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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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realistisch. Ludwig und du, ihr seid seit Jahren ein Paar, ihr führt eine ausgezeichnete Ehe, euch verbindet der Beruf, ihr habt gemeinsamen Besitz. Ludwig ist zu anständig, zu beherrscht und zu intelligent, um das alles bachab gehen zu lassen.«
    »Vielleicht hast du Recht…« Uli seufzte dramatisch und drückte ihre Hände, ehe er ihr die seinen entzog. Eine Weile saß er zusammengesunken in seinem Sessel, dann richtete er sich betont forsch auf und brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Jetzt du: Wie ist das gelaufen mit dem Mann, den ich nicht für möglich gehalten habe?«
    Im Hinblick auf Ulis Liebesleid schien es Amelie unangebracht, die Affäre Gregor Freytag so leidenschaftlich zu schildern, wie sie tatsächlich war. Sie nahm sich zurück und blieb bei den Fakten. Angefangen vom Augenblick, als sie bei der Böheimstetten in den Schrankkoffer gestiegen war bis zu dem Moment, als sie in der Wohllebengasse eine Matratze umrunden musste, um an ein paar alte Kinderbücher zu gelangen. An dieser Stelle einen Punkt zu setzen, schien ihr richtig.
    Uli war fasziniert. »Der reinste Film«, stieß er hervor. »Und wie schnell bist du auf die Matratze gesunken?«
    Amelie kicherte. »Wie kommst du darauf, dass ich gesunken bin?«
    Er lächelte liebevoll. »Weil du noch dünner und noch schöner geworden bist…weil du aussiehst wie ein Rosenblatt.« Von seiner eigenen Misere abgelenkt setzte er eifrig fort. »Ich will den Mann, der für das Rosenblatt verantwortlich ist, so bald wie möglich kennen lernen. Als dein ältester Freund habe ich ein Recht darauf. Wann kann ich ihn unter die Lupe nehmen?«
    Amelie war glücklich, dass sie Uli mit ihrer Geschichte abgelenkt hatte, und versicherte ihm eifrig: »Er ist zurzeit in Mailand. Sobald er wieder da ist, wird er dir serviert. Auf einer silbernen Platte. Garniert.«
    Zwei, die Gregor Freytag ebenfalls gerne kennen gelernt hätten, waren Josef und Lizzi Lenz. Sie waren nach Wien gekommen, um eine Opernaufführung zu hören und hängten noch einen Abend an, weil sie fanden, nach fünf Monaten sei es an der Zeit, ihre Tochter endlich wieder einmal »von Angesicht zu Angesicht« zu sehen. Da Josef eine Schwäche für den Wiener Heurigen hatte, fuhr die Familie mit der Straßenbahn nach Grinzing und landete in einem der typischen Weinbauern-Höfe. Grüne Holztische und bänke, Oleander, die noch nicht blühten, großbusige Kellnerinnen in Dirndlkleidern, die vor dem zu erwartenden Gästeansturm geruhsam an der Schank lehnten und sich ihre Alltagsgeschichten erzählten.
    Es war später Nachmittag. Im Hof saßen nur ein paar ältere Leute, die sichtlich nach einer Wanderung durch den Wienerwald auf ein Viertel hier eingekehrt waren. Es war leise, lau und windstill. Amelies körperliche Sehnsucht nach Gregor, die sie Tag und Nacht latent verspürte, überfiel sie so plötzlich und heftig, dass sie leise ächzte.
    »Du bist so hübsch, wie seit Jahren nicht, bist du verliebt?«, platzte Lizzi heraus, die ihre Tochter bereits längere Zeit studiert hatte.
    Amelie, die das dringende Bedürfnis hatte, über Gregor, wenn sie ihn schon nicht berühren konnte, wenigstens zu sprechen, mimte das Gesicht einer Überführten und nickte. »Exakt, Mutter!«
    Josef Lenz reagierte auf ihre Mitteilung erwartungsgemäß zurückhaltend. Er blickte seine Tochter kurz an, ehe er in den Himmel sah und bedächtig eine lange Weile schwieg. Lizzi hingegen stürzte sich ungebremst in den Fall. Wer, wann, wo, wie… Sie wartete Amelies Antworten zunächst nicht ab. Erst als ihr die Luft ausging, forderte sie von ihrer Tochter einen zusammenfassenden Bericht mit den Worten, »also red endlich, Herzerl«, ein.
    Amelie, die dank des gewohnten mütterlichen Wortschwalls Gelegenheit gehabt hatte, über ihre Antwort nachzudenken, hielt sich bedeckt… Nicht zu viel verraten, keine falschen Vorstellungen nähren, zumal sie ja selbst nicht wusste, wohin das Ganze führen würde. Die Sache mit den Gamaschen, den gesamten Komplex Novemberphantom ließ sie wegen des zu erwartenden Erklärungsbedarfs unter den Tisch fallen. Der Mann sehe gut aus, sei neununddreißig Jahre alt, in der Medienbranche tätig und zur Zeit geschäftlich in Italien. Freytag heiße er, Gregor Freytag.
    »Freytag…«, murmelte Josef nachdenklich, »Freytag…Kennst du seine Familie?«
    Mit einem Mal wollte Amelie das Thema Gregor nicht mehr erörtern. »Er hat keine Familie, Vater. Seine Mutter ist tot, seinem Vater ist er nie

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