»Emerson hätte sie nicht mit herbringen sollen«, raunte ich Ramses zu.
»Carla kann ihn eben um den Finger wickeln«, erwiderte mein Sohn.
»Und Daoud auch. Nimm du sie besser, Ramses, und pass auf, dass sie sich nicht losreißt.«
Das war leichter
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