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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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mein Freund Hofeneder, der mich auf Ihre Spur gesetzt hat«, sagte Bartenberg, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Kein Lokalaugenschein seiner Schlachtfelder, ohne dass er von Ihnen oder Ihrer Familie spräche.«
    ›Warum fällt mir denn nichts Gescheites ein, etwas Nettes, er ist ja auch so nett‹, dachte sie. Sie rückte den Thonetstuhl für ihn zurecht und sagte artig wie ein Schulmädchen: »Bitte setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun?«
    Bartenberg tat, als hätte er auf diese Aufforderung gewartet. Er setzte sich, und da war wieder dieses Lächeln, das seine Augen erreichte, ehe es seine Mundwinkel nach oben bewegte. Er lockerte seinen Schal ein wenig. »Ich danke Ihnen, ein Mann in meinen Jahren ist froh um jede Rast.«
    Amelie, die normalerweise nie rot wurde, wurde rot. »Ich… nein, so habe ich das nicht gemeint, ich wollte bloß…«
    Worauf Bartenberg in Lachen ausbrach. »Meine Liebe, auch ich habe es nicht ernst gemeint. Aber ich sitze gerne eine Weile hier.« Er sah sich um.
    »Ihr Geschäft ist bezaubernd.« Dann sah er sie an. »Es passt zu Ihnen. Es würde zu keinem anderen Menschen passen.«
    ›Keine Floskel, das, der sieht sich wirklich um. Der nimmt alles wahr. Dem entgeht nichts… Klar, Rechtsanwalt, Strafverteidiger vielleicht…‹ Amelie beobachtete Bartenberg quasi im Gegenzug. So lange, bis er sich räusperte und zur Sache kam.
    »Hofeneder feiert demnächst ein Jubiläum. Aus diesem Anlass möchte ich mich als Sponsor an der Schlacht bei Königgrätz beteiligen.« Er knöpfte seinen Mantel auf, setzte sich bequem, offenbar in der Absicht, länger zu bleiben, und fügte schmunzelnd hinzu: »Obwohl es mir als österreichischem Patrioten zutiefst widerstrebt, habe ich dabei an preußische Artillerie gedacht.«
    Die folgende halbe Stunde genoss Amelie restlos. Sie blätterte mit Bartenberg in den Katalogen der Offizine Lenz und nahm seine Bestellung entgegen. Preußische Artillerie zu Pferde – Offizier, Fahne, Trompeter und sieben Mann – und ein Geschütz in Feuerstellung mit Bedienungsmannschaft. Temperamentvoll beantwortete sie seine Fragen in Bezug auf den Handel mit altem Spielzeug. Und mit Vergnügen registrierte sie, dass sie ihm ganz offensichtlich gefiel. Darüber vergaß sie sogar den Galoschenmann. Vorübergehend.
    Bartenberg war aufgestanden, richtete Schal und Mantel für den Abgang zurecht und ergriff ihre Hand. »Ich würde mich ungemein freuen, Sie bei meinem nächsten Hauskonzert begrüßen zu dürfen«, sagte er und sah ihr in die Augen. Als sie nichts erwiderte, fuhr er mit dem ihm eigenen Charme fort. »Ich weiß, dass mein Freund Julius Hofeneder begeistert wäre, wenn er Sie in mein Haus begleiten dürfte. Er würde Sie mit Sicherheit bestens behüten.«
    Er beugte sich über ihre Hand und küsste ihre Finger in der Manier des »Wirklichen« – indem er sie nicht wirklich küsste.
    Sie war mittags nur einen Sprung weg gewesen. Als sie zurückkam, hatte Uli auf ihren Anrufbeantworter gesprochen. »Hallo Ami, ich komme heute noch zu dir ins Salettl. Es wird spät werden. Ich war im Kanzleramt und habe nachgefragt. Alles Nähere später.«
    Den ganzen Abend tigerte sie unruhig durch die Wohnung. Auf und nieder, auf und nieder, rund um den Tisch, ans große Fenster und wieder zurück. Uli erschien erst nach zweiundzwanzig Uhr.
    »Ich musste die Zadrazil rausläuten, das Tor war schon zugesperrt«, jammerte er.
    »Und?«, fragte Amelie.
    Er ging auf ihre Frage nicht ein. »Ich bin völlig fertig, hast du ein Bier im Eisschrank?«, wollte er wissen und ging gleich selbst, um nachzusehen. Als er wiederkam, hatte er die Flasche angesetzt und trank in tiefen Zügen. Sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder.
    »Und?« Amelie schrie nahezu. »Uli, du bist gemein, du machst das absichtlich, ich finde das nicht witzig.«
    Uli sah sie an. Er lachte nicht. Er rieb sich den Rücken. »Ist auch nicht witzig. Ich habe mir das Kreuz verrissen. Ich muss in die Liegelage. Sei lieb und wirf mir ein paar von deinen Kuschelpolstern runter«, sagte er und sah Amelie nach, die behände wie ein Affe die Leiter zum Hängeboden erklomm. »Das Weib ist beweglich wie eine russische Leichtathletin«, seufzte er neiderfüllt.
    Amelie sah über die Kante ihrer Bettstatt auf ihn nieder. »Jeder Wurf ein Treffer«, rief sie und schleuderte ein paar Kissen in seine Richtung. »Wenn du im Liegen immer noch nicht redest, kündige ich dir die Freundschaft auf.«
    Uli bettete sich ächzend

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