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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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verschwand, drehte sie sich noch einmal nach ihm um und lächelte ihm zu. Daniel Bartenberg lächelte nicht zurück. Seine Augen verengten sich, als hätte er eben etwas Interessantes entdeckt.
    Er blieb eine gute Stunde, ohne dass Amelie es bemerkt hatte, die Zeit verging so schnell. Sie hätte später auch nicht mehr zu sagen vermocht, ob Bartenberg tatsächlich die Absicht gehabt hatte, August zu kaufen, denn er war nicht mehr auf den Bären zu sprechen gekommen. Amelie erinnerte sich an seine Vorliebe für Kreisel. Was er an ihnen mochte, wollte sie wissen. Ihre Grazie und ihre Präzision, antwortete Bartenberg. Davon abgesehen antwortete er wenig und Amelie viel, denn Bartenbergs Art zu fragen war so geschickt, dass der Befragte das Fragen nicht gewahrte, sondern meinte, sich aus eigenem Antrieb mitzuteilen.
    »Sie sind Spielzeughändlerin«, sagte er zu irgendeinem Zeitpunkt, »sagen Sie mir: Warum spielt der Mensch?«
    Während des Gesprächs saßen sie nicht auf den Stühlen, sondern hockten beide halb auf dem Schreibtisch, Bartenberg auf einer, Amelie auf der anderen Ecke. Die Köpfe hatten sie einander zugewandt.
    »Ich weiß es nicht«, gab Amelie zu. »Obwohl ich auf Spielzeug versessen bin, habe ich mir darüber noch nie den Kopf zerbrochen.«
    »Kennen sie Huizinga?« Er wartete Amelies Antwort nicht ab, sondern fuhr fort. »Ein holländischer Kulturhistoriker, 1945 verstorben. Er hat ein Buch über den spielenden Menschen geschrieben. Darin versucht er, den Ursprung der menschlichen Kultur aus dem Spiel zu erklären. Homo ludens , ein faszinierendes Buch, ich werde sehen, ob ich es für Sie auftreiben kann.«
    Amelie lauschte seiner angenehmen Stimme. Hallt leise und tief nach wie eine Glocke, fand sie und studierte sein Gesicht. Ein bewegliches Gesicht. Aber außer den grüngoldenen Augen war an ihm nichts schön im eigentlichen Sinn. Die Stirn hoch, aber tief gefurcht. Der Ansatz des dichten brünetten Haares zu weit nach hinten gerutscht. Der Mund sinnlich, aber nicht voll. Gute Zähne, ja. Aber die Nase! Breit, das Ende leicht aufwärts strebend und in zwei sanfte Höcker auslaufend. ›Dromedar oder Kamel?‹, überlegte Amelie und lächelte vergnügt.
    »Sie sehen mich an, als wollten Sie mich malen«, sagte Bartenberg.
    Statt einer Antwort fragte Amelie: »Werden Sie zum Konzert Ihres Onkels kommen?«
    Daniel Bartenberg würde nicht kommen. Er würde für unbestimmte Zeit in die USA reisen. Schade, hatte Amelie gesagt und es ehrlich gemeint. Er war gegangen, ohne etwas zu kaufen. Amelie hatte es ihm nicht krummgenommen, sie hatte das Gespräch mit ihm genossen. Im Anschluss daran war ihr eingefallen, dass sie für die Bartenberg-Soirée nichts Passendes anzuziehen hatte. Sie rief Uli in Berlin an. »Hähnchen, ich brauche eine Robe für dieses Konzert chez Bartenberg. Festlich, Frühlingsabend und so. Wohin soll ich mich wenden? Du weißt, ich bin eher fürs Simple. Es soll simpel, aber umwerfend sein.«
    Uli freute sich, ihre Stimme zu hören. »Du klingst, als ob du gut gelaunt wärest. Echt oder Mache?«
    »Dir könnte ich sowieso nichts vormachen. Echt. Also höre: Ich freue mich auf dieses Konzert, und ich möchte toll aussehen. Wo kaufe ich ein?«
    Uli nannte ihr ein paar Boutiquen, die Amelie sofort verwarf. »Mein Geschäft geht miserabel, ich muss sparen, so teure Fetzen kann ich mir nicht leisten.«
    »Dann gehe in den Second-Hand-Shop der Böheimstetten.«
    »Wer ist die Böheimstetten?«
    »Eine einst mittellose Gräfin, die mit Second-Hand jede Menge Kohle macht.«
    »Und was mache ich in ihrem Shop?«
    »Doofe Frage – die Robe kaufen!«
    »Übertragenes Zeug? Was andere Weiber schon durchgeschwitzt haben? Nie und nimmer.«
    »Dann geh im Mummu oder nackt oder gar nicht zu Bartenberg«, sagte Uli mitleidlos.
    Als Amelie zu greinen begann, sprach er ihr zu. Der gräfliche Second-Hand-Shop sei nicht irgendein Altwarenladen, sondern ein exklusives Unternehmen. Jetsetterinnen, die ihre Designermodelle nur ein oder zweimal tragen wollten, gäben sie dort zu günstigen Preisen ab. Außerdem habe die Böheimstetten allerlei aufregende Accessoires zu bieten, Hermès-Taschen, schicke Schuhe, altes Zeug aus den Beständen adeliger Häuser.
    Ulis Begeisterung geriet ins Crescendo. »Ich liebe diese Hallen! Du wirst dich fühlen wie in der Höhle des Ali Baba! Geh hin und berufe dich auf mich, mit Handkuss an die Gräfin! Ich wollte, ich könnte mit dir gehen!«
    Der Laden lag in jenem

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